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Der Flug der Adler

Der Flug der Adler

Titel: Der Flug der Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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mit Leuten aus dem Außenministerium zu tun. Das
Dritte Reich hat sich hermetisch abgeriegelt.«

      »Davon hat man ausgehen können. Willst du noch einen Drink?«

      »Klar, warum nicht.« Abe
griff nach einer Zigarre. »Was für ein verdammtes
Durcheinander, Harry. Die werden noch Frankreich und England
überrennen. Wie soll das nur enden?«

      »Tja, ein Ende gibt's immer«, sagte Harry Kelso und schenkte den Whisky ein.

      »Harry, es ist an der Zeit,
daß wir einmal ernsthaft miteinander reden«, sagte Abe.
»Du hast letztes Frühjahr deinen Abschluß mit magna
cum laude gemacht, aber seither verbringst du deine ganze Zeit auf dem
Flugplatz oder fährst Autorennen, ganz wie dein Vater. Was willst
du mit deinem Leben anfangen? Was ist mit dem Jurastudium?«
      Harry lächelte und
schüttelte den Kopf. »Jurastudium? Hast du schon
mitgekriegt, daß Rußland heute morgen in Finnland
eingefallen ist?« Er nahm einen kräftigen Schluck.
»Die Finnen suchen dringend Piloten, und sie nehmen auch gern
ausländische Freiwillige an. Ich habe bereits einen Flug nach
Schweden gebucht.«
      Abe war entsetzt. »Aber das
kann nicht dein Ernst sein. Verdammt! Harry, das hier ist nicht dein
Krieg.«
    »Dann ist er's eben jetzt«, beschied Harry Kelso ihm, und dann trank er seinen Whisky aus.
      Der Krieg zwischen den Finnen und
Russen war von Anfang an hoffnungslos. Das Wetter war miserabel, das
gesamte Land lag unter Schnee und war von der Außenwelt
abgeschnitten. Das Heer, insbesondere die Skitruppen, setzte sich
heldenhaft gegen die zahlenmäßig weit überlegenen
gegnerischen Kräfte zur Wehr, wurde aber erbarmungslos
zurückgedrängt.
      Die Kampfflugzeuge waren auf beiden
Seiten technisch veraltet. Die modernsten Flugzeuge, die die Russen
aufzubieten vermochten, waren ein paar FW 190, die Hitler – als
Zeichen der Freundschaft zwischen Rußland und Deutschland –
Stalin geschenkt hatte.
      Harry, der einen englischen
Gloucester Gladiator flog – einen Doppeldecker mit offenem
Cockpit, ganz wie im Ersten Weltkrieg –, hatte sich schon bald
einen Namen gemacht.
      Auch wenn er
ausrüstungsmäßig kein richtiger Gegner zu sein schien,
kam er aufgrund seiner überlegenen Flugtechnik immer durch. Und
ganz wie bei seinem Vater während des Ersten Weltkriegs: Stets
saß Tarquin in einer wasserdichten
Reißverschlußtasche, die Harry in Stockholm gekauft hatte,
auf dem Boden des Cockpits.

      Seine Geschicke nahmen eine abrupte
Wendung zum Besseren als es der finnischen Luftwaffe gelang, sich eine
Handvoll Hurricane-Jäger aus England zu beschaffen –
angesichts der Tatsache, daß in der Roya l Air Force Flugzeuge
dieses Typs dringend gebraucht wurden, ein toller Fang.

      Harry, der bereits allseits als
Fliegeras bekannt war, wurde eine der beiden Hurricanes zugeteilt, die
seinem Geschwader gestellt wurden. Eine Woche später erhielten sie
über eine schwedische Quelle noch zwei Me 109.
    Harry wechselte zwischen den beiden Flugzeugtypen,
flog bei schlechtesten Wetterbedingungen – bei Schneestürmen
und starken Winden. Er wurde bald zum Hauptmann befördert, und die
Orden blieben nicht aus. Seine Abschußrate stieg rasch an.
      Ein Fotojournalist der Zeitschrift Life, der
nach Finnland gekommen war, um über den Luftkrieg zu berichten,
traute seinen Augen nicht, als er Senator Abe Kelsos Enkelsohn vorfand
und von dessen Erfolgen hörte. Die Sache war wahrlich eine
Nachricht wert, denn Abe war inzwischen als Mitglied von Franklin D.
Roosevelts Küchenkabinett einer der kommenden Männer in der
Politik.
      Abe sah also einmal mehr einen Enkel
auf der Titelseite einer Zeitschrift wieder: Harry im wattierten
Fliegeranzug, im Schnee neben einer Me 109; er hielt Tarquin im Arm und
sah zehn Jahre älter aus als zu der Zeit, als Abe ihn das letzte
Mal gesehen hatte.
      Abe las den Bericht über Harrys
Erfolge mit einer Mischung aus Stolz und Trauer. »Ich hab es dir
gesagt, Harry, das ist nicht dein Krieg«, sagte er leise.
»Ach je, wo soll das alles nur enden?« Und doch, ganz tief
im Inneren wußte er eines ganz genau: Amerika würde
früher oder später in den Krieg eintreten. Vielleicht nicht
heute und auch nicht morgen, aber der Tag würde kommen.
      Elsa von Halder nahm im kleinen Salon
ihres Gutshauses gerade einen Kaffee zu sich, als Max eintraf. Er
schlenderte herein, und wie immer trug er seine Fliegeruniform. Er
hatte eine Aktenmappe in der Hand, die er aber gleich nach dem
Eintreten

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