Der Flug der Aurora – Die Frontier-Saga (1): Die Frontier-Saga 1 (German Edition)
nicht so gut bei den Simulationen«, räumte Nathan ein. »Vielleicht will er mich feuern.«
»Nathan«, sagte Wladimir, »beim Militär wird man nicht gefeuert; man wird versetzt. Man könnte dich auch degradieren, aber du bist ja erst Fähnrich, das ist der niedrigste Rang für einen Akademieabsolventen. Also kann er dich nicht degradieren. Aber er könnte dir einen richtig miesen Job zuteilen, wie zum Beispiel in der Abfallverwertung.« Wladimir schauderte bei dem Gedanken.
»Danke für deine aufmunternden Worte, Wladi. Du hast mir richtig Mut gemacht.«
»Dafür sind Freunde doch da, oder?«, meinte Wladimir und beendete seine Mahlzeit.
»Also, ich bringe es am besten gleich hinter mich«, sagte Nathan und erhob sich.
»Positiv denken«, riet ihm Waldimir. »Und nimm das Kinn hoch, das signalisiert Stärke und Selbstvertrauen.« Er beugte sich vor und senkte die Stimme. »Dann merkt keiner, dass du ein kleiner Angsthase bist.« Wladimir lachte und klopfte Nathan auf den Rücken.
»Fähnrich Scott meldet sich wie befohlen zur Stelle, Sir.« Nathan stand stocksteif da, den Blick starr nach vorn gerichtet. Diese Haltung machte es ihm leichter, seine Nervosität zu verbergen.
»Fähnrich Scott«, sagte der Captain, »rühren Sie sich.«
Wenigstens redet er mich noch als Fähnrich an. Das ist ein gutes Zeichen.
»Wie läuft das Training?«
»Sir?« Nathan fragte sich, ob der Captain ihn aufs Glatteis führen wollte.
»Wie läuft es für Sie bei den Simulationen?«, fragte der Captain etwas direkter.
»Es gibt eindeutig noch Luft nach oben, Sir.«
»Ja, Fähnrich. Das sehe ich auch so.« Der Captain lehnte sich zurück, was er immer dann tat, wenn er sich den nächsten Satz zurechtlegte. »Und wie würden Sie Fähnrich Taylor einschätzen?«
»Sie ist besser als ich, Sir.« Wenn er schon aufrichtig war, konnte er auch gleich brutal aufrichtig sein.
»Wie das?«
»Sie kennt die Flug- und Navigationsprotokolle besser als ich, Sir. Und unter Druck behält sie einen kühlen Kopf.«
»Und Sie finden das gut?«
»Ich glaube ja, Sir.«
»Warum?«
»Sir?« Nathan war verwirrt, da er nicht wusste, worauf der Captain hinauswollte.
»Sie scheinen zu glauben, Fähnrich Taylor wäre Ihnen am Steuer überlegen, weil sie unter Druck einen kühlen Kopf behält. Ich wüsste gern, weshalb Sie das für vorteilhaft halten.«
»Ich glaube, auf diese Weise kann sie klarer denken, alle Optionen abwägen und die beste auswählen.«
»Und Sie glauben, Sie wären dazu unfähig?«
»Das habe ich nicht gesagt, Sir.«
Der Captain beugte sich wieder vor. »Aber Sie glauben, sie hätte dadurch einen Vorteil. Was tun Sie , was sie nicht tut?«
Nathan überlegte, was er darauf antworten sollte. »Sir, ich glaube, ich gehe emotional in der Situation auf.«
»Sie meinen, Sie nehmen es persönlich?«
»Ja, das glaube ich, Sir.« Der Captain blickte Nathan an, als wartete er auf eine weitere Erklärung. »Das ist … das ist, als würde ich in einen Kampf verwickelt, Sir. Ich gegen das Szenario, und ich will nicht verlieren.«
»Und Sie glauben, Fähnrich Taylor hat dieses Problem nicht?«
»Das stimmt, Sir. Sie betrachtet die Situation und berechnet die sicherste Lösung.«
Der Captain lehnte sich wieder zurück und holte tief Luft. »Wer nicht wagt, der nicht gewinnt«, murmelte er.
»Sir?«
Der Captain erhob sich und trat vor den Schreibtisch hin. »Fähnrich Scott, es gibt zwei Sorten von Offizieren: die, welche sich an die Vorschriften halten, und die, welche sie nur als allgemeine Richtschnur betrachten.« Der Captain setzte sich auf die Schreibtischplatte und blickte Nathan an. »Können Sie mir folgen?«
»Ich nehme an, Fähnrich Taylor gehört zur ersten Kategorie und ich zur zweiten.«
»Fähnrich Taylor kann das verdammte Regelbuch vermutlich auswendig aufsagen.« Der Captain lachte glucksend. »Mann, wahrscheinlich hat sie eine Liste mit Rechtschreibfehlern ans Flottenkommando geschickt.«
Nathan musste über den Scherz lächeln. Allmählich verdichtete sich der Eindruck, dass er nicht in Schwierigkeiten steckte.
»Sie hingegen, Sie sagen: ›Ach, es gibt ein Regelbuch?‹«
Nathan wurde wieder nervös. Captain Roberts bemerkte seine Verunsicherung und beschloss, zur Sache zu kommen.
»Ein Raumschiff steuern, nun, das kann auch ein Affe. Das könnte ich jedem hier an Bord beibringen. Mann, ich könnte auch dem Computer sagen, wo ich hinwill, und er würde das Schiff dorthin bringen. Aber das Fliegen, nun,
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