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Der Fotograf

Der Fotograf

Titel: Der Fotograf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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und ich hab gehört,wie er um Hilfe geschrien hat. Du hast mich so lange festgehalten, bis wir nichts mehr von ihm hörten.«
    Douglas Jeffers lächelte.
    »Das war wohl mein erster Mord. Gott, war das einfach.«
    Er sah seinen Bruder an.
    »Im Grunde war es jedes Mal leicht.«
    »Hat dich das dazu gebracht?«, wollte Martin Jeffers wissen.
    Douglas Jeffers zuckte die Achseln. »Frag Boswell. Steht alles in ihren Notizen.«
    »Sag du’s mir!«
    »Wieso?«
    »Weil ich es wissen muss.«
    »Musst du nicht.«
    Martin Jeffers schwieg. Das stimmte.
    Nach einer Weile fragte er: »Was hast du also vor?«
    Douglas Jeffers trat zurück und richtete sich auf. »Hab ich dir doch gesagt, Marty. Ich hätte dich an dem Abend loslassen sollen. Dann wärt ihr beide ertrunken. So wäre es am besten gewesen. Das war das letzte Mal, dass ich Mitleid mit jemandem hatte, weißt du das? Nein, das weißt du natürlich nicht. An dem Abend hab ich mich um dich gekümmert. Es war egal, wie sehr du gestrampelt hast und wie sehr er geschrien hat. Ich hab dich nicht ins Wasser gelassen, um den Mistkerl zu retten. Ich hab dir an dem Abend das Leben gerettet. Ich hab dir all diese guten, schlechten, traurigen Jahre beschert. Du bist abgeschlagen, die Zeit ist um. Alles wird rauskommen, das Versteckspiel ist vorbei. Ich tue im Grunde nur, was ich vor Jahren hätte tun sollen: Ich lass dich in dein eigenes Verderben rennen.« Er schwieg. »Mag sein, dass du ihn gerettet hättest. Er hatte es nicht verdient. Du vielleicht schon. Es wäre schön für dich gewesen, etwas Tapferes zu tun … Aber du hattest keine Chance.« Douglas Jeffers holte tief Luft.
    »Du wirst auch keine mehr bekommen.«
    Er hob die Waffe und zielte auf seinen Bruder.
    »Wahrscheinlich hegst du die irrige romantische Vorstellung, das wäre schwierig«, sagte Douglas Jeffers trocken. »Ist es nicht.«
    Er drückte ab.
     
    Das Echo des Schusses breitete sich über das schwarze Wasser aus und erhob sich in den Sternenhimmel. Detective Mercedes Barren rannte zum Ufer zurück und starrte in die tintenschwarze Nacht, zu dem Haus direkt ihr gegenüber, aus dem der Schuss gekommen war. Sie spürte, wie die kleinen Wellen ihr durch die Turnschuhe hindurch an den Zehen leckten. Ihr drehten sich sämtliche Eingeweide um, und es schrie in ihrem Kopf: Keine Zeit! Keine Zeit! Es passiert in diesem Moment! Ich weiß es!
    Beim Anblick des Wassers stieg ohnmächtige Wut in ihr auf. Ich kann nicht schwimmen! O mein Gott, ich kann nicht schwimmen.
    Vielleicht ist es ja nicht tief, versuchte sie sich einzureden.
    Sie wusste, dass es gelogen war.
    Sie machte einen zögerlichen Schritt ins Wasser. Augenblicklich wurde ihr eiskalt in der Brust; sie fühlte, wie sich eine schwarze Zentnerlast über sie legte und ihr die Luft wegblieb. Sie drehte sich um und blickte auf den langen Weg durch den Wald.
    Keine Zeit.
    Ich bin hundert Meter vom Ziel entfernt, dachte sie. Es hätten ebenso gut Millionen Meilen sein können.
    Die Mischung aus Entschlossenheit und Panik erfüllte sie mit Verzweiflung und dem glühenden Wunsch, es doch noch zu Ende zu bringen.
    Ich komme da rüber, beschwor sie sich zwischen zusammengebissenen Zähnen. Koste es, was es wolle.
    Aber sie wusste nicht, wie.
    Sie drehte sich erneut um und suchte das Ufer ab. Der Mond spiegelte sich in der sich kräuselnden Fläche und strich mit seinem fahlen Licht über bizarre Formen und Gestalten. Sie entdeckte etwa fünfzig Meter von ihr entfernt unmittelbar am Wasser etwas Langes, Schmales. Sie machte einen zögerlichen Schritt, dann einen zweiten. Sie wagte nicht, der Hoffnung einen Namen zu geben: ein Boot. Gleichzeitig feuerte sie bereits Befehle ab und ehe sie wusste, was sie tat, rannte sie schon hinüber. Mit jedem Schritt wurde dieses Etwas größer, bis sie ganz sicher war, dass sie eine Jolle vor Augen hatte.
    Ich komme, dachte sie. Danke! Danke!
    Sie hastete hinüber und packte das Boot an der Seite.
    Dann hielt sie jäh inne.
    Es gab keinen Motor. Keine Ruder. Nur einen einzigen Mast ohne Segel.
    Sie weigerte sich, der Enttäuschung, die in ihr aufschoss, Raum zu geben, und huschte an die Spitze des Bootes. Es war mit einer Kette an einem Pfosten im Sand festgemacht. An der Kette befand sich ein Vorhängeschloss.
    Sie sackte auf den Sand und konnte die Tränen nicht länger unterdrücken. Sie glaubte nicht, dass sie mit den Launen des Schicksals noch länger fertigwurde. Alles geht schief, stellte sie fest. Alles. Von Anfang an ist

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