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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
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klebriger Hitze belohnt. Ich lege den Kopf zurück und richte meinen Blick an die rosafarbene Decke, mit Sicherheit eine Entscheidung von Carmines Frau.
    Tausend Gedanken jagen mir durch den Kopf, um sofort wieder zu verschwinden, vertrieben von tausend neuen Gedanken. An einem bestimmten Punkt, vielleicht, weil er mich auf den Boden der Tatsachen zurückholen möchte, erinnert mein Körper mich daran, dass ich trotz allem ein lebender Organismus mit ziemlich eindeutigen körperlichen Bedürfnissen bin.
    Ich nehme die »Settimana Enigmistica« und begebe mich in Richtung Bad. Manche Handlungen werden nach einer gewissen Anzahl von Wiederholungen zu konditionierten Reflexen. Im Badezimmer sind noch die Spuren vom Duschen und Haareschneiden zu erkennen. Hier gibt es keine Signora Argenti, die bei meiner Rückkehr aufgeräumt und den Boden gefegt hätte.
    Ich lasse die Hose herunter, setze mich aufs Klo und zünde mir eine Zigarette an. Dann schlage ich die Zeitschrift auf. Ich lande auf der Seite mit der Sphinx und finde ein Kryptogramm, das ich nicht zu lösen vermag. Sofort blättere ich weiter und lese nur die Witze und die Kuriositäten. Irgendwann kommt eine Rubrik namens Edipeo Enciclopedico, in welcher der Leser anhand von verschiedensten Fragen seine Allgemeinbildung testen kann.
    Schnell überfliege ich sie und kontrolliere auch stets die richtigen Antworten, die unten auf der Seite stehen. Wie Tatsachen nehme ich sie zur Kenntnis und messe ihnen nicht viel Bedeutung bei. Als ich die Hälfte hinter mir habe, stoße ich auf eine Frage, die mich neugierig macht. Ich lese die Antwort, und die Lösung – wie es mit glücklichen Intuitionen so ist – steht mir mit der Blitzgeschwindigkeit von Gedanken vor Augen. In meinem Kopf liegen plötzlich sämtliche Buchstaben des Scrabble auf dem Tisch und bilden Worte mit einem klaren Sinn.
    Zwei Worte.
    Einen Namen und einen Nachnamen.
     

 
Kapitel 18
     
    Ich drücke auf den Knopf, und im Innern antwortet eine Klingel. Der Klang ist mir vertraut. Nach einer gewissen Zeit, die mir wie eine Ewigkeit erscheint, ist hinter der Tür eine Stimme zu hören. Auch sie ist mir vertraut.
    »Wer ist da?«
    »Ich bin’s, Bravo.«
    Schlagartig öffnet sich die Tür. Auf Lucios Gesicht zeichnet sich Entsetzen ab. Die Gläser der dunklen Brille reflektieren die Lampe auf dem Treppenabsatz. Er tastet nach meinem Arm und zieht mich herein. Dann schließt er die Tür, als müsste er den Teufel fernhalten. Seine Stimme klingt, als wäre er davon überzeugt, dass der Teufel es trotz allem bis ins Haus geschafft hätte.
    »Bist du verrückt geworden? Was machst du hier? Die gesamte Polizei von Mailand ist hinter dir her. Sogar mich haben sie befragt.«
    »Ich weiß. Aber ich brauche deine Hilfe.«
    Lucio tritt einen Schritt zurück.
    »Herr im Himmel, willst du mich in Schwierigkeiten bringen?«
    »Nein. Ich habe lernen müssen, vorsichtig zu sein. Auf dem Weg hierher habe ich tausend Umwege gemacht. Niemand hat mich gesehen.«
    Er wirkt erleichtert, aber nicht hinreichend, um die Spannung abzulegen. Vielleicht jage ich auch ihm, wie damals Laura, ein wenig Angst ein.
    Er ist abweisend, kurz angebunden.
    »Was willst du?«
    »Du musst mir nur helfen, das Kryptogramm zu lösen.«
    Erstaunen. Ärger. Wut.
    »Welches? Bedenklich fette Beute unter Siegel? Wegen eines solchen Scheißdrecks riskierst du es, in den Knast zu kommen und mich gleich mitzunehmen?«
    »Nein, das meine ich nicht. Das ist leicht. Die Lösung lautet ›Der große Coup‹. Ein Film über einen Überfall, bei dem unbedarfte Bankräuber in Mafiakreise hineingeraten. Unter der Regie von Don Siegel. Ich hatte es sogar längst vergessen, stell dir vor. Ich meine ein anderes. Eins, das du mir in all der Zeit vorgelebt hast und das bedeutend schwerer zu entziffern war.«
    »Ich verstehe dich nicht.«
    »Seit wann bist du bei den Roten Brigaden, Lucio?«
    Mit unsicheren Schritten geht er auf den Tisch zu. Dann bleibt er plötzlich stehen und dreht sich mit einem hilflosen, ungläubigen Lächeln zu mir um.
    »Bravo, bist du übergeschnappt? Ich bei den Roten Brigaden? Wie soll das denn gehen, in meinem Zustand …«
    Ich unterbreche ihn mit meiner Stimme und mit einer Geste. Damit er mich hören und sehen kann.
    »Du bist nicht blind, Lucio. Du bist es nie gewesen.«
    Er schweigt und beobachtet mich hinter seinen Brillengläsern. Jetzt weiß ich, dass er dazu in der Lage ist.
    Ich gehe zu der Schublade, öffne sie und finde das

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