Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
Vom Netzwerk:
auf die Rückenlehne.
    Ich fahre fort. Jetzt bin ich dran. Jetzt ist es an mir zu fordern, dass er erfährt.
    »Ich bin zurückgekommen, um dir zu erzählen, wie diese beiden Faktoren Nicola Sangiorgi bei der Hand genommen und in eine andere Person verwandelt haben.«
    Als ich ein paar Schritte durchs Zimmer gehe, bleibt mein Blick an einem Bild an der Wand hängen, eine meisterhafte Fälschung von Utrillos Moulin de la Galette.
    Ich spüre, dass seine Augen meinen Nacken fixieren.
    »Kurz nachdem ich gegangen war, hatte ich mich in einer billigen Pension in Rom verkrochen. Dort traf ich einen armen Teufel, einen Angestellten vom Einwohnermeldeamt eines Orts in der Nähe von Perugia. Die Frau hatte Krebs, und er hat seinen gesamten Besitz für die Behandlung geopfert. Wir waren wie füreinander geschaffen. Er brauchte Geld, und ich brauchte einen Namen. Also habe ich ihm Geld besorgt, und er hat mir dafür einen Namen besorgt.«
    Ich drehe mich um, damit er mir ins Gesicht schauen kann. Vor allem aber, damit ich ihn sehen kann. Dieses Schauspiel möchte ich mir um nichts in der Welt entgehen lassen.
    »Er hat mich in die Familie eines Paares eingeschleust, das zu Verwandten nach Australien gegangen war. Pech für die beiden, dass sie dort schon bald bei einem Inlandsflug abgestürzt sind. Das Chaos und der Zufall, von denen ich sprach, in perfekter Harmonie. Was für eine Ironie des Schicksals, denk nur. Gerade erst geboren, und schon Vollwaise. Und stell dir vor, Marisa und Alfonso Marcona sind gegangen, ohne ihren einzigen Sohn Francesco überhaupt kennen gelernt zu haben.«
    Er braucht ein paar Sekunden, um den Vornamen und den Nachnamen miteinander zu kombinieren. Dann wird ihm plötzlich alles klar.
    Die Schlagzeilen der Zeitungen. Das Phantombild, von dem ihm jetzt erst bewusst wird, wie sehr es mir ähnelt. Die Berichte der Polizei, die man auf mich gehetzt hat, Berichte, die er in seiner Position sicher einsehen durfte.
    »Du bist dieser …«
    Ich weiß nicht, ob es ihm die Sprache verschlägt oder ob ich ihn unterbreche.
    »Genau. Ich bin dieser Typ, der eingespannt wurde, um an Bonifaci heranzukommen. Hat Carla dir das nicht gesagt, gesetzt den Fall, sie heißt so?«
    Ich lasse ihm Zeit, darüber zu spekulieren, wie viel ich weiß. Mir selbst behalte ich das Vergnügen vor, nach und nach durchblicken zu lassen, dass ich alles weiß.
    »Oder hat sie sich zufällig in Luft aufgelöst, ohne dir und deinen Freunden abzuliefern, was sie in der Villa in Lesmo sicherstellen sollte?«
    Er springt auf. Seine Augen blitzen. Es sind aber nur schwache Flammen, ein Feuer, das ausschließlich ihn selbst verbrennt.
    »Der Körper meines Bruders ist noch warm auf der Bahre, und du wagst es, mit solchem Unsinn hier aufzukreuzen?«
    »Deinen Bruder hat niemand anders auf diese Bahre gebracht als du selbst.«
    Mein Tonfall ist der, mit dem man einst Kain dazu aufgefordert hat, Rechenschaft über seine Taten abzulegen.
    Zum ersten Mal in meinem Leben sehe ich, wie ein Schwert den unverwundbaren Panzer von Senator Sangiorgi durchdringt. Seine Stimme klingt leicht gebrochen, als er zum Telefon geht und den Hörer abhebt.
    »Was redest du denn da? Bist du verrückt geworden? Ich werde jetzt die Polizei anrufen und dich verhaften lassen.«
    »Das brauchst du nicht. Sobald ich dieses Zimmer verlassen habe, werde ich mich stellen.«
    Ich werfe den braunen Umschlag auf das Sofa, auf dem er gesessen hat.
    »Vorher wollte ich dir aber das hier zukommen lassen. Das hast du verdient.«
    Seine Augen haben die Flugbahn des Umschlags verfolgt. Langsam legt er den Hörer wieder auf und lässt ihn schief auf dem Apparat liegen. Die Papierhülle, die wie ein wertloses Schmuckstück auf dem Samt liegt, lässt er nicht aus dem Blick, als er sich zum Sofa begibt.
    Er setzt sich, nimmt den Umschlag und öffnet ihn.
    Darin ist alles enthalten.
    Seine Geschichte und die von Mattia Sangiorgi.
    Fotos von meinem Onkel, der nackt in einem Bett liegt und eine Frau umklammert, die ich nicht kenne. Beweise für Absprachen der Brüder mit der Mafia in Person von Turi Martesano, dem mächtigsten Familienoberhaupt ganz Siziliens. Beweise dafür, dass Letzterer beide dabei unterstützt hat, an die Spitze der Politik aufzusteigen. Schließlich Beweise für gefälschte Ausschreibungen, Drogenhandel, Schmiergelder, den Mord an unbequemen Personen, Wahlmanipulationen.
    Dokumente, die für viele Lebensjahre stehen und gleichzeitig für viele Jahre Gefängnis.
    Als

Weitere Kostenlose Bücher