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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
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wird. Die Schritte von jemandem, der sich nähert. Dann dringt aus dem Hörer eine Stimme, die mir nicht unbekannt ist.
    »Bravo?«
    »Ja.«
    »Hier ist Tano.«
    Das hätte ich mir denken können, dass dieser Mann mir niemals eine Privatnummer geben würde. Die Bar, in der er sich jetzt befindet, dürfte einer der vielen sicheren Standorte sein, von denen aus er seine Geschäfte erledigt.
    »Schieß los.«
    »Ab morgen wäre ich für die Aktion bereit.«
    »Sehr gut. Es könnte auf übermorgen hinauslaufen. Ich spreche mit der Person und lasse es dich dann wissen.«
    »Wo bist du heute Abend?«
    »Ich bin zum Abendessen im Ricovero Attrezzi, das ist ein Restaurant in der Via …«
    »Ja, ich weiß, wo das ist. Dort wird sich ein Mann mit dir in Verbindung setzen, um die Details zu besprechen.«
    »Wie erkenne ich ihn?«
    »Er wird dich erkennen.«
    »Einverstanden.«
    Pause am anderen Ende der Leitung. Dann ändert die Stimme, die ich kenne, auf kaum wahrnehmbare Weise den Klang. Ich weiß nicht, ob das beabsichtigt ist, aber sie klingt eine Spur bedrohlicher.
    »Bravo, hast du das mit Salvo gehört?«
    Ob ich es gehört habe? Ich habe es sogar gesehen …
    » Ja. Schlimme Sache.«
    »In der Tat. Wirklich eine schlimme Sache.«
    Eine weitere Pause.
    »Hast du mir nichts zu sagen?«
    »Nein.«
    Die dritte Pause verspricht nichts Gutes. Und auch nicht die Worte, die dann folgen.
    »Okay. Darüber reden wir noch.«
    »Einverstanden. Wann immer du willst.«
    Ein klick bekräftigt, dass unser Gespräch für den Moment beendet ist. Zur rechten Zeit wird es wiederaufgenommen werden, und dann werde ich Tano Casale ein paar Dinge zu erklären haben. Wenn ich nicht vollkommen danebenliege, hat ihn der Tod der Tulpe emotional nicht besonders mitgenommen. Doch er ist sein Mann gewesen, und nach den Regeln bestimmter Kreise hat derjenige, der ihn umgebracht hat, es am nötigen Respekt ihm gegenüber fehlen lassen. Und das kann ein Boss nicht hinnehmen, egal, aus welchem Grund es geschehen ist.
    Ich nutze das Telefon, um Barbara und Cindy zum Abendessen zu bitten und sie direkt in besagtes Restaurant zu bestellen, mit der Vordringlichkeit großer Ereignisse. Dann zwinge ich mich, nicht mehr an die Geschichte mit der Tulpe zu denken, aber als ich mich wieder zu Carla geselle, muss sie sich noch in meiner Miene spiegeln.
    »Stimmt was nicht? Schlechte Nachrichten?«
    Ich versuche, wieder der Alte zu sein. Ob mir das gelingt, weiß ich nicht, aber so läuft das Spiel. Carla versteht und spielt bereitwillig mit.
    »Überhaupt nicht. Und jetzt, da du so schön und elegant bist, lass mich ein wenig mit dir angeben. Ich führe dich zum Essen aus, zusammen mit zwei Mädchen, die du kennen lernen solltest.«
    »Arbeiten sie für dich?«
    »Ja. Und morgen werden sie zu einem Fest bei ziemlich anspruchsvollen Leuten erwartet.«
    Ich schaue sie an und mache eine Pause. Jeder hat gelegentlich das Recht auf einen Trommelwirbel.
    »Und du wirst sie begleiten.«
    Carla schaut unwillkürlich auf.
    »Ich? Morgen?«
    Mit einem Mal ist das Lächeln verschwunden. Aschenputtel muss wieder Arbeiten verrichten, bei denen es sich die Hände schmutzig macht. Es kommt mir komisch vor, dass eine, die für ein paar Lire bereitwillig mit Daytona ins Bett gegangen ist, jetzt plötzlich Probleme bekommt. Aber die Welt ist sonderbar. Es sind die Menschenwesen, die sie dazu machen.
    Ich bestätige.
    »Ja, morgen. Falls es dich interessiert, es wird dir zwei Millionen einhunderttausend Lire einbringen.«
    »Wahnsinn.«
    In diesem instinktiven Ausruf stecken all die Jahre in überbevölkerten Großsiedlungen, den echten, nicht jenen luxussanierten, in denen man im alten Mailand romantische Apartments für Reiche geschaffen hat. Mieten, Stromrechnungen und Gasrechnungen stehen dort bedeutend pünktlicher ins Haus als das Geld, mit dem man sie bezahlen könnte. Sie sind es, die die Armen unerbittlich immer weiter an die Peripherie treiben und die Grenze zwischen Leben und Überleben ausmachen.
    Mich hat das alles immer einen Dreck gekümmert. In Carlas Fall ist das anders. Den Grund kenne ich nicht, und ich möchte ihn auch gar nicht kennen. Vielleicht bin ich einfach nur ein kranker Mann, und meine wenigen emotionalen Anwandlungen leiden an derselben Krankheit.
    Lucio, Carla, ich.
    Drei Menschenwesen, die in der gesamten verbleibenden Zeit damit beschäftigt sein werden, sich kaputtzumachen und wiederherzustellen, Tag für Tag, nur um schließlich am Boden zerstört

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