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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
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allen etablierten Lokalen isst man hier schlecht und legt Unsummen dafür hin. Das ist der Zauber von Mailand bei Nacht: alchemistische Geheimwissenschaften, die miserables Essen in Gold verwandeln. Dies hier mag tatsächlich mal ein Geräteschuppen gewesen sein, doch jetzt ist daraus ein Schuppen für Leute mit Kohle geworden. Wenn man es recht bedenkt, könnten viele von denen, die ihn frequentieren, auch als Gerätschaften durchgehen, und nichts weiter als das. In einem gewissen Sinne wurde der Verwendungszweck also beibehalten.
    Während wir uns Cindy und Barbara nähern, sehe ich, dass sie Carla kritisch taxieren und ihre eigenen Berechnungen anstellen.
    Als wir uns setzen, ist sie bereits als gefährliche Rivalin eingestuft, auch wenn die beiden das nicht einmal unter Folter zugeben würden. In diesem Fall aber bin ich die Bezugsperson, und von mir wurden sie noch nie enttäuscht, weder was ihren Stolz noch was ihren Geldbeutel betrifft. Eifersüchteleien einer bestimmten Kategorie lassen sich also verkraften, besonders wenn sie mit Kaviar und Champagner einhergehen.
    Ich stelle sie einander vor.
    »Carla, das sind Cindy und Barbara.«
    Barbara ist dunkelhaarig, eine mediterrane Schönheit mit dunklen Augen und olivfarbener Haut. Mit großer Nonchalance stellt sie einen überwältigenden Busen und ein heiteres Temperament zur Schau. Cindy ist das komplette Gegenteil. Überdurchschnittlich groß und zart, aber dort, wo es nötig ist, mit den richtigen Proportionen. Helle Haut, blonder Pagenschnitt und blaue Augen. Ein wenig melancholisch, ein wenig introvertiert, aber wenn man sie zwischen zwei Laken steckt, ist sie der Hammer, wie man mir versichert hat.
    Die Stimme des Volkes, die Stimme des Eros.
    Beide schauen mich mit einem praktisch identischen Gesichtsausdruck an, und der läuft auf eine Frage hinaus. Ich behebe ihre Irritation, indem ich die Vorstellungsrunde beende.
    »Mädels, das ist Carla. Ab heute arbeitet sie mit uns.«
    In gewisser Weise sind sie erleichtert. Das bedeutet, dass wir frei reden können, was auch immer zu besprechen sein wird. Vorerst bleibt nicht die Zeit, noch etwas hinzuzufügen. Ein Kellner erscheint und legt vier Ledermappen mit der Speisekarte auf den Tisch. Bevor er geht, bestelle ich Mineralwasser und eine Flasche Champagner, wie versprochen. Carla beobachtet, was die anderen tun, und verhält sich entsprechend. Und schon sind die Gesichter dreier Frauen in den Karten vergraben, vertieft in die Frage, ob Fisch oder Fleisch. Das Restaurant gehört zu den wenigen, in denen man mit Sicherheit erkennt, was von beidem auf dem Teller liegt.
    Während die Mädchen die Speisekarte studieren, studiere ich den Saal. Ein paar Fernsehleute sind da, ein paar herausragende Persönlichkeiten der Mailänder Gesellschaft und viele Unbekannte, möglicherweise Leute aus der Provinz, die die lange Anfahrt in Kauf nehmen, nur um hier zu sein.
    Im Hintergrund sitzen zwei Frauen und essen. Eine sitzt mit dem Rücken zu mir. Die andere hat Haare, die mit grauen Strähnen durchzogen sind. Sie ist schön, hat sich für ihre fünfundvierzig Jahre gut gehalten und trägt ein sehr geschmackvolles schwarzes Kleid, das ein Vermögen gekostet haben muss. Ihre Haut sieht aus nach Gesichtsmasken und karibischer Sonne. Sie heißt Margherita Boni, und ich kenne sie sehr gut. Der Ehemann ist praktisch immer in Sachen Arbeit unterwegs, und sie hat eine Menge Geld zur Verfügung, um sich die Zeit zu vertreiben. Sie gibt mir ein Zeichen und schaut zur Toilettentür hinüber, von mir aus gesehen an der rechten Wand. Dann steht sie auf, nimmt ein Täschchen vom Stuhl neben sich, durchschreitet den Speisesaal und verschwindet im Bad.
    »Bestellt, was ihr wollt, aber nichts mit Zwiebeln oder Knoblauch. Morgen müsst ihr einen frischen Atem haben. Alles Weitere erkläre ich euch nachher. Ich nehme ein Steak, blutig, und einen Salat.«
    Ich stehe auf und folge Margherita. Sie erwartet mich bei den Waschbecken und kontrolliert ihr Make-up, das keinerlei Auffrischung bedarf. Ich gehe nicht davon aus, dass sie mir eine Linie Koks anbieten möchte, da sie weiß, dass ich mir nichts daraus mache. Sie rückt sofort mit dem Grund für ihr Verhalten heraus, und es ist der, den ich erwartet hatte.
    »Wer ist das Mädchen?«
    Ich weiß, wen sie meint, aber heute Abend bin ich in Stimmung und spüre, dass soeben eine Beute in die Falle geht. Eine Falle, die direkt auf ihr Girokonto zielt.
    »Welches Mädchen?«
    »Tu nicht so dumm.

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