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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
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sondern weil die Snobs nichts von mir wissen wollten.
    Um die Stimmung aufzulockern, bringe ich das Gespräch auf irdische Dinge.
    »Hast du Hunger?«
    »Wie verrückt. Wohin gehen wir zum Essen?«
    »In eins dieser Restaurants, wo man gelegentlich hingehen muss. Dort sind wir mit Cindy und Barbara verabredet, den beiden Mädchen, von denen ich dir erzählt habe.«
    Sie kann nicht anders als zu fragen:
    »Ist das teuer?«
    Das hat sie derart ängstlich gesagt, dass diesmal ich es bin, der lächelt.
    »Darum musst du dir keine Sorgen machen. Ich zahle. Außerdem erkläre ich hiermit ein für alle Mal die Zeit für beendet, in der du belegte Brote von zu Hause mitbringen musstest.«
    Ich lasse ihr Zeit zu begreifen, was ich soeben gesagt habe. Es ist wichtig, dass sie wirklich davon überzeugt ist. Sicherheit lässt die Augen strahlen und verleiht eine Stärke, die Carla im Moment wie die Luft zum Atmen braucht. Sicherheit ist Anziehungskraft, und Anziehungskraft ist Macht.
    Und Macht ist gleichbedeutend mit Geld.
    Ich spreche mit ihr über Praktisches, um Erinnerungen auszulöschen und Wehmut zu vertreiben.
    »Ich meine verstanden zu haben, dass du nicht nach Hause zurückmöchtest. Bis du etwas Besseres findest, könntest du im Apartmenthaus in der Via Principessa Clotilde bleiben. Das ist sehr beliebt bei Models. Und für das, was wir vorhaben, ist es eine schöne Ausgangsbasis.«
    Weiteren finanziellen Erwägungen komme ich schnell zuvor.
    »Und frag mich nicht, was es kostet. Ich garantiere dir, du wirst es dir leisten können.«
    Sie schaut mich an. Ich vermag ihre Miene nicht zu deuten.
    »Kann ich heute Nacht noch mal bei dir bleiben?«
    Vielleicht warte ich zu lange mit der Antwort. Und vielleicht ist es auch die falsche.
    »Um was zu tun?«
    »Nichts. Ich habe nur einfach keine Lust, alleine zu sein. Es ist zu viel in zu kurzer Zeit passiert.«
    Meine Stimme überrascht mich damit, dass sie etwas zugesteht, was ich anderen Personen in anderen Situationen niemals zugestanden hätte.
    »In Ordnung. Und morgen, während du unterwegs bist, suche ich dir eine Unterkunft.«
    Carla entspannt sich und lächelt.
    »Ich habe Hunger, und da du zahlst, werde ich ungeniert zulangen. Weißt du, dass ich noch nie Champagner getrunken habe?«
    Wir lachen beide. Von außen betrachtet, mit unserem Kofferraum voller Pakete, wirken wir vermutlich wie ein normales Paar, das von einem nachmittäglichen Einkaufsbummel zurückkehrt. Das, was wir wirklich sind, ist in unserem Innern verschlossen, und wir haben noch den ganzen Abend, um zu versuchen, nicht darüber nachzudenken. Ein gemäßigter Verkehr hat uns mittlerweile über den Viale Ripamonti bis hinter die Kreuzung Via Antonini geführt. Am Ende biegen wir links in eine Querstraße ein und erreichen bald ein renoviertes Bauernhaus, wo uns ein Schild die Ankunft am ›Geräteschuppen‹, dem Restaurant Ricovero Attrezzi, bestätigt. Die Autos, die in der Dämmerung stehen, gehören fast alle zur gehobenen Wagenklasse. Vielleicht werden in Kürze einige von ihnen in der Dämmerung des Parkplatzes einer Spielhölle in Opera stehen. Vielleicht wird es auch ein Parkplatz beim Charly Max sein, oder der Wagen wird in zweiter Reihe vor dem Nepentha zurückgelassen, zusammen mit einem großzügigen Trinkgeld an die zuständige Person, die ihn, sobald etwas frei wird, in eine Parklücke fährt. Ich stelle meinen armseligen Mini zwischen zwei ernstzunehmende Autos und gebe Nino, dem Parkwächter, tausend Lire, damit er ein Auge drauf wirft.
    Als wir das Lokal betreten, bleibt Carla direkt hinter der Tür stehen. Es ist, als hätte man mit einer Billardkugel in die Vollen gekegelt. Ich weiß nicht, ob sie alle Neune gerissen hat, aber es sind etliche Kegel gefallen. Innerhalb einer Sekunde richten sich unzählige Augenpaare auf sie.
    Ich bin daran gewöhnt.
    Sie nicht.
    Als ich ihren Arm nehme, spüre ich, dass sie ein wenig steif ist. Ich lächele sie an, und sie hört die Belustigung aus meiner Stimme heraus.
    »Es ist alles, wie ich gesagt habe, nicht wahr? Du musst dich daran gewöhnen. Komm, Cindy und Barbara sind schon da.«
    Die Mädchen sitzen im hinteren Salon, den man schräg vom Eingang aus einsehen kann. Ich bahne Carla den Weg. Zwischen Blicken und Gedecken durchqueren wir den großen Speisesaal des Restaurants, das in einem Stil eingerichtet ist, der Alter und Zweck des Gebäudes entspricht. Holz, bernsteinfarbenes Licht, Rauputz in einem hellen Gelbton, Eichentische. Wie in

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