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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
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und Ihre Frau, aber für Ihre Kinder kann sie eine schöne Zukunft bedeuten.«
    Am anderen Ende der Leitung herrscht einen Moment nachdenkliches Schweigen.
    »Ich denke, ich habe verstanden.«
    »Das hoffe ich für Sie. Guten Abend, Signor Frontini. Schlafen Sie gut. Bald werden Sie ein reicher Mann sein.«
    Als ich auflege, steigt plötzlich Reue in mir auf und verfinstert mit ihrem schwarzen Flügelschlag all meine Sicherheiten. Das passiert nicht oft, aber diese Person in ihrer wehrlosen Menschlichkeit war mir von Beginn an sympathisch. Ich nehme mir vor, sie zu beschützen, vor mir selbst und vor den anderen, damit nichts schiefgeht.
    Ich verlasse die Toiletten und kehre zum Tisch zurück. Dort erwarten mich der verlegene Blick der drei Mädchen und der etwas spöttische Blick des Mannes, der auf meinem Platz sitzt. Er ist von mittlerer Statur und schlank. Sein dunkles Hemd und seine dunkle Jacke könnten es vertragen, gewaschen und gebügelt zu werden, und seine Haut trägt die Spuren einer Jugendakne. Er hat eine Adlernase und einen großen, schmalen Mund, auf dem nur der Anflug eines Lächelns erscheinen muss, um es wie das des Jolly Joker aussehen zu lassen. Auch diesen Mann kenne ich gut, aus verschiedenen Gründen.
    Der erste ist die Arbeit, die ich mache. Der zweite ist die Arbeit, die er macht.
    Es ist Stefano Milla, Polizeiinspektor am Kommissariat in der Via Fatebenefratelli.
     

 
Kapitel 10
     
    Als wir am Byblos ankommen, spielt Lucio gerade.
    Er trägt seine dunkle Brille und den üblichen ungepflegten Bart und sitzt auf einem Hocker in der Mitte des Podests. Hinter sich hat er die Wand, über sich die Lightshow, die er nicht sehen kann. Immer schon habe ich mich gefragt, ob die Beleuchtung einer Bühne dazu dient, den Künstler in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken, oder ob sie eher dazu dient, den leeren oder vollen Saal vor ihm zu verstecken. Als Mensch, der im sicheren Halbschatten lebt, denke ich, dass beides beängstigend sein kann. Lucio ist allerdings nicht die Person, von der ich eine Antwort auf diese Frage erwarten darf. Er baut sein Verhältnis zum Publikum sicher eher über den Geruchssinn auf.
    Hinter ihm steht ein Ständer mit einer spanischen Gitarre. Die, die er im Schoß hält, ist eine akustische Martin, mit der er soeben eine bemerkenswerte eigene Version von John Barleycorn von den Traffic interpretiert.
    Lucio spielt sehr gut. Er beherrscht die nötige Technik und hat Gefühl. Seine Stimme ist eigenwillig, doch es gelingt ihm, Emotionen zu transportieren, die in einem Lokal wie diesem die Geräusche mehr oder weniger zum Verstummen bringen.
    Um nicht zu stören, bleiben Carla und ich an der Bar stehen, bis das Lied zu Ende ist und er den gebührenden Applaus bekommt. Nun steuern wir einen Tisch in der Saalmitte an, auf der Grenze zwischen denen, die da sind, um die Musik zu hören, und denen, die trinken und reden wollen, ohne zu merken, dass sie in Wahrheit über nichts reden.
    Ich stimme die Tischwahl mit Carla ab.
    »Ist es dir recht hier?«
    Sie nickt bloß und setzt sich. Ihre Augen sind auf die Bühne gerichtet. Man merkt, dass die Musik sie fasziniert. Ich habe den Gesichtsausdruck gesehen, mit dem sie das Stück gehört hat, als wir an der Bar standen.
    Ohne etwas zu sagen, tauscht Lucio die akustische Gitarre gegen die klassische aus und beginnt mit einem Stück von José Feliciano mit dem Titel Entrada de Bilbao . Die Töne dringen hervor und vermehren sich unter Lucios Fingern, die zupfen und das Nylon und das Kupfer der Saiten bearbeiten. Still setze ich mich hin und warte, dass ich etwas zu trinken bestellen kann. Während ich der Musik zuhöre, schaue ich Carla an und versuche gleichzeitig, ein bisschen Ordnung in das zu bringen, was im Restaurant passiert ist.
    Das Lokal einschließlich Musik und Zuschauern verschwindet.
    Stefano Milla kenne ich seit geraumer Zeit. Was uns verbindet, war nie Freundschaft, sondern eher eine Arbeitsbeziehung, wenn man das so nennen mag, was zwischen einem wie mir und einem Polizisten bestehen kann, der gelegentlich ein Auge zudrückt. Und der bei Gelegenheit ein gutes Wort einlegt, damit auch andere ein Auge zudrücken. Es handelt sich nicht um richtige Korruption, sondern lediglich um einen Sicherheitsgurt für den Fall eines Frontalzusammenstoßes. Der wiederum nie wirklich gefährlich werden kann, für keinen von uns, weil ich immer schon langsam gefahren bin. Im Gegenzug lasse ich ihm manchmal eine Vergütung

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