Der Frauenhaendler
Die, mit der du gekommen bist.«
Ich stelle mich neben sie und wasche mir die Hände. Unsere Unterhaltung wird jetzt zwischen Spiegelbildern geführt.
»Sie heißt Carla.«
»Ich will sie.«
Margherita ist lesbisch, und gelegentlich habe ich ihr ein paar Spielgefährtinnen zukommen lassen, mit denen sie ihre kleine, unschuldige Andersartigkeit ausleben kann. Viele meiner Mädchen fahren sowohl unter Segel als auch mit Motor. Mit Carla habe ich allerdings noch nicht geklärt, zu was sie alles bereit ist.
Ich teile ihr meine Unwissenheit mit.
»Sie ist neu. Ich kenne sie noch nicht gut genug. Gefällt dir Barbara nicht, die Dunkelhaarige? Die ist bisexuell.«
»Die anderen beiden sind Drei-Dollar-Püppchen. Sie sind schön, aber ihnen ist ins Gesicht geschrieben, was sie sind. Carla ist ein Traum, und ich möchte, dass er wahr wird.«
Die Anbahnung ist abgeschlossen. Jetzt geht es ums Geschäft.
»Für den Fall, dass sie es macht, ist sie teuer.«
»Ist Geld je ein Problem gewesen?«
»Nein, würde ich sagen.«
»Sehr gut. Ich warte auf Nachrichten von dir, unter der üblichen Nummer.«
Sie nimmt das Täschchen von der Waschbeckenablage, geht und überlässt mich mir selbst, der ich nun im Spiegel meinen Gesichtsausdruck studiere.
Da ist der ewige Konflikt zwischen Haben und Sein.
Meine Möglichkeiten zu sein wurden seinerzeit gewaltig beschnitten. Was mir bleibt, ist die Möglichkeit zu haben. Was nur ein billiges Surrogat sein kann, wenn einem nicht die halbe Welt gehört. Und sogar in diesem Fall begegnet man irgendwann demjenigen, dem die andere Hälfte gehört, und das ist Mist. Ich fühle mich im Besitz dieser feinen Linie, welche die Grenze bezeichnet, und das reicht mir für den Moment.
Früher oder später werde ich alles haben, was ich will, und dann werde ich in gewisser Weise auch wieder sein können.
Ich trockne mir die Hände und werfe das Papierhandtuch in den Behälter aus brüniertem Metall. In einer Ecke des Bads hängt ein öffentliches Telefon. Ich werfe eine Münze ein und wähle die Nummer von Remo Frontini, die ich aus dem Telefonbuch herausgesucht und dann, wie alle Nummern, auswendig gelernt habe.
Beim dritten Klingeln meldet er sich.
»Hallo.«
»Signor Frontini?«
Offenbar ist er es nicht gewöhnt, dass man ihn so anredet, denn die Antwort ist ein wenig zögerlich.
»Ja. Wer ist da?«
»Hier ist Bravo, Ihr Nachbar. Wir haben uns neulich abends gesehen, erinnern Sie sich?«
»Ja natürlich.«
»Sehr gut. Ich wollte Ihnen sagen, dass die Aktion übermorgen starten kann. Wäre das für Sie ein Problem?«
Ein Zögern. Eine lange Pause. Ich fürchte, ich habe diesem braven Mann den Schlaf geraubt, indem ich ihn in etwas hineingezogen habe, das er für größer hält als sich selbst. Das muss ihm Angst einjagen, zumal ich mit meiner Bemerkung, dass eine Weigerung unangenehme Folgen haben könnte, vielleicht etwas zu weit gegangen bin.
Ich versuche ihn nach Möglichkeit zu beruhigen.
»Seien Sie unbesorgt. Es wird alles gutgehen, und danach werden Sie nie wieder mit irgendwelchen Unsicherheiten leben müssen.«
»In Ordnung. Was soll ich tun?«
»Seien Sie gegen elf vor der Bank, wo das Schließfach ist. Bringen Sie eine Kopie des Totoscheins mit, um zu beweisen, dass Sie den Gewinnerschein tatsächlich besitzen. Anschließend bekommen Sie die besprochene Summe. Sobald Sie festgestellt haben, dass der Betrag stimmt, betreten Sie die Bank, legen das Geld ins Schließfach und holen erst dann den Originalschein heraus und geben ihn mir. Fühlen Sie sich mit dieser Prozedur ausreichend abgesichert?«
Die Stimme, die mich nach der gebührenden Bedenkzeit erreicht, klingt erleichtert. Vielleicht hatte er selbst schon darüber nachgedacht, wie er sich vor üblen Scherzen schützen kann, und diese Lösung übersteigt alle seine Erwartungen.
»Das scheint mir in Ordnung zu sein. Die Bank ist die Credito Romagnolo in der Via Roma, in Cesano Boscone.«
Ich will schon auflegen, als ich plötzlich das Gefühl habe, dass ich ihm noch etwas schuldig bin, wozu auch immer das gut sein soll.
»Noch etwas, Signor Frontini.«
»Ja?«
»Ihnen ist ein Vermögen in den Schoß gefallen. Sehen Sie zu, dass Sie es nicht vergeuden. Lassen Sie es langsam angehen. Ändern Sie nicht sofort Ihr Leben. Halten Sie eine Weile still, warten Sie, dass die Welt vergisst, und gehen Sie dann woandershin, vielleicht in eine andere Stadt. Die Summe bedeutet möglicherweise eine schöne Gegenwart für Sie
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