Der Frauenhaendler
ausgezeichnet: drei Millionen pro Kopf. Die Personen sollen dieselben sein wie letztes Mal. Sie haben extra nach euch gefragt.«
»Und Laura?«
»Die arbeitet nicht mehr für uns. Sie hat sich für einen anderen Weg entschieden.«
Um gar nicht erst die Pferde scheu zu machen, hielt ich rechtzeitig inne und verkniff mir die Erklärung, dass sie die Liebe gewählt hatte. Merkwürdige mentale Mechanismen, in denen die Frauen Meister sind, sollte man gar nicht erst in Gang setzen. Cindy und Barbara hielt ich für einigermaßen gefestigt, was das Thema betraf, aber Carla war noch Anfängerin und musste beschützt werden.
Vor sich, für mich.
»So war ich gezwungen, ein anderes Mädchen auszuwählen. Carla wird sie ersetzen. Und sie wird es noch viel besser machen, denke ich. Es ist ihr erster Auftrag, daher zähle ich auf eure Mitarbeit, damit sie sich wohlfühlt.«
Barbara fing an zu lachen und versteckte ihre Heiterkeit in einem Taschentuch.
Carlas Blick verfinsterte sich ein wenig.
»Warum lachst du?«
Barbara gab sich Mühe, die Sache mit einer Geste herunterzuspielen.
»Nichts. Es ist nur, dass letztes Mal einer da war, der verrückt war nach dem Dienstboteneingang – falls du weißt, was ich meine. Darauf solltest du vorbereitet sein, für den Fall, dass es dich trifft.«
Der Witz wäre ziemlich geschmacklos, wenn es denn ein Witz wäre. Tatsächlich war es die nackte Wirklichkeit, der man ins Auge schauen musste. Ich beobachtete Carla und wartete auf ihre Antwort. Sie nahm sich Zeit und betrachtete erst die eine, dann die andere.
»Und ihr macht das?«
Cindy antwortete für beide.
»Peitschen und Schläge laufen bei mir nicht, aber ansonsten kenne ich keine Grenzen, wenn solche Summen im Spiel sind.«
Carla nickte leicht. Eine kleine Geste für eine Frau, ein großer Schritt für meine und ihre Finanzen.
»Dann ist es auch für mich okay.«
Sie trank den Champagner, der noch in ihrem Glas war, und hielt mir das leere Glas hin.
»Sehr gut. Bekomme ich noch ein wenig?«
Der tosende Beifall am Ende des Konzerts holt mich ins Byblos zurück und tilgt die letzten Reste eines Abends mit drei schönen Mädchen, die nach meinem Wunsch Kolleginnen werden sollen, da das Wort Freundinnen ein sehr großes Wort ist.
Das Licht auf der Bühne erlischt und wird durch eine dezente Raumbeleuchtung ersetzt. Die Stereoanlage versorgt uns jetzt mit Musik aus der Konserve, vielleicht um einige Dezibel lauter als nötig. Die Veranstaltung ist vorbei. Lucio erhebt sich von seinem Hocker, und sofort eilt ein Techniker herbei, der ihm hilft, seine Gitarren wegzustellen und die Bühne zu verlassen.
Carla wendet sich an mich.
»Mir gefällt, wie er spielt.«
Ich habe nicht die Gelegenheit, das zu kommentieren, da nun ein Kellner kommt. Wahllos bestellen wir zwei Getränke, nach denen uns nicht der Sinn steht. Carla steckt sich eine Zigarette zwischen die Lippen, und als Kavalier der alten Schule gebe ich ihr sofort Feuer. Dann lege ich ihr eine Hand auf die Schulter.
»Entschuldige mich bitte einen Moment.«
Ich schlängele mich zwischen den Tischen hindurch und begebe mich zu Lucio. Meine Gegenwart kündige ich ihm an, indem ich ihm die Lösung des Kryptogramms vom Vormittag eröffne.
»›Fantasia‹ – unzensierte Projektion. Ich muss sagen, dass der Hinweis auf die Anführungszeichen entscheidend war.«
Beim Klang meiner Stimme dreht sich Lucio ohne die geringste Verwunderung zu mir hin.
»Ich wusste, dass du es lösen würdest. Das macht eigentlich gar keinen Spaß mehr mit dir.«
Er bückt sich und kontrolliert, ob die Gitarrenkästen ordnungsgemäß geschlossen sind. Wie alle Musiker ist er panisch besorgt um seine Instrumente. Ein Gutteil seines Besitzes und seiner Emotionen liegt in diesen beiden steifen Kästen verschlossen.
»Bist du schon lange hier?«
»Nein. Leider haben wir nur die beiden letzten Lieder gehört.«
»Wir?«
»Carla ist mitgekommen.«
»Ja?«
Dieser Einsilber enthält viele Worte. Eine ganze Welt. Vielleicht versucht Lucio, sich das Gesicht einer Frau vorzustellen, von der er nur die Stimme kennt.
»Das Mädchen mit der duftenden Haut.«
Ich lächele. Vielleicht hatte ich Recht mit meinen Betrachtungen zu Lucios Sinnen. Wenn einer von ihnen ausfällt, eignen sich die anderen vier stillschweigend sein Potential an.
»Du würdest sie nicht wiedererkennen. Wir haben noch einen wunderbaren Duft hinzugefügt.«
»Französisch?«
»In jedem Fall wunderbar. Nach dem Pass habe
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