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Der Frauenkrieg (German Edition)

Der Frauenkrieg (German Edition)

Titel: Der Frauenkrieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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hinter meinem Gitter eingesperrt bin...«
    In diesem Augenblick trat ein Offizier ein und unterbrach Canolles Selbstgespräch.
    »Wollt Ihr zu Abend essen?« fragte der Offizier. »Befehlt nur, der Kerkermeister ist angewiesen, Euch ein Mahl ganz nach Euren Wünschen bereiten zu lassen.«
    »Ja, mein Herr,« erwiderte Canolles, der sich über dieses Entgegenkommen wunderte, »ich werde zu Nacht speisen, denn ich habe starken Hunger; aber ich pflege sehr mäßig zu sein, und ein Soldatenmahl genügt mir.«
    »Sodann,« versetzte der Offizier, indem er sich ihm voll Teilnahme näherte, »habt Ihr keinen Auftrag... in der Stadt zu besorgen ... erwartet Ihr nichts? Ihr sagtet, Ihr wäret Soldat, ich bin es auch; handelt also gegen mich, wie gegen einen Kameraden.«
    Canolles schaute den Offizier erstaunt an und erwiderte: »Nein, nein, ich habe keinen Auftrag in der Stadt! nein, ich erwarte nichts, wenn nicht eine Person, die ich nicht nennen kann. Was den Punkt betrifft, daß ich gegen Euch handeln soll, wie gegen einen Kameraden, so danke ich Euch; hier ist meine Hand, und wenn ich später etwas brauche, so werde ich mich dessen erinnern, mein Herr.«
    Diesmal war es der Offizier, der Canolles erstaunt anschaute.
    »Gut, mein Herr,« sagte er. »Ihr sollt sogleich bedient werden.« Und er entfernte sich.
    Einen Augenblick nachher traten zwei Soldaten ein und brachten ein vollständiges Abendessen, bestehend aus viel ausgesuchteren Gerichten, als Canolles verlangt hatte. Er setzte sich an den Tisch und speiste mit gutem Appetit.
    Die Soldaten schauten ihn ebenfalls erstaunt an. Canolles hielt dieses Erstaunen für Lüsternheit, und da der Wein vortrefflich war, so sagte er: »Meine Freunde, laßt Euch zwei Gläser geben!«
    Einer von den Soldaten ging hinaus und kehrte bald mit den verlangten Gläsern zurück.
    Canolles füllte sie, goß ein paar Tropfen Wein in sein Glas und sagte: »Auf Eure Gesundheit, meine Freunde!«
    Die Soldaten nahmen ihre Gläser, stießen mit Canolles an, und tranken, ohne seinen Toast, zu erwidern.
    »Sie sind nicht höflich,« dachte Canolles, »aber sie trinken gut; man kann nicht alles zugleich haben.«
    Als er mit Essen fertig war, stand er auf, und die Soldaten trugen die Tafel weg.
    Der Offizier kehrte zurück.
    »Ah! bei Gott!« sagte Canolles zu ihm, »Ihr hättet mit mir speisen sollen; das Abendessen war vortrefflich.« »Ich hätte nicht die Ehre haben können, mein Herr, denn ich komme selbst diesen Augenblick vom Tische. Und ich kehre zurück...«
    »Um mir Gesellschaft zu leisten? Wenn es sich so verhält, empfangt mein Kompliment; denn das ist sehr liebenswürdig von Euch.«
    »Nein, mein Herr, mein Auftrag ist minder angenehm. Ich komme, um Euch zu benachrichtigen, daß es keinen protestantischen Geistlichen im Gefängnis gibt, und daß der Kaplan ein Katholik ist. Ich weiß aber, daß Ihr Protestant seid, und die Verschiedenheit des Kultus wird Euch vielleicht unangenehm sein.«
    »Mir, mein Herr; warum?« fragte, Canolles,
    »Um Euer Gebet zu verrichten...« erwiderte der Offizier verlegen.
    »Mein Gebet!« sagte Canolles lachend, »ich werde morgen daran denken; ich bete nur morgens.«
    Der Offizier schaute Canolles mit einem Erstaunen an, das sich allmählich in tiefes Mitleid verwandelte. Er verbeugte sich und trat ab.
    »Ah! die Welt ist also verrückt?« sagte Canolles. »Seit dem Tode des armen Richon scheinen alle Leute, die mir begegnen, Dummköpfe oder Narren geworden zu sein. Teufel! werde ich denn nicht irgend ein vernünftiges Gesicht sehen?«
    Kaum hatte er diese Worte vollendet, als die Tür seines Gefängnisses sich abermals öffnete, und ehe er die eintretende Person erkennen konnte, warf sich jemand in seine Arme, schlang beide Hände um seinen Hals und übergoß sein Antlitz mit Tränen.
    »Holla!« rief der Gefangene, sich von der Umarmung losmachend; »abermals ein Narr, In der Tat, ich bin im Narrenhause!«
    Aber bei der Bewegung, die er machte, warf er den Hut des Unbekannten zu Boden, und die schönen blonden Haare der Frau von Cambes wellten sich über ihre Schultern. »Ihr hier?« rief Canolles auf sie zueilend, um sie in seine Arme zu fassen; »Ihr! ah, verzeiht, daß ich Euch nicht erkannt oder vielmehr nicht erraten habe.«
    »Still!« sagte Claire, ihren Hut aufhebend und rasch wieder auf den Kopf setzend. »Still, denn wenn man wüßte, daß ich es bin, so würde man mir vielleicht mein Glück entziehen. Endlich ist es mir also gestattet, Euch

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