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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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gegeben worden, freiwillig und als Austausch gegen ein Papier, das ich ihm zugestellt habe.«
    »Habt Ihr gegen den Herzog in bezug auf die Verwendung des Blanketts eine Verbindlichkeit übernommen?« – »Ich habe gegen den Herrn Herzog von Epernon keinerlei Verbindlichkeit übernommen.«
    »Wer es besitzt, kann also in voller Sicherheit davon Gebrauch machen?« – »Er kann es.«
    »Warum benutzt Ihr es dann nicht selbst?« – »Weil ich, wenn ich es behalte, nur ein Ding zu gewinnen vermag, während ich, wenn ich es abtrete, zwei dadurch gewinnen kann.«
    »Worin bestehen diese zwei Dinge?« – »Einmal in Geld, sodann in einem Grade in der Armee der Prinzen.« Schließlich wurden die beiden dahin handelseins, daß Cauvignac sofort zehntausend Livres empfing sowie das Patent, wonach er ermächtigt wurde, für die Prinzen eine Kompanie auszuheben.
    In dem Augenblick, wo Lenet das für ihn so kostbare Dokument in der Kasse verschloß, trat atemlos ein Diener ein und meldete, man verlange nach ihm in einer höchst wichtigen Angelegenheit.
    Lenet und Cauvignac verließen das Kabinett, Lenet um dem Diener zu folgen, Cauvignac um in den Bankettsaal zurückzukehren.
    Mittlerweile traf die Prinzessin ihre Vorbereitungen zur Abreise, die darin bestanden, daß sie ihr Staatsgewand gegen ein Amazonenkleid vertauschte, das zugleich für den Wagen wie für das Pferd paßte, daß sie ihre Papiere auslas, um die unnötigen zu verbrennen und die kostbaren mitzunehmen, daß sie ihre Diamanten zusammenlegte, um bei dringender Gelegenheit Gebrauch davon zu machen.
    Die Augen auf die Pendeluhr gerichtet, die fünf Minuten vor zehn Uhr zeigte, stand die Prinzessin bereits auf und ging auf den Herzog von Enghien zu, um ihn bei der Hand zu nehmen, als sich plötzlich die Tür öffnete und Lenet ins Zimmer stürzte.
    Sobald die Frau Prinzessin sein bleiches Gesicht und seinen verstörten Blick wahrnahm, erbleichte sie ebenfalls.
    »Oh! mein Gott,« sagte sie, ihm entgegengehend, »was habt Ihr, was gibt es?«
    »Ich habe zu melden,« stammelte Lenet mit einer vor Aufregung zusammengepreßten Stimme, »daß ein Edelmann angekommen ist ... und Euch im Auftrag des Königs zu sprechen verlangt.«
    »Großer Gott!« rief die Prinzessin, »wir sind verloren! Mein lieber Lenet, was ist zu tun?« – »Nur eines.«
    »Was?« – »Wir müssen den Herzog von Enghien sogleich auskleiden und seinen Milchbruder Pierrot seine Kleider anziehen lassen.«
    Trotz seines Sträubens mußte sich der junge Herzog sofort dem gebietenden Worte Lenets fügen.
    »Zum Glück,« sagte Lenet, »ist die Frau Prinzessin-Witwe hier, sonst wären wir von Mazarin geschlagen.«
    »Wieso?«
    »Weil der Bote mit einem Besuch bei der Frau Prinzessin-Witwe anfangen mußte, in deren Vorzimmer er sich in diesem Augenblick befindet.«
    »Aber dieser Bote des Königs ist ohne Zweifel nur ein Aufseher, ein Spion, den uns der Hof schickt?« – »Eure Hoheit hat es gesagt.«
    »Dann hat er den Befehl, uns streng zu bewachen?« »Ja, aber was ist Euch daran gelegen, wenn er nicht Euch bewacht!«
    »Ich begreife Euch nicht, Lenet.«
    »Wie? Wenn man einen falschen Herzog von Enghien gefunden hat, so wird man auch eine falsche Prinzessin von Condé finden.«
    »Oh, vortrefflich! jetzt begreife ich, mein guter Lenet, mein lieber Lenet; aber wer wird mich vorstellen?«
    »Seid unbesorgt, Madame,« antwortete mit unzerstörbarem Gleichmut ihr Rat, »die Prinzessin von Condé, deren ich mich bedienen will, und deren Bewachung ich für den Spion des Herrn von Mazarin bestimme, hat sich soeben in aller Eile ausgekleidet und begibt sich in diesem Augenblick in Euer Bett.«
    Man vernehme, wie sich dies zugetragen hatte.
    Während das Festmahl im vollen Gange war, hatte sich ein Reiter mit einem Lakaien am Haupttor des Schlosses gezeigt und geläutet.
    Der Portier öffnete, aber hinter dem Portier fand der Ankömmling den uns bekannten Hellebardier.
    »Woher kommt Ihr?« fragte dieser.
    »Von Nantes,« antwortete der Reiter. Bis dahin ging alles gut.
    »Wohin geht Ihr?« fuhr der Hellebardier fort.
    »Zu der Frau Prinzessin-Witwe von Condé, sodann zu der Frau Prinzessin und endlich zu dem Herrn Herzog von Enghien.«
    »Man darf nicht herein,« sagte der Hellebardier und streckte seine Hellebarde quer vor.
    »Befehl des Königs!« erwiderte der Reiter und zog ein Papier aus der Tasche.
    Bei diesen furchtbaren Worten senkte sich die Hellebarde, die Schildwache rief, ein Offizier des Hauses

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