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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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niedersank.
    »Halali, Halali!« rief Cauvignac, »der Hirsch gehört uns! Corbleu! wir haben ihn!« als der Jagdmeister ihn mit seinem Messer auf die Seite drängte und ihm zurief: »Sacht, mein Herr, die Frau Prinzessin befehligt die Jagd. Es ist also ihre Sache, dem Hirsche den Fang zu geben oder diese Ehre dem Herrn zu überlassen, den sie dazu erwählt.«
    Cauvignac wurde durch diese strenge Ermahnung zu sich selbst zurückgerufen, und als er ziemlich unwillig zurückwich, sah er sich plötzlich von der Menge der Jäger umgeben, die ihn inzwischen eingeholt hatten und nun einen Kreis um das Tier bildeten, das, von den erbitterten Hunden umzingelt, sich mit dem Rücken an eine Eiche anlehnte.
    In demselben Augenblick sah man durch eine lange Allee die Prinzessin herbeisprengen, mit dem Herzog von Enghien, sowie den Edelleuten und Damen, die es sich zur Ehre geschätzt hatten, sie nicht zu verlassen. Sie war sehr aufgeregt, und man sah, daß sie diesen Scheinkrieg als Vorspiel zu einem wahren Krieg betrachtete.
    »Madame,« sagte der Jagdkapitän, der Prinzessin das Messer reichend, »wem will Eure Hoheit die Ehre gönnen, dem Tiere den Fang zu geben?«
    »Ich behalte sie mir selbst vor,« antwortete die Prinzessin; »eine Frau von meinem Rang muß sich daran gewöhnen, Eisen zu berühren und Blut fließen zu sehen.«
    »Namur,« sagte der Jagdkapitän zum Büchsenmeister, »haltet Euch bereit.«
    Der Büchsenmeister trat aus den Reihen und stellte sich, die Büchse in der Faust, zwanzig Schritte von dem Tiere auf, um den Hirsch mit einer Kugel zu töten, wenn er, zur Verzweiflung getrieben, statt die Frau Prinzessin zu erwarten, auf sie losstürzen sollte.
    Die Prinzessin stieg vom Pferde, nahm das Messer und ging mit starren Augen, glühenden Wangen, die Lippen halb zurückgeworfen, auf das Tier zu, das fast gänzlich unter den Hunden begraben, von einem buntscheckigen, tausendfarbigen Teppich bedeckt zu sein schien. Es war auf die Knie gefallen, suchte eine Bewegung zu machen, hatte aber keine Zeit mehr, sich zu erheben; die Klinge des Messers, worauf ein Sonnenstrahl spielte, verschwand gänzlich in seinem Halse; der Schweiß spritzte der Prinzessin ins Gesicht, der Hirsch erhob den Kopf, schrie schmerzlich, warf einen letzten Blick des Vorwurfs auf die schöne Frau, fiel und verendete.
    In demselben Augenblick verkündigten alle Hörner sein Verenden, und es erscholl der tausendfältige Ruf: »Es lebe die Frau Prinzessin!« während der junge Prinz auf seinem Sattel jauchzte und freudig in die Hände klatschte.
    Die Prinzessin zog das Messer aus dem Halse des Tieres, warf einen Amazonenblick um sich her, gab die mit Schweiß überzogene Waffe dem Jagdkapitän zurück und stieg wieder zu Pferde.
    Da trat Lenet zu ihr.
    »Darf ich der Frau Prinzessin sagen,« sagte er mit seinem gewöhnlichen Lächeln, »an wen sie gedacht hat, als sie den Hals des armen Tieres durchbohrte?« – »Ja, Lenet, sprecht, Ihr macht mir ein Vergnügen.«
    »Sie dachte an Herrn von Mazarin, und hätte es gern gesehen, wenn er an der Stelle des Hirsches gewesen wäre.«
    »Ja, so ist es,« rief die Prinzessin, »und ich schwöre Euch, ich hätte ihn ohne Mitleid erstochen; aber in der Tat, Lenet, Ihr seid ein Zauberer.« Dann wandte sie sich der übrigen Gesellschaft zu und sagte: »Nun, da die Jagd vorüber ist, meine Herren, habt die Güte, mir zu folgen. Es ist jetzt zu spät, um einen andern Hirsch zu lanzieren, und überdies erwartet uns das Abendessen.«
    Die Prinzessin begab sich nun in den großen Empfangssaal und setzte sich unter den Thronhimmel, neben ihr saß ihr Sohn.
    Bald erhob sie sich und nahm das Wort zu einer die Anwesenden hinreißenden Rede.
    »Meine Herren!« schloß sie ihre Worte, »die Mitwirkung Eurer Tapferkeit, das Anerbieten Eurer Ergebenheit ist es, was diese Waise hier von Eurem edlen Herzen fordert. Ihr seid unsere Freunde, Ihr habt Euch wenigstens als solche hier eingefunden; was könnt Ihr für uns tun?«
    Dann begann nach kurzem feierlichen Stillschweigen eine höchst großartige und zugleich rührende Szene.
    Einer von den Edelleuten verbeugte sich ehrfurchtsvoll vor der Prinzessin und sagte: »Ich heiße Gérard von Montalent und bringe vier Edelleute, meine Freunde, mit mir. Wir haben fünf gute Schwerter und zweitausend Pistolen, die wir dem Herrn Prinzen zur Verfügung stellen. Hier ist unser Beglaubigungsschreiben, unterzeichnet von dem Herrn Herzog von Larochefoucault.«
    Die Prinzessin

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