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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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lief herbei, der Bote übergab sein Beglaubigungsschreiben und wurde ungesäumt in die fürstlichen Gemächer eingeführt.
    Zum Glück war Chantilly groß und die Gemächer der Herzogin-Witwe lagen fern von der Galerie, wo der Schmaus stattfand.
    Hätte der Bote zuerst die Prinzessin und ihren Sohn zu sehen verlangt, so wäre wirklich alles verloren gewesen. Aber der Etikette gemäß mußte er vorher die Prinzessin-Mutter begrüßen. Der erste Kammerdiener ließ ihn also in ein großes, an das Schlafgemach Ihrer Hoheit anstoßendes Kabinett eintreten.
    »Wollt entschuldigen, mein Herr,« sagte er zu ihm, »aber Ihre Hoheit fühlte sich vorgestern plötzlich unwohl, und man hat ihr vor nicht ganz zwei Stunden zum dritten Male zur Ader gelassen. Ich will ihr Eure Ankunft melden und werde in einer Minute die Ehre haben, Euch einzuführen.«
    Der Bote machte ein einwilligendes Zeichen mit dem Kopfe und blieb allein, ohne wahrzunehmen, daß durch das Schlüsselloch drei Köpfe hintereinander neugierig sein Benehmen belauerten und ihn zu erkennen suchten.
    Es war zuerst Lenet; dann Vialas, der Stallmeister des Prinzen, und endlich La Roussière, der Jagdkapitän. Falls der eine oder der andere den Boten erkannt hätte, so wäre er unter dem Vorwande, ihm Gesellschaft zu leisten, eingetreten und hätte ihn angeredet, um ihn zu unterhalten und so Zeit zu gewinnen.
    Aber keiner kannte den Boten. Es war ein hübscher junger Mann in Infanterie-Uniform; er betrachtete mit einer Gleichgültigkeit, die fast wie Abneigung gegen seine Sendung aussah, die Familienporträts und die Ausstattung des Kabinetts, wobei er besonders vor dem im glänzendsten Augenblick ihrer Schönheit und Jugend gemalten Porträt der Witwe stehen blieb, bei der er eingeführt werden sollte.
    Seinem Versprechen getreu, suchte der Kammerdiener nach Verlauf von wenigen Minuten den Boten wieder auf, um ihn zu der Prinzessin-Witwe zu führen.
    Diese empfing den Boten, in ihrem Bette liegend, in der ungnädigsten Weise.
    Während der herben Worte, die sie ihm zurief, heftete sie ihren Blick fester auf den Boten, dessen Züge ihr so angenehm erschienen, daß sie den bittern Empfang etwas milderte, den sie einem solchen Befehl schuldig zu sein glaubte.
    »Ich wußte,« sagte sie fortfahrend, »daß Herr von Mazarin vieler schändlichen Gewalttaten fähig ist, aber ich hielt ihn nicht für so furchtsam, daß er vor einer alten kranken Frau, vor einer armen Witwe und einem Kind angst haben könnte, denn ich setze voraus, daß der Befehl, dessen Überbringer Ihr seid, auch die Prinzessin meine Schwiegertochter und den Herzog meinen Enkel betrifft.«
    »Madame,« erwiderte der junge Mann, »ich wäre in Verzweiflung, wenn mich Eure Hoheit nach der Sendung beurteilen sollte, die ich unglücklicherweise zu erfüllen genötigt bin. Ich kam in Nantes als Überbringer einer Botschaft für die Königin an. Die Nachschrift des Sendschreibens empfahl den Boten Ihrer Majestät; die Königin hatte sodann die Gnade, mich in ihrer Nähe bleiben zu heißen, da sie höchst wahrscheinlich meiner Dienste bedürfen würde. Zwei Tage nachher schickte mich die Königin hierher; aber wenn ich auch, wie es meine Pflicht war, die Sendung übernahm, mit der mich Ihre Majestät zu beauftragen geruhte, so wage ich doch zu bemerken, daß ich nicht darum nachgesucht hatte, und daß ich sie sogar ausgeschlagen hätte, wenn die Könige Widerspruch duldeten.«
    Nach diesen Worten verbeugte sich der Offizier zum zweiten Male ehrfurchtsvoll.
    »Eure Erklärung betrachte ich als ein gutes Vorzeichen, und ich hoffe, seitdem Ihr sie mir gegeben habt, in Ruhe krank sein zu können. Doch keine falsche Scham, mein Herr, sagt mir sogleich die Wahrheit! Wird man mich sogar in meinem Zimmer bewachen, wie man es mit meinem armen Sohne in Vincennes tat?« »Madame,« antwortete der Offizier, »hört den Befehl, den die Königin mir selbst zu geben die Gnade gehabt hat:
    »›Geht‹,« sagte Ihre Majestät, »›versichert meine Base Condé, ich werde für die Herren Prinzen alles tun, was die Sicherheit des Staates mir zu tun gestattet. Ich bitte sie durch diesen Brief, einen meiner Offiziere zu empfangen, der als Vermittler zwischen mir und ihr für die Botschaften dienen mag, die sie mir zukommen lassen will. Dieser Offizier‹,« fügte die Königin hinzu, »›werdet Ihr sein.‹«
    »Dies, Madame,« fuhr der junge Mann stets in derselben ehrfurchtsvollen Weise fort, »sind die eigenen Worte Ihrer

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