Der Frauenkrieg
die Begeisterung zu erregen, und so erreichte der Enthusiasmus den höchsten Grad.
Die Prinzessin schlürfte mit langen Zügen alle diese Beweise ihrer Volkstümlichkeit ein. Auf einige Worte, die ihr Lenet zuflüsterte, gab sie sodann Befehl zum Aufbruch, und bald zog man in den Park, dessen Tore insgesamt durch die Soldaten des Regiments Condé bewacht waren. Hinter den Jägern wurden die Gitter wieder verschlossen, und als wäre diese Vorsichtsmaßregel noch unzulänglich, blieben die Soldaten als Schildwachen hinter den Gittern, und an jedem stand ein Schweizer, gekleidet wie der des Hofes und mit einer Hellebarde bewaffnet wie er, mit dem Befehl, nur denen zu öffnen, welche die drei Fragen zu beantworten vermöchten, aus denen die Parole bestand.
Einen Augenblick, nachdem man die Gitter wieder geschlossen hatte, kündigten der Schall des Hornes und das wütende Gebell der Hunde an, daß der Hirsch aufgejagt war.
Auf der andern Seite des Parkes, auf der Rückseite der Straße, hielten indessen, auf den Hörnerklang und das Hundegebell horchend, sechs Reiter an, streichelten ihre Pferde und schienen Rat zu halten.
Sah man ihre neuen Gewänder, das glänzende Zeug ihrer Pferde, die prachtvollen Mäntel, die von ihren Schultern auf den Rücken ihrer Pferde herabfielen, den Luxus der Waffen, so wunderte man sich, daß diese funkelnden Herren nicht innerhalb des Parkes waren, wo sich der ganze Adel der Umgegend versammelt fand.
»Bei Gott,« sagte der Führer dieser kleinen Schar, der durch sein vergoldetes Wehrgehänge, seine goldenen Sporen und den kostbaren blauen Mantel die andern fünf weit überstrahlte, »wie gelangt man in einen Park, durch das Tor oder durch das Gitter? Zeigen wir uns vor dem ersten Tore oder vor dem ersten Gitter, und wir werden Eintritt finden. Reiter von unserem Ansehen läßt man nicht außen, wenn Menschen geöffnet wird, die aussehen, wie die Leute, denen wir seit diesem Morgen begegnen.«
»Ich wiederhole Euch, Cauvignac,« erwiderte einer von den fünf Reitern, »daß diese schlecht gekleideten Leute, die trotz ihrer Tracht zu dieser Stunde sich im Park befinden, einen Vorzug vor uns haben, nämlich, daß sie die Parole wissen. Wir haben sie nicht und werden nicht hineinkommen.«
»Ihr glaubt, Ferguzon?« sagte mit einer gewissen Achtung vor der Ansicht seines Leutnants der, welcher zuerst gesprochen hatte, und in dem unsere Leser den Abenteurer wiedererkennen, den sie auf den ersten Seiten dieser Geschichte kennen gelernt haben.
»Ob ich es glaube? Ich bin dessen gewiß. Meint Ihr denn, diese Leute jagen, um zu jagen? Larifari! sie konspirieren, das ist unzweifelhaft.«
»Ferguzon hat recht,« sagte ein Dritter, »sie konspirieren, und wir kommen nicht hinein.«
»Eine Hirschjagd ist indessen auch gut mitzumachen, wenn man sie auf seinem Wege trifft.«
»Ich denke doch, daß wir hinein können,« rief Ferguzon.
»Wie sollen wir hinein, da die für die andern offenstehenden Tore und Gitter deiner Ansicht nach für uns geschlossen sind?«
»Warum sollten wir nicht an dieser kleinen Mauer und für uns allein eine Bresche machen, durch die wir und unsere Pferde durch könnten, und hinter der wir gewiß niemand finden würden, um Entschädigung von uns zu verlangen?«
»Hurra!« rief Cauvignac, freudig seinen Hut schwenkend, »ich gebe dir volle Genugtuung, Ferguzon. Du bist der Mann der großen Mittel unter uns, und wenn ich den König Frankreichs von seinem Trone gestürzt habe, um den Prinzen darauf zu setzen, so verlange ich für dich die Stelle Mazarins. Ans Werk, Gefährten, ans Werk!«
In einem Augenblick war in die an sich nicht feste Mauer Bresche gelegt. Sofort stiegen die Reiter wieder auf und ritten hinter Cauvignac her in den Park.
»Nun,« sagte dieser, sich nach der Gegend wendend, wo er den Klang der Hörner hörte, »nun seid artig und benehmt Euch, wie's der Brauch ist, dann verspreche ich Euch ein Abendessen bei dem Herrn Herzog von Enghien.«
Zehntes Kapitel
Mit ihren frischen Pferden holten die sechs Freibeuter bald das Jagdgefolge ein und mischten sich unter die Jäger. Mit seiner gewöhnlichen Bescheidenheit verhielt sich Cauvignac bald, als finde die Jagd nur seinethalben statt. Er entriß einem Piqueur das Horn, sprengte an der Spitze der Hetzmeister dahin, überholte den Jagdmeister, stieß wie ein Rasender ins Horn und gelangte auf den Hirsch in dem Augenblick, wo das Tier, nachdem es den Teich durchwatet hatte, vor Mattigkeit
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