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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Prinzessin blieb einen Augenblick in dieser Lage, der sie gern etwas Trotzendes verliehen hätte, während Canolles, die Wohlgerüche einschlürfend und mit beiden Händen die Schläge seines vor Freude springenden Herzens zurückdrängend, sie anschaute.
    »Nun, mein Herr,« sagte nach einigen Sekunden die schöne Verfolgte, »ist die Demütigung groß genug? Habt Ihr mich nach Muße betrachtet? Ja, nicht wahr? Euer Triumph ist vollständig! Wohl, so seid ein edelmütiger Sieger und entfernt Euch.«
    »Ich würde dies gern tun, Madame, aber ich muß meinen Instruktionen vollständig Genüge leisten. Ich habe bis jetzt nur den Teil meiner Sendung erfüllt, der Eure Hoheit betrifft; doch ist es nicht hinreichend, Euch gesehen zu haben, ich muß nun auch den Herzog von Enghien sehen.«
    Auf diese Worte, die mit dem Tone eines Mannes ausgesprochen wurden, der das Recht hat zu befehlen und Gehorsam heischt, folgte ein furchtbares Stillschweigen. Die falsche Prinzessin erhob sich, stützte sich auf eine Hand und heftete auf Canolles einen der seltsamen Blicke, die nur ihr anzugehören schienen, so viele Dinge enthielten sie zumal. Dieser Blick wollte sagen: »Habt Ihr mich erkannt, wißt Ihr, wer ich in der Tat bin? Wenn Ihr es wißt, so verschont mich, verzeiht mir, Ihr seid der Stärkere, habt Mitleid mit mir!«
    Canolles begriff alles, was dieser Blick sprach, aber er stählte sich gegen seine verführerische Beredsamkeit und antwortete: »Unmöglich, Madame, der Befehl ist unzweideutig.«
    »Es geschehe also in allem,, wie Ihr es wünscht, mein Herr, da Ihr weder auf meine Lage, noch auf meinen Rang Rücksicht nehmt; geht, diese Damen werden Euch zu dem Prinzen, meinem Sohne, führen.«
    »Könnten diese Damen, statt mich zu Eurem Sohne zu führen, nicht Euren Sohn zu Euch führen?« entgegnete Canolles; »das wäre meiner Ansicht nach viel besser.«
    »Und warum, mein Herr?« fragte die falsche Prinzessin, offenbar unruhiger über diese neue Forderung, als sie es über irgend eine andere gewesen war.
    »Weil ich mittlerweile Eurer Hoheit einen Punkt meiner Sendung mitteilen werde, der nur ihr allein eröffnet werden kann.«
    »Mir allein?« – »Euch allein,« antwortete Canolles mit einer Verbeugung tiefer als jede, die er bis dahin gemacht hatte.
    Der Blick der Prinzessin, die stufenweise von der Würde zur Bitte, von der Bitte zur Unruhe übergegangen war, heftete sich diesmal mit der Starrheit des Schreckens auf Canolles.
    »Was kann Euch an diesem Alleinsein mit mir so sehr ängstigen, Madame?« sagte Canolles. »Seid Ihr nicht Prinzessin und bin ich nicht Edelmann?«
    »Ja, Ihr habt recht, mein Herr, und ich habe unrecht, daß ich fürchte. Ja, obgleich es das erste Mal ist, daß mir das Vergnügen zuteil wird, Euch zu sehen, so ist doch das Gerücht von Eurer Höflichkeit und Rechtschaffenheit bis zu mir gedrungen. Geht, meine Damen, holt den Herrn Herzog von Enghien und kommt mit ihm zurück.«
    Die Frauen verließen den Bettgang, schritten nach der Tür, wandten sich noch einmal um, um zu sehen, ob der Befehl ernstlich gemeint sei, und entfernten sich auf ein Zeichen ihrer Gebieterin, oder vielmehr der, die ihren Platz einnahm, aus dem Zimmer. Canolles folgte ihnen mit dem Blicke, bis sie die Tür zugemacht hatten. Dann wandte er seine von Freude funkelnden Augen auf die falsche Prinzessin zurück.
    »Sprecht,« sagte diese, sich aufsetzend und ihre Hände kreuzend, »sprecht, Herr von Canolles, warum verfolgt Ihr mich auf eine solche Weise?«
    Und bei diesen Worten schaute sie den jungen Offizier an, nicht mit dem hochmütigen Prinzessinnenblick, den sie versucht hatte, und der ihr nicht gelungen war, sondern im Gegenteil mit einem so rührenden und bezeichnenden Ausdruck, daß all die reizenden Einzelheiten ihres ersten Zusammentreffens, all die berauschenden Episoden ihrer Reise, all die Erinnerungen dieser jungen Liebe mit überwältigender Gewalt im Herzen des Barons auftauchten und es wie mit balsamischen Düften umhüllten.
    »Madame,« sagte er, einen Schritt gegen das Bett machend, »ich verfolge die Frau Prinzessin von Condé und nicht Euch.«
    Die, an die diese Worte gerichtet waren, stieß einen kurzen Schrei aus, wurde sehr bleich und drückte eine ihrer Hände an ihr Herz.
    »Was wollt Ihr damit sagen, mein Herr und für wen haltet Ihr mich?«
    »Ah! was das betrifft ... ich wäre sehr verlegen, wenn ich es Euch erklären müßte; denn ich möchte schwören, daß Ihr der reizendste Vicomte

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