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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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»Allerdings.«
    »Unmöglich!«
    »Ihr glaubt?« – »Ich weiß es gewiß.«
    »Sie wird also meinen Herrn nicht empfangen?« – »Nein!«
    »Befehl des Königs, Herr Pompée; sagt ihr dies.«
    »Befehl des Königs!« rief Pompée, »ich gehe.«
    Und Pompée entfernte sich in aller Eile, zugleich durch die Achtung und die Furcht angetrieben, diese zwei Hebel, die sogar eine Schildkröte zum Laufen bringen können.
    Canolles setzte seinen Weg fort, kehrte in seine Wohnung zurück, fand Castorin, der wie ein Bürgermeister in einem großen Lehnstuhl ausgestreckt schnarchte, zog seine Offizierskleider wieder an und erwartete das Kommende.
    »Wahrhaftig,« sagte er zu sich selbst, »wenn ich auch die Angelegenheiten des Herrn von Mazarin nicht so gut betreibe, so denke ich doch, ich besorge die meinigen nicht so schlecht.«
    Canolles erwartete vergebens Pompées Rückkehr, und beschloß nach Verlauf von zehn Minuten selbst vorzugehen.
    Er weckte daher Castorin, schärfte ihm mit einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ, ein, sich für alles, was da kommen sollte, bereit zu halten, und schlug den Weg nach den Gemächern der Prinzessin ein.
    An der Tür fand der Baron einen Bedienten, der ihn nach seinem Begehr fragte und den auch nur der »Befehl des Königs« dazu brächte, einen Kammerherrn zu wecken, damit dieser der Prinzessin das Verlangen des königlichen Boten, sie sofort zu sprechen, mitteilen könnte.
    »Haben denn,« fragte Canolles, »die Kammerherrn im Schlosse Chantilly die Gewohnheit, sich um elf Uhr schlafen zu legen?«
    »Man hat den ganzen Tag gejagt,« stammelte der Lakai.
    »Das ist richtig,« murmelte Canolles; »sie brauchen Zeit, um irgend jemand als Kammerherrn zu kleiden«
    Dann fügte er laut hinzu: »Es ist gut, tut es. Ich werde warten.« Der Lakai lief spornstreichs weg, um im Schlosse Lärm zu schlagen, wo Pompée bereits durch seinen Bericht Aufregung und Angst verbreitet hatte.
    Canolles horchte. Er hörte in den Gängen und Zimmern umherlaufen; er sah beim Schimmer erlöschender Lichter mit Musketen bewaffnete Leute in den Winkeln der Treppen sich aufstellen; er beobachtete, daß überall ein drohendes Murren an die Stelle der stummen Furcht trat, die einen Augenblick vorher im ganzen Schlosse geherrscht hatte.
    Canolles legte die Hand an seine Pfeife und näherte sich einem Fenster, durch dessen Scheiben er wie eine wolkige Masse die Gipfel der großen Bäume hervortreten sah, an deren Fuß er die zweihundert Mann, die er mitgebracht, in Hinterhalt gelegt hatte.
    »Nein,« sagte er, »das würde uns geradezu zur Schlacht führen, und dabei fände ich nicht meine Rechnung. Ich will lieber warten. Das Schlimmste, was mir hierbei widerfahren kann, ist, daß ich ermordet werde, während ich, wenn ich eile, sie verlieren kann.« Canolles hatte kaum die Betrachtung für sich angestellt, als er eine Tür sich öffnen und eine neue Person erscheinen sah.
    »Die Frau Prinzessin ist nicht sichtbar,« sagte diese Person hastig, »sie liegt im Bette und hat verboten, irgend jemand, wer es auch sein möchte, zu sich zu lassen.«
    Canolles erkannte unschwer, daß der dickbäuchige Bursche mit dem er sprach, irgend ein Aufwärter war, den man als Kapitän der Garden ausstaffiert hatte. Dieser weigerte sich, um die späte Stunde jemand bei Ihrer Hoheit anzumelden; als Canolles kraft seiner Sendung mit Gewalt drohte, sagte er: »Mein Herr, versucht keine Gewalt. Ich habe fünfzig bewaffnete Leute, die bereit sind, die Ehre Ihrer Hoheit zu rächen.«
    Canolles erwiderte: »Habt Ihr fünfzig bewaffnete Leute, mein Herr Kapitän, so habe ich zweihundert Soldaten, welche die Vorhut eines königlichen Heeres bilden. Gedenkt Ihr Euch in offenen Aufruhr gegen Seine Majestät zu setzen?«
    »Nein, mein Herr, nein,« antwortete rasch und, wie es schien, sehr herabgestimmt der dicke Mann. »Gott behüte mich; aber ich bitte Euch mir zu bezeugen, daß ich nur der Gewalt weiche.«
    »Das ist das geringste, was ich Euch als einem Amtsgenossen schuldig bin.«
    »Wohl, ich werde Euch also zu der Frau Prinzessin-Witwe führen, die noch nicht eingeschlafen ist.«
    »Ich habe keinen Befehl, die Frau Prinzessin-Witwe zu besuchen, antwortete Canolles, wohl aber Ihre Hoheit die junge Frau Prinzessin.«
    Der Kapitän der Garden senkte abermals seinen Kopf, verlieh seinen dicken Beinen eine rückschreitende Bewegung, schleppte seinen langen Degen auf dem Boden und schritt majestätisch über die Türschwelle zwischen zwei

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