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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Herz des jungen Mannes dehnte sich aus, dieses selige
wir
wurde entschieden das Lieblingswort der Frau von Cambes.
    »Euch zu Grunde richten, Euch, der so edelmütig handelt!« fuhr sie fort. »Ich Euch ins Verderben stürzen ... oh! nie. Um welchen Preis kann ich Euch retten? sprecht, sprecht!«
    »Ihr müßt mir erlauben, Madame, meine Rolle bis zum Ende zu spielen. Ich sollte, wie ich sagte, als Opfer Eurer List erscheinen, und Herrn von Mazarin von dem, was ich sehe, und nicht von dem, was ich weiß, Meldung machen.«
    »Ja, aber wenn man wüßte, daß Ihr alles dies für mich tut, wenn man erführe, daß wir uns bereits begegnet haben, daß Ihr mich bereits gesehen habt, wäre ich ebenfalls verloren; bedenkt das!«
    »Madame,« sagte Canolles mit vortrefflich gespielter Schwermut, »bei Eurer kalten Miene, bei Eurer Würde, die Ihr so mühelos in meiner Gegenwart behauptet, glaube ich nicht, daß Ihr Euch ein Geheimnis entschlüpfen lassen würdet, das überdies, in Eurem Herzen wenigstens, gar nicht besteht.«
    Claire schwieg, aber ein flüchtiger Blick und ein unmerkliches Lächeln, das unwillkürlich die Lippen der schönen Gefangenen umspielte, antworteten Canolles auf eine Weise, die ihn zum glücklichsten Sterblichen machte.
    »Ich werde also bleiben?« sagte er mit unaussprechlicher Freude.
    »Da es sein muß!« erwiderte die Vicomtesse.
    »Dann schreibe ich Herrn von Mazarin.«
    »Ja, geht.«
    »Wie denn?«
    »Ich sage, Ihr sollt gehen und schreiben.«
    »Nein, ich muß ihm von hier, von Eurem Zimmer aus schreiben, ich muß meinen Brief vom Fuße Eures Bettes datieren.«
    »Aber das ist nicht schicklich.«
    »Hier sind meine Instruktionen, Madame. Lest sie selbst!«
    Canolles reichte der Vicomtesse ein Papier, und sie las: »Der Herr Baron von Canolles wird die Frau Prinzessin von Condé und den Herrn Herzog von Enghien, ihren Sohn, nie aus den Augen lassen.«
    »Nie aus den Augen,« sagte Canolles.
    »Nie aus den Augen, so ist es.«
    Claire begriff nun den Vorteil, den ein Verliebter wie Canolles aus solchen Instruktionen ziehen konnte, aber sie begriff auch, welchen Dienst sie der Prinzessin leistete, indem sie in Beziehung auf ihre Person den Irrtum des Hofes verlängerte.
    »Schreibt also,« sagte sie wie eine Frau, die sich in das Unvermeidliche fügt.
    Canolles fragte mit dem Blick, und sie zeigte ihm ebenfalls mit dem Blick ein Necessaire, das alles enthielt, was man zum Schreiben braucht; der junge Mann öffnete es, nahm Papier, Feder und ein Tintenfaß daraus, legte alles auf einen Tisch, zog diesen Tisch so nahe wie möglich zu dem Bett, bat, als ob Claire die kranke Prinzessin wäre, um Erlaubnis sich zu setzen, was ihm bewilligt wurde, und schrieb an Herrn von Mazarin folgende Meldung:
    Monseigneur,
    Ich bin im Schlosse Chantilly um neun Uhr abends angekommen, Ihr erseht hieraus meine Eile, denn ich habe die Ehre gehabt, um halb sieben Uhr von Eurer Eminenz Abschied zu nehmen.
    Ich fand die Prinzessinnen im Bette, die Frau Witwe sehr krank, die Frau Prinzessin ermüdet von einer Jagd, die sie am Tage veranstaltet hatte.
    »Nach den Instruktionen Eurer Eminenz habe ich mich zu Ihren Hoheiten verfügt, die in demselben Augenblick alle ihre Gäste verabschiedeten, und ich bewache zu dieser Stunde die Frau Prinzessin und ihren Sohn unter meinen Augen.«
    »Und ihren Sohn,« wiederolte Canolles sich gegen die Vicomtesse umwendend. »Teufel! ich glaube, ich lüge, und doch möchte ich nicht gern lügen.«
    »Beruhigt Euch,« versetzte Claire lachend, »wenn Ihr meinen Sohn nicht gesehen habt, so werdet Ihr ihn noch sehen.«
    »Und ihren Sohn unter meinen Augen,« fuhr Canolles lachend fort.
    Dann schrieb er weiter:
    »Ich habe die Ehre aus dem Zimmer der Frau Prinzessin und an ihrem Kopfkissen sitzend diesen Brief an Eure Eminenz zu schreiben.«
    Er unterzeichnete, ließ mit Claires Bewilligung Castorin holen und beauftragte diesen, das Schreiben dem Offizier, der die zweihundert Mann kommandierte, zu übergeben, damit dieser es durch einen eigenen Boten nach Paris schicke.
    Nachdem Castorin mit dem Schreiben abgegangen war, sagte Claire, indem sie ihre beiden Hände gefaltet und flehend gegen Canolles ausstreute, »nun entfernt Ihr Euch, nicht wahr?«
    »Verzeiht ... Euer Sohn, Madame?«
    »Das ist richtig,« erwiderte Claire lächelnd, »Ihr sollt ihn sehen.«
    Gleich darauf trat auch der vermeintliche Herzog von Enghien mit einem ganzen Gefolge von Frauen und Kammerherren herein und Claire

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