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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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ja ein Frauenkrieg ist; ich lasse auch den ersten, der vom Leder zieht, über die Klinge springen.«
    Bei diesen mit echt gallischer Heiterkeit gegebenen Mahnungen begann das Gelächter abermals, und die Soldaten teilten die muntere Laune der Offiziere.
    »Ah! meine Freunde,« sagte der Leutnant, »es ist etwas Schönes um das Lachen, aber man darf darüber das Geschäft nicht vergessen. Zu den Leitern und geklettert!«
    Die Soldaten zogen lange Leitern aus den Barken und rückten gegen die Mauern vor.
    Nun stand Canolles auf und näherte sich, den Stock in der Hand, den Hut auf dem Kopf, wie ein Mensch, der am Morgen zu seinem Vergnügen frische Luft schöpft, der Brustwehr, die er bis zum Gürtel überragte.
    Es war hell genug, daß man ihn erkennen konnte.
    »Ei! guten Morgen, Navailles,« rief er dem ganzen Regimente zu; »guten Morgen, Ravailly; guten Morgen, Remonenq.«
    »Halt, das ist Canolles,« riefen die jungen Leute. »Bist du endlich erwacht, Baron?«
    »Oh ja, was wollt Ihr? Man führt hier ein Leben wie der König von Schlaraffenland, man legt sich früh nieder und steht spät auf; aber was zum Teufel macht Ihr so frühzeitig?«
    »Bei Gott,« erwiderte Ravailly, »du siehst es wohl, wie mir scheint, wir wollen dich belagern, sonst nichts.«
    »Und warum wollt Ihr mich belagern?« – »Um dein Fort zu nehmen.«
    Canolles brach in Gelächter aus.
    »Nicht wahr, du kapitulierst?« rief Ravailly.
    »Zuvor muß ich wissen, wem ich mich ergebe. Wie kommt es, daß Navailles gegen den König dient?«
    »Wahrhaftig, Freund, weil wir Rebellen sind. Bei genauer Überlegung faßten wir die Ansicht, Mazarin sei offenbar ein Knauser, unwürdig der Dienste braver Edelleute, und demzufolge gingen wir zu den Prinzen über. Und du?« – »Ich, mein Lieber, bin ein wütender Epernonist. Aber kommt herauf zum Frühstück; ich habe einen vorzüglichen Koch.«
    Ravailly lachte und ermutigte seine Leute mit dem Blick. Inzwischen schickte sich eine andere Kompagnie an, aus den Schiffen zu steigen.
    Canolles sah, daß der entscheidende Augenblick gekommen war, nahm die feste Haltung und die ernste Miene an, wie es einem mit so schwerer Verantwortlichkeit belasteten Mann geziemte, und rief: »Halt, Ravailly; genug des Scherzes, Ranonenq; kein Wort mehr, keinen Schritt mehr, oder ich lasse schießen, so wahr, als dies hier die Fahne des Königs ist und Ihr gegen die Lilien von Frankreich marschiert.«
    Und die Tat mit der Drohung verbindend, warf er mit kräftigem Arme die erste Leiter um, die ihren Kopf über den Steinen des Walles zeigte.
    Fünf oder sechs der Eifrigsten fingen gerade an hinaufzusteigen; der Stoß schleuderte sie nieder. Sie fielen, und ihr Sturz veranlaßte ein ungeheures Gelächter unter den Angreifenden und unter den Belagerten; man hätte glauben sollen, es handle sich um Bubenstreiche.
    In diesem Augenblick verkündigte ein Signal, daß die Belagerer die Ketten gesprengt hatten, die den Hafen schlossen.
    Sogleich nahmen Navailly und Remonenq eine Leiter, schickten sich ebenfalls an, in die Gräben hinabzusteigen, und riefen: »Herbei, Navailles! Zu den Sturmleitern! Aufgestiegen!«
    »Mein armer Ravailly,« rief Canolles, »halt ein, ich bitte dich!«
    Aber in demselben Augenblick brach die Landbatterie, die bis jetzt geschwiegen hatte, lärmend und leuchtend los, und eine Kugel riß die Erde rings um Canolles auf.
    »Vorwärts, da sie es durchaus haben, wollen,« sagte Canolles, seinen Stock ausstreckend; »Feuer, meine Freunde; Feuer auf der ganzen Linie.« Nun sah man, ohne daß man einen einzigen Mann erblickte, eine Reihe von Musketen sich gegen die Brustwehr senken, ein Flammengürtel umhüllte den Kranz der Mauer, während der Donner von zwei ungeheuren Kanonen der Batterie des Herzogs von Larochefoucault antwortete.
    Es fielen etwa zehn Mann, aber ihr Sturz verlieh ihren Gefährten, statt sie zu entmutigen, neuen Eifer; die Landbatterie antwortete ihrerseits der Batterie vom Wall, eine Kugel schlug die königliche Fahne nieder, eine zweite Kugel zerschmetterte einen Leutnant.
    Canolles schaute abermals um sich her, sah, daß seine Leute ihre Gewehre wieder geladen hatten, und rief: »Feuer allenthalben!«
    Dieser Befehl wurde mit derselben Pünktlichkeit ausgeführt, wie sein erster.
    Zehn Minuten nachher war keine Scheibe mehr auf der ganzen Insel Saint-George übrig; die Steine zitterten und zersprangen in Stücke; das schwere Geschütz durchlöcherte die Mauern, die Kugeln prallten von den

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