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Der Frauenmörder

Der Frauenmörder

Titel: Der Frauenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugo Bettauer
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ich ein französisches Buch, das Hartwig mir geborgt hatte. Einen Roman, in dem unter anderem auch ein Maler vorkommt, den die Welt nicht beachten will. Später, zu Ruhm gelangt, erzählt er von seinen Kämpfen und sagt:
    'Damals war ich so weit, daß ich hätte einen Mord begehen können, nur um aus dem Dunkel emporzusteigen.'
    Diese Worte faszinierten mich und ließen mich nicht mehr los. Ich strich die Stelle an, machte eine Randbemerkung und erzählte davon Thomas. Er lachte und sagte: "Also eine moderne Herostratestat, aber nicht um durch die Tat berühmt zu werden, sondern um durch sie schon vorhandene Werke berühmt zu machen.' Ich aber drängte von da an in vollem Ernst, daß Thomas irgendetwas scheinbar ganz Ungeheuerliches tun müsse, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Eben hatte sich in Paris der Landru-Prozeß abgespielt und meine vagen Ideen nahmen immer festere Formen an. Hartwig war mit seiner spielerischen Phantasie leicht gewonnen und nach und nach heckten wir einen Plan in allen Details aus, um Frauenmorde vorzutäuschen, die zur Verhaftung Hartwigs führen mußten. Als wir endlich einig waren, behob ich mein kleines Vermögen und machte mich so rasch an die Arbeit, daß Hartwig gar nicht mehr überlegen konnte. Hartwig verfaßte die vielversprechende Annonce und ich schrieb in verschiedener Handschrift fünf Antworten. Mein Feuereifer war aber zu groß, ich beging den Unsinn, zwei Briefe noch am Tage vor dem Erscheinen der Annonce aufzugeben. Wären nicht zufälligerweise gerade diese zwei Stempel sehr undeutlich gewesen, so hätte das unser Spiel allzurasch beenden können.
    Im Laufe des Juli veränderte ich mich dann mit Hilfe von Chignons und anderen Sachen — "falscher Busen", brummte es und Heiterkeit entstand — veränderte ich mich fünfmal, mietete mich fünfmal unter falschem Namen ein, erzählte immer von meinem Bräutigam und seinem Haus an der Havel. Alles andere ist bekannt. Unser Hauptbestreben war darauf gerichtet, die Spuren nur soweit zu verwischen, daß man Hartwig doch würde verhaften können, und das ist uns ja auch gelungen. Warum Hartwig nicht schon am ersten Verhandlungstag die Sache aufgeklärt hat, weiß ich nicht, da ich, seitdem er in Untersuchung war, keine Fühlung mit ihm hatte."
    Fräulein Fröhlich zog den Handschuh von der feinen, schlanken Hand, beeidete ihre Aussagen und das Publikum schwamm in Wonne und Behagen. Der Reichskanzler spitzte die Lippen, lachte wieder aus vollem Halse und strich sich, angenehm erregt, durch die buschigen weißen Haare. Demgemäß begnügte sich der Staatsanwalt mit der feierlichen Erklärung:
    "Wenn ich auch zugeben muß, daß Fräulein Fröhlich aus durchaus nicht unedlen Motiven gehandelt hat, so liegt doch hier zweifellos das Vergehen des groben Unfuges und der fünffachen Falschmeldung vor. Ich werde in diesem Sinne Anträge an das zuständige Gericht stellen müssen."
    Lotte schien nicht sonderlich geängstigt zu sein, und als wieder aus dem Hintergrund eine tiefe Baßstimme ausrief: "Die Geldstrafe zahl' ick!" dröhnte ein heiteres Lachen durch den Saal. Der Präsident unterließ jede Rüge, weil es schließlich nicht anging, den Reichskanzler zurechtzuweisen.
    Die fünf Frauen, der Portier Zimmermann, der Trödler Goldlust stellten ohne langes Überlegen die Identität der Zeugin mit der Müller, der Möller, der Jensen, Pfeiffer und Cohen fest. Die Wirtin der üppigen Selma Cohen schlug allerdings vor Verwunderung die Hände zusammen und rief unter schallender Heiterkeit aus:
    "Nu, aber abgemagert ist das Fräulein ordentlich! Damals hatte sie einen solchen Busen gehabt." Und machte eine kreisende Bewegung mit den Armen.
    Der Trödler Goldlust erkannte ohne weiteres die Käuferin wieder, und nun endlich wurde unter allgemeiner Spannung Thomas Hartwig vorgerufen.
    Verlegen lächelnd, errötend wie ein Schuljunge, bestätigt er die Angaben Dengerns und seiner Braut.
    "Die Sache verlief nicht so einfach, wie ich geglaubt. Ich hatte angenommen, daß schon die Personsbeschreibungen, die die vermietenden Damen von mir gaben, genügen würden, um mich ausfindig zu machen, sah mich aber darin enttäuscht. Schon wollte ich durch eine anonyme Selbstanzeige den Verdacht gegen mich lenken, als meine Braut die von der Polizei aufgegebene Annonce im 'Generalanzeiger' entdeckte! Ich war sofort überzeugt, daß es sich um eine Falle handelte, ging aber natürlich gerne in sie ein. Auch als sich der Herr Kriminalkommissär in der

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