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Der Fremde (German Edition)

Der Fremde (German Edition)

Titel: Der Fremde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Camus
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geschlagen. Acht Jahre dauert das schon. Céleste sagt immer: «Es ist ein Jammer», aber im Grunde kann es niemand wissen. Als ich ihm auf der Treppe begegnet bin, war Salamano dabei, seinen Hund zu beschimpfen. Er sagte: «Du Biest! Du Aas!», und der Hund winselte. Ich habe «guten Abend» gesagt, aber der Alte schimpfte weiter. Da habe ich ihn gefragt, was der Hund ihm denn getan hätte. Er hat nicht geantwortet. Er sagte nur: «Du Biest! Du Aas!» Ich ahnte, dass er, über seinen Hund gebeugt, dabei war, etwas am Halsband zu richten. Ich habe lauter gesprochen. Da hat er mir, ohne sich umzudrehen, wie in einer Art unterdrückter Wut geantwortet: «Er ist immer da.» Dann ist er losgegangen und zerrte das Tier, das sich auf seinen vier Pfoten ziehen ließ und winselte, hinter sich her.
    Genau in dem Moment ist mein anderer Flurnachbar hereingekommen. Im Viertel heißt es, er lebe von Frauen. Wenn man ihn jedoch nach seinem Beruf fragt, ist er «Lagerverwalter». Im Allgemeinen ist er nicht sehr beliebt. Aber er unterhält sich oft mit mir, und manchmal verbringt er einen Moment bei mir, weil ich ihm zuhöre. Ich finde, was er sagt, ist interessant. Im Übrigen habe ich keinerlei Grund, nicht mit ihm zu reden. Er heißt Raymond Sintès. Er ist ziemlich klein, hat breite Schultern und eine Boxernase. Er ist immer sehr korrekt gekleidet. Auch er hat, als er über Salamano sprach, gesagt: «Das ist doch ein Jammer!» Er hat mich gefragt, ob mich das nicht anekelte, und ich habe verneint.
    Wir sind hinaufgegangen, und ich wollte mich gerade von ihm verabschieden, als er gesagt hat: «Ich habe Blutwurst und Wein im Haus. Wollen Sie vielleicht einen Happen mit mir essen?» Ich habe gedacht, dass ich dann nicht zu kochen brauchte, und habe angenommen. Er hat auch nur ein Zimmer, mit einer Küche ohne Fenster. Über seinem Bett hat er einen Engel aus rosa und weißem Stuck, Fotos von berühmten Sportlern und zwei oder drei Bilder von nackten Frauen. Das Zimmer war schmutzig und das Bett ungemacht. Er hat zuerst seine Petroleumlampe angezündet, dann hat er einen ziemlich schmuddeligen Verband aus der Tasche gezogen und hat seine rechte Hand damit umwickelt. Ich fragte, was er hätte. Er hat gesagt, er hätte eine Schlägerei mit einem Typ gehabt, der Streit mit ihm suchte.
    «Verstehen Sie, Monsieur Meursault», hat er gesagt, «nicht, dass ich bösartig wäre, aber ich bin hitzig. Der andere, der hat zu mir gesagt: ‹Steig aus der Straßenbahn aus, wenn du ein Mann bist.› Ich habe zu ihm gesagt: ‹Komm, bleib ruhig.› Er hat gesagt, ich wäre kein Mann. Da bin ich ausgestiegen und habe zu ihm gesagt: ‹Jetzt reicht’s aber, sonst mach ich dich fertig.› Er hat ‹Ach ja?› geantwortet. Da habe ich ihm eine verpasst. Er ist gestürzt. Ich wollte ihn aufheben. Aber er hat von unten nach mir getreten. Da habe ich ihm einen Stoß mit dem Knie und zwei Kinnhaken gegeben. Sein Gesicht war voll Blut. Ich habe ihn gefragt, ob er genug hätte. Er hat ‹ja› gesagt.» Während der ganzen Zeit brachte Sintès seinen Verband in Ordnung. Ich saß auf dem Bett. Er hat gesagt: «Wie Sie sehen, habe ich nicht angefangen. Sondern er ist frech geworden.» Das stimmte, und ich habe es bestätigt. Da hat er mir erklärt, dass er mich gerade wegen dieser Sache um Rat fragen wollte, dass ich ein Mann wäre und das Leben kennen würde, dass ich ihm helfen könnte und dass er dann mein Kumpel wäre. Ich habe nichts gesagt, und er hat mich wieder gefragt, ob ich sein Kumpel sein wollte. Ich habe gesagt, das wäre mir egal: Darüber schien er froh zu sein. Er hat Blutwurst herausgeholt, hat sie in der Pfanne angebraten und hat Gläser, Teller, Bestecke und zwei Flaschen Wein hingestellt. Das alles schweigend. Dann haben wir uns gesetzt. Beim Essen hat er angefangen, mir seine Geschichte zu erzählen. Er zögerte zuerst etwas. «Ich habe eine Dame gekannt … es war sozusagen meine Geliebte.» Der Mann, mit dem er sich geprügelt hätte, wäre der Bruder dieser Frau. Er hat mir gesagt, er hätte sie ausgehalten. Ich habe nichts erwidert, und trotzdem hat er gleich hinzugefügt, er wüsste, was im Viertel geredet würde, er hätte aber ein reines Gewissen, und er wäre Lagerverwalter.
    «Um zu meiner Geschichte zu kommen», hat er gesagt, «ich habe gemerkt, dass Betrug im Spiel war.» Er gab ihr gerade genug zum Leben. Er bezahlte selbst die Miete für ihr Zimmer und gab ihr zwanzig Francs am Tag für das Essen. «Dreihundert Francs

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