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Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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gleich? Ich hoffe, Sie hatten noch nichts vor?«
    Sharman hatte etwas vor. Er hatte gehofft, sich mit Kate zu treffen. Doch der Job ging vor, wie immer. Kate würde das schon verstehen.
    Sam schaute durch die Tür ihres Büros hinaus in die Leichenhalle. »Fred!«
    Wie durch Zauberei erschien Fred mit zwei dampfenden Bechern Tee in der Hand hinter einem der Edelstahlkühlschränke. Er reichte sie Sharman und Sam. »Sie hatten ja wohl hoffentlich keine Pläne für heute Abend, oder?«
    Fred überlegte einen Moment. »Also, eigentlich wollte ich –«
    Sie hörte gar nicht zu. »Gut, was halten Sie dann von ein paar unbezahlten Überstunden?« Bevor Fred antworten konnte, fuhr Sam fort: »Es geht um das Skelett, das gestern hereingekommen ist.«
    »Das Drogenopfer?«
    »Genau das.«
    Fred machte kehrt und verschwand wieder zwischen den Kühlschränken. Sam stand auf. »Haben Sie Ihre Kamera dabei?«
    Sharman nickte, immer noch verdattert über ihre spontane Hilfsbereitschaft.
    »Gut, dann nichts wie an die Arbeit. Fred wird Ihnen einen Kittel geben.«
    Damit marschierte Sam aus ihrem Büro, während Sharman ihr aufgeregt folgte und dabei in seiner Aktentasche nach der Kamera wühlte.
     
    Adams beobachtete Ward eine Weile und versuchte sich ein Bild von dem Mann zu machen. Dies war eine der wichtigsten Vernehmungen seines Lebens. Er war nicht der erste Mörder, den er verhörte, aber die politischen Konsequenzen dieser Festnahme übertrafen alles, womit er je zu tun gehabt hatte. Während der letzten Tage hatten alle Fernsehsender und Zeitungen über den Fall berichtet. Er hatte Anrufe vom Innenminister erhalten und er konnte nicht mehr mitzählen, wie oft der Chief Constable sich schon gemeldet hatte. Das Medieninteresse war enorm und überstieg alles, was er oder die Truppe je erlebt hatte. Ständig kamen Anfragen für Interviews in den Nachrichtensendungen, von Today bis News Night. Bisher hatte er alle abgelehnt und es dem Chief und seinen Stellvertretern überlassen, sich um die Medien zu kümmern. Nicht dass er Angst davor hatte, Interviews zu geben; das hatte er schon öfter getan. Aber bisher war keines so wichtig gewesen wie dieses und er fürchtete, dass man ihn in die Enge treiben und er sich zum Narren machen würde, und das wollte er angesichts seiner erhofften Beförderung nicht riskieren. Er war sicher, dass die Festnahme und Überführung dieses Mörders ihm die Ernennung zum Deputy Chief Constable sichern würde, und das wollte er sich von nichts und niemandem vermasseln lassen. Er schaltete das Bandgerät ein und begann mit seiner Vernehmung.
    »Es ist jetzt 15.35 Uhr am Montag, dem 21. August 2000. Ich befinde mich im Vernehmungszimmer drei. Anwesend sind Mr. Graham Ward, sein Anwalt Mr. Peter Appleyard, Detective Inspector Richard Meadows und ich selbst, Superintendent Thomas Adams. Ich habe den Verdächtigen Graham Ward bereits darauf hingewiesen, dass gegen ihn ermittelt wird, und sowohl er als auch sein Anwalt haben zu erkennen gegeben, dass sie sich dessen bewusst sind.« Adams hielt einen Moment inne, um seine Gedanken zu sammeln. »Mr. Ward, wissen Sie, dass Sie im Zusammenhang mit dem Mord an Sophie Clarke festgenommen wurden?«
    Ward sah seinen Anwalt an und antwortete auf dessen zustimmendes Nicken hin: »Ja, das weiß ich.«
    »Kannten Sie Mrs. Clarke?«, fuhr Adams fort.
    Ward nickte.
    »Für das Bandgerät bitte, Mr. Ward.«
    »Ja, ich kannte sie.«
    »Wie gut?«
    »Sie war die Frau meines Arbeitgebers, des Abgeordneten John Clarke.«
    »Wie häufig sahen Sie sie?«
    »Sie war manchmal zugegen, wenn ich mich mit John traf. Sie gab Vormittagsempfänge, zu denen ich einige Male ging, und hin und wieder besuchten wir gemeinsam eine Veranstaltung. Das war es so ziemlich.«
    »Fanden Sie sie anziehend?«
    Appleyard unterbrach. »Hat das etwas mit der Sache zu tun, Superintendent?«
    Adams starrte den Anwalt einen Moment lang an, verärgert über die Unterbrechung. »Angesichts der Umstände von Mrs. Clarkes Tod denke ich das schon.«
    Ward sah zu seinem Anwalt hinüber. »Schon gut, Peter, es macht mir nichts aus, das zu beantworten.« Er sah wieder Adams an. »Ja, ich fand sie anziehend. Sie war eine sehr attraktive Frau. Und überdies sehr nett.«
    »Haben Sie je versucht, eine Beziehung zu ihr aufzunehmen?«
    »Nein! Meine Güte, sie war die Frau meines Chefs! Ich mochte sie, aber mehr auch nicht.«
    »Sie war erheblich jünger als John Clarke. Wie empfanden Sie das?«
    »Was zum

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