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Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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Ende des Sofas. »Wo soll ich anfangen?«
    Sie hob eine Augenbraue und machte sich auf etwas gefasst. »Entschuldige das Klischee, aber wie wär’s mit dem Anfang?«
    »Okay. Was zum Teufel hatte ein Mordverdächtiger gestern Abend in deinem Haus zu suchen?«
    Sam zwang sich, ruhig zu bleiben. »Er war kein Mordverdächtiger, als er kam. Erst, als er ging.«
    Ihre Einstellung war ihm ein Dorn im Auge, aber er ging nicht darauf ein. »Ich habe dir gesagt, dass Sharman ein übler Bursche ist und dass du dich von ihm fern halten solltest.«
    »Mit wem ich umgehe und mit wem nicht, ist wohl kaum deine Angelegenheit, Trevor. Du bist mein Chef, nicht mein Vater.«
    »Und als dein Chef bin ich verpflichtet, dich darauf hinzuweisen, dass aufgrund deiner Tätigkeit dein Verhalten von öffentlichem Interesse ist. Wir sind vor kurzem schon einmal in die Zeitungen geraten. Das wollen wir doch nicht noch einmal, oder?«
    Sam spürte, wie ihr Widerwille gegen Stuarts Haltung zunahm. »Ich konnte nichts für die anzüglichen Bilder in der Zeitung, außer dass ich in meinem eigenen Haus die Tür geöffnet habe. Stan Sharman ist keiner Straftat überführt worden und ich habe starke Zweifel daran, dass das je geschehen wird.«
    »Superintendent Adams ist da anderer Meinung«, warf Stuart ein.
    »Und wie wir wissen, kann er sich angesichts der Wahrscheinlichkeit, dass er der nächste Deputy Chief Constable sein wird, unmöglich irren.«
    Stuart stand auf und begann auf und ab zu gehen, was immer ein schlechtes Zeichen war. »Er ist der ranghöchste Beamte in der Ermittlung. Seine Stimme hat einiges Gewicht.«
    »Was noch nicht bedeutet, dass er Recht hat, oder?«
    »Aber auch nicht, dass er Unrecht hat.«
    Sam fand, dass sich das Gespräch im Kreis drehte, und versuchte das Thema zu wechseln. »Bist du inzwischen dazu gekommen, die zweite Obduktion an dem Mädchen durchzuführen?«
    Stuart trat unbehaglich von einem Bein aufs andere. »Ja.«
    Sie merkte ihm an, dass es ein Problem gab. »Und?«
    »Ich fürchte, ich stimme nicht mit deinem Befund überein.«
    Ihr Geduldsfaden wurde immer dünner. »Welchem Befund? Dass sie ein Mädchen war oder dass sie ermordet wurde?«
    »Dass sie ermordet wurde.«
    Sie stand abrupt auf. Ihr Gesicht rötete sich. »Und woher stammt deiner Meinung nach die Kerbe in ihrer Rippe?«
    »Ratten. Ich sehe keinen Unterschied zwischen der Kerbe, um die du so ein Gewese machst, und den anderen Kerben und Vertiefungen an der Leiche.«
    Sam griff nach ihrer Tasche und für einen Moment dachte Stuart, sie würde ihn damit schlagen.
    »Ist das deine Meinung, Trevor, oder die deines neuen Freundes Tom Adams? Du hast dich endgültig verkauft, oder?«
    »Das war überflüssig. Hör mal, du solltest eigentlich im Urlaub sein. Warum bleibst du nicht zu Hause und kommst nächste Woche wieder? Dann können wir uns in aller Ruhe unterhalten.«
    Sie funkelte ihn wütend an und wandte sich dann zur Tür. »Keine Sorge, ich komme überhaupt nicht wieder, Trevor. Ich kündige.«
    Damit riss sie die Tür auf und stürmte hinaus. Stuart sah ihr verdattert hinterher.
     
    Mr. Morris Quick war als der beste Anwalt in Cambridgeshire bekannt, weshalb Polizisten ihn gerne in Anspruch nahmen, wenn sie in Schwierigkeiten gerieten. Sam musste nicht erst gesagt bekommen, dass er der Erste sein würde, den Stan Sharman nach seiner Verhaftung kontaktierte. Bei aller Verachtung, die Stan für Anwälte empfand, war sein Selbsterhaltungstrieb doch noch stärker. Wenigstens ging Quick auf Sams Bitte ein, ihn zu Sharman begleiten zu dürfen. Stan hatte ihm bereits einiges über ihre Beziehung gesagt und das Übrige erzählte ihm Sam. Als sie ankamen, führte man sie in das Sprechzimmer Nummer vier, wo sich ein ziemlich verwahrlost aussehender Sharman erhob, um sie zu begrüßen. Er schien überrascht und erfreut, Sam hier zu sehen.
    »Sam, nette Überraschung.«
    Sie ging auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand. Am liebsten hätte sie ihn umarmt und ihm gesagt, es würde alles wieder gut werden, aber das erschien ihr unpassend.
    Quick sah den hoch gewachsenen Constable an, der in der Ecke des Zimmers stand. »Ich würde mich gern allein mit meinem Klienten unterhalten.«
    Als der Constable zögerte, setzte Quick sofort nach. »Ich wäre äußerst ungehalten, Constable, wenn ich mich gezwungen sähe, Sie ein zweites Mal darum zu bitten.«
    Diesmal schien sein nachdrückliches Auftreten überzeugender zu wirken und der bullige junge Beamte

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