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Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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wollte versuchen, Stan zu helfen, wenn ich kann.«
    Sam lächelte sie an. Woher hatte sie das so schnell erfahren? »Wie wollten Sie das den anstellen?«
    Kate zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ich dachte, Sie hätten vielleicht ein paar Ideen.«
    »Noch nicht. Wenn Sie sich an Mr. Quick wenden, kann er Ihnen vielleicht einen Besuchstermin verschaffen.«
    »Ich will nicht da hineingehen und ihn besuchen. Von diesen verdammten Zellen habe ich für mein Leben lang genug gesehen. Ich will ihn wieder hier draußen bei mir haben.«
    Sam wurde bewusst, dass sie Kate mochte. »Ich arbeite gerade daran. Ich glaube nicht, dass er lange da drinnen bleiben wird. Woran haben Sie eigentlich mein Auto erkannt?«
    »Es stand neulich vor Stans Wohnung.«
    »So wie Dutzende andere.«
    »Ihres war das Einzige, das ich nicht kannte, und es war ein bisschen zu schick für die Gegend. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Und woher wussten Sie überhaupt, wo Sie mich finden?«
    Kate legte einen Finger an ihre Nase. »Das wäre indiskret.«
    Offensichtlich war Sharman nicht der einzige Polizist, den Kate kannte. Sie öffnete die Beifahrertür. »Kann ich Sie irgendwohin mitnehmen?«
    Kate nickte. »Zu einem Hotel.«
    »Treffen Sie einen Mann?«
    »Hoffentlich nicht. Jetzt, wo Stan sitzt, sind mir die Luden auf den Fersen. Ich mache mich lieber für eine Weile rar. Zumindest so lange, bis Stan wieder draußen ist.«
    »Und wenn er nicht rauskommt?«
    Kate winkte ab. »Neue Stadt, neues Leben. Auf ihn warten. Ich habe genug auf der hohen Kante, um eine Weile zu überleben. Vielleicht mache ich ein Blumengeschäft auf.«
    Die Worte »auf ihn warten« überraschten Sam. Sie hatte geglaubt, die Beziehung zwischen den beiden sei rein sexuell und völlig einseitig. Offenbar hatte sie sich geirrt. Ob Sharman wusste, was Kate für ihn empfand? Wenn ja, hatte er es eisern für sich behalten.
    »Wo soll es denn hingehen?«
    »Ins Garden House Hotel, bitte.«
    Sam verstaute Kates Gepäck, das hinter dem Wagen stand, im Kofferraum, und sie brachen auf.
    Kate und ihre Beziehung zu Sharman faszinierten Sam. Sie ertappte sich sogar bei so etwas wie Eifersucht. »Wie lange sind Sie und Stan schon zusammen?«
    »Zwei Jahre, mit Unterbrechungen. Wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Wo haben Sie sich kennen gelernt?«
    Kate lachte. »Er hat mich mal eingelocht, als er noch bei der Sitte war. Danach kamen wir prima miteinander aus. Wer hätte gedacht, dass ich mal mit einem Bullen ausgehen würde?«
    Sam empfand immer mehr Sympathie für Kate. Bislang hatte sie sich nie vorstellen können, eine Prostituierte zu mögen, aber jetzt schämte sie sich dafür.
    »Hätten Sie nicht Lust, bei mir zu wohnen, solange Stan hinter Gittern ist? Da wären Sie sicherer als in jedem Hotel und Stan könnte sie leichter ausfindig machen.«
    Kate war überrascht und erfreut. Sie setzte einen kultivierten Akzent auf. »Sind Sie sicher? Das wäre wunderbar.«
    Die Wahrheit war, dass Sam sich einsam fühlte und dachte, dass es sehr nett sein würde, Kate für eine Weile bei sich zu haben.
    »Aber keine Heimarbeit mitbringen.«
    Kate schien über die Bemerkung verärgert zu sein, aber als sie das breite Grinsen auf Sams Gesicht sah, fing sie an zu lachen.
     
    Nachdem Sam Kate bei sich zu Hause abgesetzt und mit Shaw bekannt gemacht hatte, ließ sie sie allein, damit sie sich einrichten konnte, während sie zurück nach Cambridge fuhr, um Dr. Andy Herman aufzusuchen. Herman hatte seine Praxis gleich hinter der Round Church und dem Gebäude der Cambridge Union Society. Die Lage war günstig, nahe bei den Colleges und direkt gegenüber von einem großen Parkplatz. Die Praxis war modern und wohnlich eingerichtet. Offensichtlich waren die Bilder und Farben auf ihre beruhigende Wirkung hin ausgesucht worden. Das Einzige, was noch fehlte, dachte Sam, war ein bisschen Fahrstuhlmusik. Als sie eintrat, wurde sie von einer hübschen jungen Frau von Mitte zwanzig empfangen. Sie sah Sam mit ihren klaren blauen Augen an und lächelte so charmant, dass Sam keinen Zweifel hatte, warum sie von Andy eingestellt worden war.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Sam hörte einen leichten Akzent heraus. Schwedisch? Andy schien seine Fantasien voll auszuleben. »Ich bin mit Dr. Herman verabredet. Dr. Ryan aus dem Park Hospital.«
    »Ah ja, er erwartet Sie.«
    Sie drückte auf eine Taste an ihrer Gegensprechanlage, beugte sich hinab und sprach hinein. Sam bekam einen tiefen Einblick in ihren weißen

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