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Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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nichts. Ich glaube, er hatte ein bisschen Probleme mit seinem Hals.«
    »Dann werden Sie ihm also noch einen Besuch abstatten?«
    Sharman nickte lächelnd. »Gleich morgen früh. Gegen ihn haben wir mittlerweile genauso viel in der Hand wie gegen Ward.«
    »Dann dürfte es jetzt wohl bald rundgehen.«
    Bevor er noch etwas sagen konnte, klopfte es lautstark an der Haustür. Überrascht schaute Sam auf ihre Uhr. Mitternacht war gerade vorbei. Wer konnte das sein? Sie stand auf, ging zur Tür und öffnete. Zu ihrer großen Überraschung standen ihr Adams, Meadows und mindestens ein halbes Dutzend uniformierte Beamte gegenüber. Adams sprach als Erster. »Guten Abend, Dr. Ryan. Ist Stan Sharman hier?«
    Ehe sie etwas sagen konnte, stand Sharman neben ihr. »Ich bin hier. Was gibt’s?«
    Adams sah ihm direkt ins Gesicht. »Stanley Sharman, ich verhafte Sie wegen Mordes an Michael John Rogers. Sie müssen nichts sagen …«
    Schockiert sah Sam erst Sharman, dann Adams an. Das war lächerlich, da musste ein Irrtum vorliegen. Aber es war ernst gemeint. Adams trat in die Diele und ergriff Sharmans Arm. Sharman riss sich los, worauf sofort die Uniformierten auf ihn zutraten. Sam hielt sanft seinen anderen Arm fest.
    »Lassen Sie nur, Stan, wir werden das schon klären.«
    Sharman sah sie an und in diesem Moment schien aller Zorn ihn zu verlassen. Er streckte seine Hände vor und Meadows, der kein Risiko eingehen wollte, legte ihm rasch Handschellen an. Dann führte er ihn hinaus zu dem wartenden Kleinbus. Als sie aufbrachen, wandte sich Adams noch einmal an Sam. »Wir unterhalten uns noch.«
    Sie wollte etwas Bissiges erwidern, doch dies schien nicht der richtige Zeitpunkt dafür zu sein. Außerdem hatte sie diese Wendung der Ereignisse einigermaßen aus der Fassung gebracht. Ihre Gedanken überschlugen sich, während sie in ihr Wohnzimmer zurückkehrte. Dort lag das Geschenk, das er ihr mitgebracht hatte, immer noch unausgepackt auf dem Tisch. Sie griff danach und wickelte es vorsichtig aus. Es war der Lancer-Soldat, den sie in seiner Wohnung bewundert hatte.

7
    Sam wusste, dass sie an diesem Abend nichts mehr ausrichten konnte. Deshalb beschloss sie, nach dem Aufräumen ins Bett zu gehen. Doch das war ein Fehler; an Schlaf war nicht zu denken. Sharmans Festnahme und die Umstände, von denen sie begleitet war, kreisten unaufhörlich in ihren Gedanken. Schließlich wurde sie es leid, beim Licht des Vollmondes, der inzwischen hoch am Himmel stand, an die Zimmerdecke zu starren, und wälzte sich aus dem Bett. Als sie auf dem Weg in die Küche durch das Wohnzimmer kam, warf sie einen Blick auf die Wanduhr. Es war halb vier; fast zu spät, um noch einmal ins Bett zu gehen. Sie machte sich einen Kaffee und ließ den völlig verdatterten Shaw frühzeitig ins Haus. Dann kehrte sie mit langsamen Schritten zurück ins Wohnzimmer, ließ sich aufs Sofa fallen und versuchte sich zu entspannen. Es gelang ihr nicht. Schließlich gingen ihr die Ideen aus. Sie zog sich an und ging ins Gewächshaus, um ein paar Spätblüher umzutopfen. Das war das Einzige, womit sie sich jetzt entspannen und gleichzeitig die Zeit vertreiben konnte.
    Sie traf früh im Krankenhaus ein, aber nicht früh genug, um Fred zuvorzukommen. Er saß bereits in seinem kleinen Zimmer hinter der Leichenhalle, nippte an einem dampfenden Becher Tee und hörte Radio. Sam klopfte.
    »Morgen, Fred. Haben Sie zufällig noch einen in der Kanne?«
    Fred fuhr erschrocken zusammen und bekleckerte seine Hose mit Tee. Erstaunt sah er Sam an. »Dr. Ryan, so früh habe ich noch gar nicht mit Ihnen gerechnet.«
    Sie nahm ein Tuch von der Spüle und wischte ihm übers Hosenbein. »Tut mir Leid, Fred, das war dumm von mir. Alles in Ordnung?«
    Fred nickte ohne rechte Überzeugungskraft. »Ich komme schon klar, Dr. Ryan, machen Sie sich keine Gedanken.«
    Sie schob ihn zurück auf seinen Stuhl. »Setzen Sie sich hin, ich hole den Tee.«
    Sie schenkte zwei frische Becher ein. Der Tee hatte ein bisschen zu lange gezogen, aber sie hatte schon schlechteren getrunken und wusste, dass Fred seinen Tee gern stark mochte. Sie reichte ihm seinen Becher. »Schicken Sie mir die Rechnung für die Reinigung.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht nötig, Dr. Ryan, das sind nur meine alten Arbeitshosen. Die haben sowieso schon jede Menge Flecken.«
    Sam schaute aufs schwarze Brett. »Viel los heute?«
    Fred rieb sich begeistert die Hände. »Dieser Mord in Grantchester. Im selben Haus, wo auch Sophie

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