Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
Vom Netzwerk:
eine Pathologin, ein Kunststudent und eine Prostituierte. Falls Adams das je erfuhr, würde sie das Land verlassen müssen. Aber egal.
    »Okay, Kate, Sie können auch mitkommen.«
    Kate lächelte und hielt die beiden Hälften der Zeichnung empor, die sie gerade zerrissen hatte. »Hat jemand ein bisschen Klebeband? Das Bild ist ziemlich gut geworden, finde ich.«
    Alle drei brachen in Gelächter aus.
     
    Die Strecke von Cambridge nach King’s Lynn war zwar nicht lang, aber alles andere als gerade. Sam hatte das Gefühl, als hätten sich alle langsamen Laster, Traktoren und Wohnwagen auf der Straße gegen sie verschworen. Überholen war hier auch nicht gerade einfach. Also musste sie sich damit abfinden, stundenlang im Schneckentempo die Straße entlangzuschleichen. Schließlich erreichte sie den alten Platz, der im Ort als Dienstagsmarkt bekannt war, und parkte. Sie hatten Glück. The George, das Hotel, das Sam bereits gebucht hatte, hatte noch zwei freie Zimmer, sodass sie ihre beiden Begleiter auch dort unterbringen konnte. Freilich entging ihr nicht, dass keiner von beiden sich erbot, sein Zimmer zu bezahlen. Nachdem sie sich in ihrem Zimmer eingerichtet hatte, rief sie Detective Sergeant Flemming an und vereinbarte für den folgenden Tag ein Treffen mit ihm.
    Nach dem Abendessen machte Sam einen Spaziergang, während sich Kate und Hudd auf die Suche nach einem Club machen wollten. Als sie am Ufer entlangging, vorbei an den alten Lagerhäusern und Firmengebäuden, dachte sie darüber nach, was in den letzten Wochen alles geschehen war. Gerade in den vergangenen Tagen hatten sich die Ereignisse buchstäblich überschlagen. Sharman war wegen Mordes verhaftet worden, sie selbst hatte gekündigt und es gab immer noch drei ungelöste Mordfälle. Sie blickte hinaus über den Wash und beobachtete, wie sich das Mondlicht auf dem trüben Wasser spiegelte. Sie konnte sich keinen Reim auf das alles machen. Es war wie ein riesiges Puzzlespiel, bei dem mehrere Teile fehlten. Als sie sich umsah, merkte sie plötzlich, dass sie allein war. King’s Lynn musste eine der ruhigsten Ortschaften sein, die sie je gesehen hatte. Schon jetzt, um halb elf abends, waren die Straßen praktisch leer gefegt und obwohl es immer noch Sommer war, zog vom Wash her eine steife Brise auf und es wurde kühl. Ein Schauder lief ihr über den Rücken. Sie zog sich die Jacke enger um die Schultern und machte sich auf den Rückweg zum Hotel.
    Plötzlich überkam sie das Gefühl, verfolgt zu werden. In einer so stillen Umgebung wurde einem alles Ungewöhnliche sofort erschreckend bewusst. Sam wusste nicht genau, was sie zuerst bemerkt hatte. Die Schritte? Das Gefühl, dass jemand in der Nähe war, unerkannt und unerwünscht? Was immer es war, sie wusste, dass jemand ihr folgte. Sie ging schneller, und wie erwartet beschleunigten sich auch die Schritte hinter ihr. Jetzt fehlte nur noch, dass vom Meer her dichter Nebel aufzog, dachte sie. Als sie die andere Seite des Hafens erreichte, rief ihr Verfolger ihr nach: »Dr. Ryan!«
    Sie blieb stehen und drehte sich überrascht um. Der Mann, der sich ihr näherte, sah ganz anders aus, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Er war etwa fünfzig und ungefähr so bedrohlich wie ein Goldhamster. Sie wartete, bis er sie hustend und keuchend endlich eingeholt hatte. Der Mann griff nach einem Laternenmast, um sich festzuhalten. Er sah sie an.
    »Verdammt noch mal, Lady, Sie haben aber einen Zahn drauf.«
    Sam musterte ihn einen Moment. »Wer zum Teufel sind Sie?«
    Der Mann stand gebückt da und versuchte verzweifelt zu Atem zu kommen. »Stan, Stan Sharman hat mich geschickt.«
    »Stan? Warum?«, fragte sie überrascht.
    Er erholte sich allmählich. »Er sagte mir, Sie suchen nach einem Mann namens Spade.«
    »Ja, aber was haben Sie damit zu tun?«
    Er streckte seine Hand aus. »David Cross. Stan und ich waren vor ein paar Jahren gemeinsam bei der Polizei.«
    Sie hoffte, dass er damals fitter gewesen war.
    »Mr. Quick hat mich in Stans Auftrag angerufen. Er sagte, dass Sie Hilfe brauchen.«
    Sam ergriff seinen Arm, um ihn zu stützen. »Warum ausgerechnet Sie?«
    »Ich bin jetzt Privatdetektiv. Ich war Stan noch ein paar Gefälligkeiten schuldig.«
    Das überraschte Sam nicht im Geringsten. »Und wie können Sie mir helfen?«, fragte sie.
    »Ich weiß, wo er ist.«
    »Spade?«
    Er nickte. »Ja.«
    Sie wurde schlagartig putzmunter. »Weiß die Polizei auch, wo er ist?«
    Er schüttelte den Kopf. »Den Idioten würde ich

Weitere Kostenlose Bücher