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Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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sein, der die Büste zerstört hat?«
    »Nein.«
    Kate sprang plötzlich vom Sofa hoch und stürmte auf Hudd los. »Stan Sharman würde keiner Fliege etwas zuleide tun.« Sie hielt einen Moment inne. »Na ja, zumindest würde er niemanden töten. Wenn Sie nichts Gutes über ihn zu sagen haben, warum halten Sie dann nicht einfach die Klappe?«
    Hudd war bestürzt über Kates plötzlichen Ausbruch.
    »Kate ist Stans Freundin«, erklärte Sam ihm.
    Er sah hinauf in Kates zornrotes Gesicht. »Tut mir Leid, ich wollte nicht –«
    »Was? Ausfällig werden?«, schnitt Kate ihm das Wort ab.
    Hudd sah hinunter auf seine Zeichnung, brachte ein paar letzte Striche an und reichte sie Kate. Der Moment war schlecht gewählt. Ohne es auch nur anzuschauen, riss sie das Blatt entzwei, warf ihm die Fetzen an den Kopf, griff nach ihren Kleidern und rannte nach oben.
    Sam ging in die Küche, gefolgt von Hudd. »Kaffee? Ach nein, Sie trinken ja kein Gift. Wasser?«, fragte sie ihn.
    Er nickte. »Ja, bitte.«
    Sam griff nach einem Glas. »Ich habe nur Leitungswasser. Ist das okay?«
    »Vollkommen. Ich wollte ihr nicht zu nahe treten.«
    Sam füllte sein Glas und gab es ihm. »Das haben Sie auch nicht. Sie ist nur im Moment ein bisschen empfindlich.«
    Hudd nahm das Glas und trank einen Schluck. »Ist sie nicht ein bisschen jung für Ihren Freund?«
    Sie zuckte die Achseln. »Was hat das Alter damit zu tun? Es geht um Gefühle.«
    Hudd war nicht überzeugt. »Die beiden müssen zwanzig Jahre auseinander sein.«
    Sie schenkte sich einen Kaffee ein. »Ich hätte Sie gar nicht für so intolerant gehalten.«
    Hudd ging in Abwehrstellung. »Bin ich auch nicht. Nur realistisch. Sie können doch nicht viele Gemeinsamkeiten haben, oder?«
    Sam nippte an ihrem heißen Kaffee. »Wahrscheinlich nicht, aber sie lieben sich und kümmern sich umeinander. Das ist mehr wert als die meisten anderen Dinge.«
    »Vielleicht. Sind Sie sicher, dass er nicht nur eine Midlife-Crisis hat?«
    »Das dachte ich zuerst, aber seit ich mich mit Kate unterhalten habe, ist mir klar, dass da viel mehr dahinter steckt.«
    Hudd nickte, nicht wirklich interessiert. Dann wechselte er das Thema. »Was gibt es Neues von unserer mysteriösen Unbekannten?«
    »Vielleicht habe ich später ein paar Neuigkeiten für Sie.«
    »Wann, später?«
    Sie überlegte einen Moment. »In ungefähr zwei Tagen. Ich muss nach King’s Lynn und mit einem Polizisten dort sprechen. Er kann mir vielleicht etwas über sie sagen.«
    Plötzlich fiel alle Lethargie von Hudd ab. Seine Augen begannen zu funkeln. Der Gedanke, endlich herauszufinden, wer das Mädchen war, ließ ihn hellwach werden. »Kann ich mitkommen?«
    Sam hob abwehrend die Hand. »Nein, auf keinen Fall. Das ist eine Morduntersuchung.«
    Hudd lachte kurz auf. »Eine inoffizielle, ohne Budget. Das Argument zählt nicht.«
    »Sie haben nicht das Hintergrundwissen und die Erfahrung für so etwas.«
    Er setzte sein halb leeres Glas Wasser auf dem Küchentisch ab. »Komisch, als Sie mich gebeten haben, Ihnen kostenlos die Büste anzufertigen, haben Sie das noch anders gesehen.«
    Sam überlegte einen Moment. »Das war etwas anderes.«
    »Dachte ich mir. Also, hören Sie, ich bin entweder mit von der Partie oder nicht. Wenn nicht, gehe ich jetzt, und das war es dann.«
    Sie dachte über seine Drohung nach. Womöglich würde sie ja noch einmal auf seine Dienste zurückkommen müssen. Also war es vielleicht doch besser, ihn jetzt nicht zu vergraulen.
    »Okay, Sie können mitkommen. Aber kommen Sie mir nicht ins Gehege, halten Sie den Mund und tun Sie, was ich Ihnen sage.«
    Hudd lächelte breit. »Danke! Vielen Dank, das ist großartig.«
    Sam war noch nicht fertig. »Eine Sache noch.«
    Hudd machte ein bußfertiges Gesicht. »Was immer Sie wollen.«
    »Ich werde nicht nackt für Sie posieren.«
    Er lachte. »Abgemacht.«
    Plötzlich unterbrach eine Stimme vom anderen Ende der Küche ihre Unterhaltung. »Wenn der mitkommt, komme ich auch mit. Stan braucht Freunde, die sich um ihn kümmern. Keine Studenten, die noch nicht trocken hinter den Ohren sind.«
    Sam blickte hinüber zu Kate, die sich wieder angezogen hatte und mit entschlossener Miene in der Küchentür stand.
    »Außerdem«, fuhr sie fort, »bin ich nicht scharf darauf, alleine hier zu bleiben. Es ist nämlich für meinen Geschmack ein bisschen einsam hier.«
    Sam runzelte die Stirn. Nachdem sie schon Hudd mitnahm, konnte sie es Kate wohl kaum verweigern. Was für ein Team, dachte sie:

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