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Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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es nie verraten.«
    Seine Einstellung überraschte sie. »Aber Sie waren doch auch mal bei diesem Verein.«
    »Ich war ein echter Polizist. Eine andere Zeit, ein anderer Job.«
    Seine Meinung über die moderne Polizei wollte Sam eigentlich gar nicht hören. »Also, wo ist er?«
    »In einem Wohnwagen auf einem Feld außerhalb von Diss.« Das war präzise, aber nicht präzise genug.
    »Diss ist groß. Wo genau?«
    Der Mann steckte seine Hand in die Tasche und reichte Sam eine grob gezeichnete Karte. »Hier können Sie sehen, wo genau. Aber passen Sie auf, das ist ein ganz übler Bursche. Sie wissen ja, dass er wegen Mordes gesucht wird, nicht wahr?«
    »Ja.« Sie warf einen kurzen Blick auf die Karte. »Danke für das hier.«
    »Sagen Sie Stan, dass wir jetzt quitt sind.«
    Damit machte er kehrt und ging in Richtung Marktplatz davon.
     
    Als sie den Dienstagsmarkt überquerte, bemerkte Sam Kate, die gerade auf der anderen Seite des Platzes in einen unbekannten Wagen einstieg. Sie versuchte die Dunkelheit hinter der Windschutzscheibe zu durchdringen, um einen Blick auf den Fahrer zu erhaschen. Schon oft hatte sie sich gefragt, wie wohl Männer aussahen, die sich Frauen kauften. Sie dachte daran, aus lauter Neugier darauf, wie so ein Freier aussah, Kates Namen zu rufen, aber dann ließ sie es doch sein. Schließlich war es Kates Leben. Als sie das Hotel erreichte, tauchte plötzlich Hudd hinter ihr auf. »Wie wär’s mit einem Drink, Sam?«
    Sie sah ihn überrascht an. »Ich dachte, Sie trinken nicht?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich werde mir einen Fruchtsaft bestellen. Was hätten Sie gerne?«
    »Einen großen Brandy.«
    Die beiden traten in die Bar, wo gerade die letzte Bestellung ausgerufen wurde.
    »Einen Orangensaft und einen großen Brandy, bitte.«
    Der Barkeeper nickte und schaute auf seine Uhr. »Gerade noch rechtzeitig.«
    Hudd brachte die Drinks zu Sam hinüber. »Bitte sehr. Damit dürften Sie gut schlafen.«
    Sam nahm ihr Glas, prostete ihm zu und nahm einen kräftigen Schluck. Dann setzte sie das Glas ab und sah Hudd lächelnd an. Sie war unsicher, ob sie ihm von ihrem heimlichen Treffen mit Sharmans Freund unten am Hafen erzählen sollte. Doch da er sie mit größter Wahrscheinlichkeit zu Spades Unterschlupf begleiten würde, sah sie keine andere Möglichkeit.
    »Ich weiß, wo Spade ist.«
    Er blickte verblüfft auf. »Was? Wo?«
    Sie nahm noch einen Schluck. Diesmal war das Glas fast leer, als sie es wieder abstellte. »Auf einem Feld in der Nähe von Diss.« Sie reichte ihm die gezeichnete Karte. »Der genaue Ort ist hier verzeichnet.«
    Während er die Karte genau studierte, spürte er förmlich, dass er dem Ziel seiner Suche jetzt zum Greifen nah war. »Wann fahren wir hin?«
    »Morgen Nachmittag, nachdem wir mit Flemming gesprochen haben.«
    »Gut. Je früher, desto besser, finde ich.«
    Sam wechselte das Thema. »Haben Sie Kate gesehen?« Sie wusste, wo Kate war, aber sie wollte hören, was Hudd dazu sagte. Nur, um zu sehen, wie ehrlich er war, dachte sie.
    »Nein. Wir konnten keinen vernünftigen Club finden, also ist sie losgezogen, um ein paar alte Freunde zu besuchen. Sie meinte, es würde spät werden.«
    Kann ich mir denken, sagte sich Sam.
     
    Am nächsten Morgen war Sam früh auf den Beinen und nach einem kurzen Spaziergang am Hafen ging sie wieder ins Hotel, um zu frühstücken. Sie hatte eine rastlose Nacht hinter sich. Das Gesicht des unbekannten Mädchens geisterte durch ihre Träume, und immer wenn sie glaubte, ihre Gesichtszüge zu erkennen, verschwand sie wieder in der Dunkelheit. Sam wusste, dass sie dicht davor war, das Mädchen zu identifizieren, und dennoch schien sie irgendwie unerreichbar. Sie hatte erst ein paar Minuten am Tisch gesessen, als Kate erschien und sich ihr gegenübersetzte. Sam musterte ihr Gesicht, fand aber keine Spur von der harten Nacht, die sie hinter sich haben musste. Sie war schön wie immer. Glatte Züge, große, strahlende Augen und Haare wie Seide. Nachdem sie ihr Frühstück bestellt hatte, griff sie in ihre Handtasche und reichte Sam ein Bündel Scheine.
    »Das sind ungefähr hundert Pfund. Ich hoffe, das reicht für das Hotel und Ihre Benzinkosten.«
    Sam schob ihre Hand weg. »Nein, danke. Ich kann das nicht annehmen, so, wie Sie das verdient haben.«
    Kate sah sie überrascht und betroffen an. »Wie meinen Sie das?«
    Sam biss ein Stück trockenen Toast ab. »Ich habe Sie gestern Abend gesehen, wie Sie in diesen Wagen gestiegen sind.«
    Kate

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