Der Fremde ohne Gesicht
Informationen, die Stan und Sie brauchen. Hinterher rufen Sie mich an, sagen mir, wo er ist, und wir gehen hin und schnappen ihn uns. So kriegen Sie, was Sie wollen, und ich kann einen Mörder einlochen. Hört sich das fair an?«
Flemming lehnte sich zurück und wartete auf Sams Reaktion. Sie schaute in die Gesichter ihrer beiden Begleiter, als suchte sie nach einer Antwort, doch sie verzogen keine Miene. Sie wandte sich wieder an Flemming. »Okay, abgemacht. Aber keine Tricks. Wir haben einen zu langen Weg hinter uns und Stans Freiheit könnte davon abhängen, was wir herausfinden, wenn wir Spade treffen.«
Flemming legte die Hand über sein Herz. »Sie haben mein Wort. Ich mag Stan, er hat mir mehr als einmal aus der Patsche geholfen. Ich würde nichts tun, was seine Freiheit aufs Spiel setzt. Vertrauen Sie mir.«
Sam lächelte. Ihre Zuversicht war gestärkt. Was immer man Stans Freunden nachsagen mochte, loyal waren sie.
Gleich nach ihrem Gespräch mit Detective Sergeant Flemming machten sich die drei auf den Weg nach Diss. Sam hatte immer noch keine Gelegenheit gehabt, mit Kate über ihren Zusammenstoß beim Frühstück zu reden, aber sie hoffte, dass sich später noch eine ergeben würde. Die Fahrt nach Diss ging schneller, als sie erwartet hatte. Diesmal hatten sie Glück und es war kaum Verkehr auf der Straße. Als sie das kleine Marktstädtchen erreichten, gab Sam Kate, die neben ihr saß, die Karte, die sie von Cross bekommen hatte. Dabei drückte sie kurz ihre Hand als eine Art Entschuldigung für den Vorfall am Morgen. Kate sah sie an und lächelte. Sam war erleichtert. Verdient hatte sie das nicht, das wusste sie.
»Können Sie mal sehen, ob Sie nach dieser Karte den Weg zu Spades Wohnwagen finden?«
Kate nickte und begann die Karte zu studieren. Als sie die Ortsmitte erreichten, wies sie Sam an, nach rechts abzubiegen. Nach etwa einem Kilometer leitete Kate sie von der Hauptstraße herunter auf einen schmalen Feldweg, der der Ausschilderung nach zur »Blood Farm« führte. Sehr passend, dachte Sam. Ein paar Hundert Meter weiter erreichten sie eine kleine Lichtung, umgeben von Laubwald, wo Kate sie anhalten ließ. Sie sah Sam an. »Also, wenn Stans Kumpel die Karte richtig gezeichnet hat, sind wir da.«
Sam sah sich um, doch es gab nirgends eine Spur von Leben oder von einem Wohnwagen. Kate öffnete die Beifahrertür.
»Der Wohnwagen müsste auf der anderen Seite des Waldes sein. Von hier aus ist er nicht zu sehen. Wir müssen zu Fuß weiter.«
Sam und Hudd folgten Kates Führung. Sie stiegen aus dem Wagen und gingen hinter ihr durch den Wald. Als sie das andere Ende des Waldes erreichten, entdeckte Sam plötzlich den Wohnwagen, neben dem ein großer silberner Volvo Kombi stand. Sie gingen darauf zu.
Am Wohnwagen angekommen, klopfte Sam an die Tür und wartete. Es kam keine Antwort. Sie klopfte noch einmal. Diesmal rief sie Spades echten Namen.
»Mr. Johnson, sind Sie da? Mr. Johnson?«
Immer noch keine Antwort. Sam sah Hilfe suchend zu ihren beiden Gefährten hinüber. Kate hatte als Erste einen Vorschlag. »Probieren Sie doch mal, die Tür zu öffnen.«
Sam zögerte einen Moment und überlegte, ob es nicht zu weit ging, den Wohnwagen ohne Erlaubnis zu betreten. Doch sie brauchte nicht lange, um sich durchzuringen. Sie war einen weiten Weg hierher gekommen und alles, was sie bisher getan hatte, war ziemlich unorthodox gewesen. Warum sollte sie jetzt zurückschrecken? Sie drückte die Klinke hinab und zog an der Tür. Sie war nicht verschlossen und ließ sich leicht öffnen. Die drei wechselten einen Blick. Was war der nächste Schritt? Wie üblich war Kate die Erste, die eine Entscheidung traf. Sie ging an Sam und Hudd vorbei und stieg in den Wohnwagen.
Plötzlich drangen Schreie nach draußen, die eindeutig von Kate stammten. Und die brutale Stimme eines Mannes, der sie anbrüllte. »Wer seid ihr? Wer seid ihr Arschlöcher?!«
Sam spähte in den Wohnwagen. Kate stand mit dem Rücken zu einem schmutzigen, verwahrlosten Mann, der sie mit einem Arm um die Hüfte umklammert hielt und ihr mit der anderen Hand ein gefährlich aussehendes Messer an die Kehle hielt. Sie brauchte eine Sekunde, um ihre Fassung wiederzugewinnen und zu reagieren.
»Beruhigen Sie sich! Wir wollen nur ein paar Informationen!«
Der Mann, Spade, wie Sam vermutete, starrte sie an. Er hatte das bösartigste, wütendste Gesicht, das sie je gesehen hatte.
»Wer seid ihr, verdammt? Polizei?«
Sie bemerkte, dass die
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