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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Setiu, überreden soll, vor Ahmoses Tür zu bleiben, während sich Ahmose von dem anderen zu mir begleiten lässt. Ich warte. Falls es morgen Nacht nicht klappt, dann die nächste. Kannst du das für mich tun?«
    »Aber gewiss doch, Fürst.«
    Kamose ließ sich nach Hause tragen, während Dudu hinter der Sänfte herstapfte. Kamose verspürte eine zunehmende Anspannung. Er hatte schon getötet, doch nur in der Hitze des Gefechts. Er wusste nicht, ob er die erforderliche waghalsige Skrupellosigkeit aufbrachte, einen Menschen kaltblütig zu ermorden. Aber ich muss es tun, sagte er sich und holte sich das hochnäsige Gesicht des Königs vor Augen, damit er nicht wankend in seinem Entschluss wurde. Ich muss es tun. Es ist der erste, der wichtigste Zug. Dudu muss sterben. Doch in seinem Kopf flüsterte es: ›Apophis muss sterben‹, und bei diesem Gedanken wurden seine Muskeln hart, und sein Entschluss stand fest.
    Zwei Stunden vor dem Morgengrauen, als alles im Tiefschlaf lag und niemand mehr wachsam war, verließ Kamose sein Lager, ging zur Tür, machte sie auf und sprach mit dem Wachposten davor. Er krümmte sich und verzog gequält das Gesicht. »Ich brauche meinen Haushofmeister«, keuchte er. »Ich bin krank. Sag ihm bitte, dass er meinen Bruder mitbringen soll.« Die Wachposten blickten sich an. Kamoses Leibwache berührte ihn sanft.
    »Soll ich auch den Arzt wecken, Fürst?«, fragte er fürsorglich. Der andere Wachposten blickte Kamose prüfend an. Kamose fluchte innerlich. Auf diese Frage war er nicht gefasst gewesen. »Ja, gut«, sagte er, »aber ich möchte nicht das ganze Haus aufwecken, falls es nur etwas ist, was ich gegessen oder getrunken habe.«
    »Ich gehe«, sagte der Einheimische, und der andere bezog wieder seinen Posten. Kamose trat ins Zimmer zurück, schloss die Tür und lauschte den Schritten, die auf dem Flur verklangen. Er war sich sicher, sein Setiu-Wachposten hatte vorschlagen wollen, auch Dudu zu wecken, dass es der Mann aber jetzt nicht wagte, seinen Posten zu verlassen.
    Kurze Zeit darauf hörte er leise Stimmen vor der Tür. Sie ging auf, und Uni erschien mit verquollenen Augen, seine Hände umklammerten den Schlafschurz. Ahmose folgte ihm ins Zimmer. Kamose konnte die drei Gesichter im Dunkel hinter Ahmose sehen, doch glücklicherweise waren zwei davon einheimische Wachen. Kamose ächzte jetzt, winkte seine eigene Wache hinter seinem Bruder ins Zimmer und bat ihn, die Tür zu schließen. »Bist du mein treuer Diener?«, fragte er den Mann, richtete sich auf und schritt zu seiner Truhe. »Gehorchst du mir, was für Folgen das auch immer hat?« Der Soldat nickte.
    »Das weißt du doch, Fürst. Habe ich nicht seit vielen Jahren vor deiner Tür und an deiner Seite gestanden?« Das klang beleidigt.
    »Gut«, sagte Kamose knapp. »Ich möchte, dass du erst den Setiu da draußen tötest und dann meinen Haushofmeister begleitest. Uni, du nimmst die beiden einheimischen Wachen und gehst unverzüglich zu den Zimmern, in denen Dudus Leute schlafen. Solltet ihr das Pech haben, weiteren Setius zu begegnen, bringt ihr sie auf der Stelle um. Umstelle Dudus Diener, sodass keiner ungesehen seine Zelle verlassen kann. Sie dürfen nicht heraus, nicht einmal auf den Flur, welche Gründe sie auch angeben mögen.« Bei diesen Worten wühlte er ungeduldig die Truhe durch, dann hielt er den Dolch in der Hand. Flüchtig dachte er daran, wie er ihn das letzte Mal gesehen hatte, und zwar in der zarten Hand seiner Traum-Frau. Der Soldat nickte zustimmend. »Ahmose«, fuhr Kamose fort, »wir werden jetzt General Dudu töten, und das hoffentlich im Schlaf. Ich bitte dich nicht darum, den Stoß zu führen, nur dass du ihn festhältst, falls er sich wehrt. Das muss leise geschehen. Ich kann meine Absichten nicht verlauten lassen, ehe ich nicht die Soldaten im Griff habe. Uni, ist der Herold gestern Morgen aufgebrochen?«
    »Fürst, das weißt du doch.« Kamose fieberte vor Eile und Angst, was er sich jedoch nicht anmerken ließ.
    »Dann lasst uns anfangen.« Er nickte dem Soldaten zu, der sein eigenes Messer zog und aus der Tür schlüpfte. Kamose, Uni und Ahmose warteten ängstlich. Es wurden ein paar unverbindliche Worte gewechselt, dann ein überraschter Ausruf, dann ein kurzes Gerangel. Kamose machte sich bereit. Die Tür wurde aufgerissen, und da stand sein Wachposten, der andere blickte verstört und entgeistert, und ein schlaffer Körper lag auf der Schwelle. »Schaff ihn herein und dann geh. Beeil dich!«,

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