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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Messern und mit einem Rohrkolben statt einer Axt kämpft.
    »Nicht Fürst, Dudu«, sagte er, packte den Dolch fester, musterte Dudus Brust und suchte nach der besten Stelle für den Stoß. »Nicht Fürst, sondern Majestät.« Er sah, dass Dudu tief Luft holte, ehe ihm die Klinge zwischen die dritte und vierte Rippe fuhr. Sofort waren Kamoses Hand und Handgelenk in warmes Blut gebadet. Er riss den Dolch heraus, und Ahmose legte Dudu hin und trat rasch zurück.
    »Unsere Zwangslage ist fürchterlich«, sagte Ahmose, lief zur Pritsche und zog das Laken ab. »Wisch dich ab, Kamose.« Kamose nahm das Laken und begann, sich die Hände zu säubern, doch zunächst wischte er die Dolchklinge ab. Ahmose bückte sich und schloss Dudu behutsam die blicklosen Augen. »Jetzt hängen wir drin«, fuhr er fort, »es gibt kein Zurück mehr, selbst wenn wir möchten. Falls wir verlieren, bedeutet es dieses Mal den Tod für uns alle.«
    »Ich weiß«, erwiderte Kamose. »Aber ich kann nicht glauben, ich weigere mich zu glauben, dass wir für immer spurlos aus der Geschichte verschwinden! Wir sollten lieber gehen, Ahmose. Re will aufgehen, und wir müssen die Soldaten unter Kontrolle haben, ehe das übrige Haus aufwacht. Wenn doch nur Hor-Aha hier wäre.«
    Im grauen Licht der Morgendämmerung wurden die Soldaten, die Seite an Seite in der Kaserne schliefen, durch einen scharfen Befehl geweckt. Schlaftrunken fuhren sie hoch, und da standen die beiden Fürsten und ihre Leibwache vor ihnen, alle mit gespreizten Beinen und gespanntem Bogen. »Soldaten des Fürstenhauses nach rechts«, befahl Kamose, »General Dudus nach links. Schnell!« Halb im Schlaf stolperten die Soldaten gehorsam auseinander und gruppierten sich an den kahlen Lehmwänden, wie Kamose befohlen hatte.
    Kamose machte eine steinerne Miene, der nichts anzumerken war, doch insgeheim musterte er sie besorgt. Sein Anspruch auf Befehlsgewalt war hauchdünn. Falls ein Setiu-Offizier den Befehl zum Angriff gab, konnten sie sich nicht wehren. Ahmose und seine Begleitung bewegten sich unmerklich und richteten die Waffen nach links. Kamoses Blick schweifte über seine eigenen fünfzig Soldaten, und er sprach erst wieder, als er sie allesamt erkannt hatte. »Setzt euch«, rief er, und sofort ließen sie sich zu Boden fallen. »Nicht bewegen«, fuhr er fort. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit den Übrigen zu. »Ich will Namen, Geburtsort, Rang und Familiengeschichte wissen«, sagte er. »Du zuerst.« Dudus Männer blickten ihn mit großen Augen an, so als wäre er nicht bei Trost, doch seine eigenen Soldaten witterten, was er vorhatte. Ein Murmeln lief durch die Reihen wie ein Hauch der Winterbrise.
    Der Soldat, auf den Kamose gezeigt hatte, trat vor und salutierte. »Ptahmose aus Mennofer, Fürst, Fußsoldat in der Seth-Division. Mein Vater und sein Vater vor ihm waren Schreiber in der Dorfschule gleich vor den Stadttoren.« Kamose nickte knapp.
    »Setz dich. Der Nächste.«
    Die fünfzig Mann machten einer nach dem anderen ihre Angaben. Die mit Setiu-Namen, deren Familien im östlichen Delta wohnten, mussten stehen bleiben. Am Ende standen noch zwanzig Mann. Ahmose stahl sich neben Kamose und flüsterte ihm ins Ohr: »Falls du tust, was ich vermute, dann lass ihnen wenigstens die Wahl. Das hier ist barbarisch.«
    »Das Risiko können wir nicht eingehen, nicht bei Soldaten«, zischte Kamose zurück. »Mir gefällt das genauso wenig wie dir, Ahmose. Wenn sie Bauern oder einfach Städter wären, würde es nicht so viel ausmachen, aber wir können militärisch Ausgebildete nicht einfach frei herumlaufen lassen, ob sie uns nun Treue geschworen haben oder nicht. Die glauben alle an unsere Niederlage, noch ehe wir überhaupt angefangen haben.«
    Rasch wählte er zwanzig seiner eigenen Leute aus und befahl ihnen, Waffen zu verteilen. »Bringt die zwanzig hier in die Wüste und tötet sie«, sagte er. »Vergrabt sie im Sand, aber werft sie nicht in den Fluss. Ich möchte nicht, dass ihre Leichen stromabwärts schwimmen und eine Geschichte erzählen.« Seine Soldaten gehorchten, fielen in ihrer Eile fast über die eigenen Beine. Ihre Opfer blickten sie starr erstaunt an, mochten nicht glauben, was ihnen da auf einmal geschah. Etliche bückten sich und wollten ihren Schurz oder andere persönliche Habe aufheben und drückten sie an die Brust, als ob man sie in andere Kasernen verlegte. Ahmose befahl ihnen, alles fallen zu lassen, was sie in der Hand hatten. Kamose nickte seiner persönlichen

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