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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Mutter, die gerade die frisch bepflanzten Blumenbeete am Haus prüfte, als Ipi die Nachricht brachte. »Er hat privat diktiert, in den ihm zugewiesenen Räumen«, antwortete der Schreiber auf Kamoses scharfe Frage, »aber ich weiß, was los ist, weil sein Schreiber und ich uns im Arbeitszimmer unterhalten haben, als man ihn geholt hat. Ich bin ihm nachgegangen, habe aber die Botschaft nicht mitbekommen, weil der General seine Tür bewachen lässt. Ich musste einfach weitergehen.«
    »Wo ist die Rolle jetzt?«
    »Sein Schreiber ist in seiner Zelle und fertigt eine schöne Abschrift an, die dann nach Norden geht.« Kamose überlegte schnell. Es war lebenswichtig, dass er diese Botschaft sah, nicht wegen des Inhalts, sondern wegen Dudus Diktierstil und wegen der Anrede und des zum Schluss verwendeten Grußes.
    »Kannst du den Mann für ein paar Augenblicke von seiner Arbeit weglocken?«, fragte er Ipi. »Wartet schon ein Herold, der die Rolle unverzüglich nach Norden bringen soll?«
    »Nein, Fürst«, sagte Ipi. »Es gibt da einen Kasten voller Botschaften für Kusch, und einige sind auch für die Verwaltung im Norden bestimmt. Der Herold dürfte heute Abend von Kusch zurück sein und wird nicht vor morgen nach Norden aufbrechen.«
    »Gut. Dudu kann jeden Augenblick hier sein, nachdem er seine Pflicht getan hat. Lauf zu Uni. Sag ihm, dass er die Rolle sorgfältig untersuchen soll, jedoch nicht viel Zeit dazu hat. Du gehst mit dem Schreiber zum Fluss, spendierst ihm Wein aus meinem eigenen Vorrat, egal was, Ipi.« Ipi verbeugte sich und verschwand. Kamose sah, wie er unter Verbeugungen einen Bogen um den General machte, der gerade aus dem Haus trat.
    »Was hast du vor, Kamose?«, fragte Aahotep leise. Kamose drückte ihren Arm.
    »Das kann ich dir noch nicht sagen, es ist zu gefährlich«, gab er flüsternd zurück. »In ein paar Tagen, Mutter.« Sie nickte mit schmalem Mund und machte sich wieder an die Überprüfung der neuen Bepflanzung. Unweit von ihnen hockte ein Gärtner auf dem feuchten schwarzen Boden, hatte seinen nackten braunen Rücken gebeugt und pflanzte Setzlinge.
    »Natürlich müssen wir dafür sorgen, dass ausgesät wird«, sagte Aahotep jetzt laut, als sich General Dudu näherte. »Der König hat sich zwar unsere nächste Ernte angeeignet, aber wir dürfen es nicht zulassen, dass auch unsere Bauern nackt und bloß dastehen. Komm, Kamose.« Sie hakte sich bei ihm ein und wechselte das Thema, schlenderte in Richtung des Laubengangs und überließ es Dudu, die Nachhut zu bilden.
    Als Kamose dann am nächsten Morgen zum Tempel ging, um die Riten zu vollziehen, hatte Uni bereits den Hohen Priester besucht. Während Dudu im Schatten des Pfeilers im Vorhof saß und sich verdrossen das buntfarbige Kommen und Gehen der Tänzerinnen und Bittsteller ansah, gab Amunmose Kamose Unis Botschaft. »Anrede und Schlussformel sind die üblichen«, lautete sie. »Die Titel des Königs nach der Anrede und vor der Unterschrift des Generals.«
    »Eine Unterschrift?«
    »Ja«, sagte Amunmose. »Der General krakelt seinen Namen gern selbst, und er lässt nicht schreiben ›durch die Hand meines Schreibers Soundso.‹«
    »Eine schlechte Nachricht«, sagte Kamose und runzelte die Stirn. »Ein Siegel?«
    »Der General bevorzugt farbloses Wachs, und er verwendet ein zylindrisches Siegel. Das dürfte er auf dem Leib tragen. Uni sagt, dass die Unterschrift leicht zu fälschen ist, es ist ihm gelungen, sie zweimal nachzumachen. Der Setiu-Name des Generals ist ja nicht lang, nur eine Silbe, die wiederholt wird.« Unversehens ging es Kamose durch den Kopf, wie viele Begabungen ein guter Haushofmeister doch haben musste.
    »Sonst noch etwas?« Das ist die einzige Gelegenheit für uns, die Unterschrift nachzuahmen, dachte er. Wenn ich bis zum nächsten Bericht warte, läuft mir die Zeit davon. Ich muss mich auf Unis Schreibkunst verlassen.
    »Ja«, sagte Amunmose. »Die Depeschen des Generals sind immer dreimal mit einem Flachsfaden umwickelt und einmal verknotet. Das Wachs kommt auf den Knoten.« Falls wir das hier durchstehen, mache ich Uni zum Wesir, dachte Kamose bei sich.
    »Danke, Amunmose«, sagte er laut. »Aber ich bin jetzt lange genug hier gewesen. Schick bitte Uni eine Nachricht. Richte ihm aus, ich sorge dafür, dass Ahmose morgen noch sehr spät in meine Gemächer kommen muss. Die Dienerzellen haben auf dem Flur nur zwei Wachen. Vielleicht kann ich mich krank stellen. Sag ihm, dass er einen Wachposten, vorzugsweise einen

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