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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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ein Menat-Amulett zu ihrem besonderen Schutz, und dann verbrannte die gesamte Familie Weihrauch vor Taurt, die fett und lächelnd mit verheißungsvoll gewölbtem Nilpferdleib vor dem Eingang zu den Frauengemächern stand. Tani hatte die Statue der Göttin immer fröhlich und liebevoll behandelt, hatte sich beim Kommen und Gehen von und zu ihrem Zimmer neben dem ihrer Mutter an ihrem Riesenbauch vorbeigeschoben, doch jetzt brachte Aahmes-nofretari ihr täglich ein, zwei Blumen, legte sie der Göttin zu Füßen und sagte jeden Morgen und Abend beflissen ihre Gebete.
    Es war eine fröhliche Gruppe, die Kamose und Tetischeri Lebewohl zuwinkte. Aahotep sah zu, bis das letzte Stückchen baumbeschattetes Haus und die in der Sonne strahlende, weiße Bootstreppe nicht mehr zu sehen waren. Si-Amun und Aahmes-nofretari folgten ihrer Barke in der eigenen. Ahmose und Tani teilten sich das letzte Boot. Die Diener, die jeden Abend am Ufer ein Lager für die Familie aufschlagen würden, waren schon vorausgereist. Aahotep winkte Isis, als sie zu dem Sonnensegel an der kleinen Kabine und den dort ausgebreiteten Matten ging, und schon war Isis neben ihr und reichte ihr einen Becher Wasser.
    Waset, diese Ansammlung von weiß getünchten Lehmhäusern, diese schmalen, von Eseln wimmelnden Gassen und diese Frauen, die in der Hocke ihre Wäsche im Nil auf Steine klatschen, war verschwunden, und beschaulich wand sich der Nil durch Binsensümpfe, die nach Osten auf Äcker mit gebückt arbeitenden Bauern gingen und nach Westen auf wirre Papyrusdickichte und dann auf den blendend hellen Sand, der zu Füßen der westlichen Felsen lag.
    »Wie schön, wenn Tetischeri mit uns gekommen wäre«, meinte Aahotep und trank einen Schluck Wasser. »Es hätte ihr gut getan, wenn sie Waset für ein Weilchen verlassen hätte.«
    »Chemmenu ist dem Einzig-Einen direkt unterstellt«, meinte Seqenenre. »Meine Mutter hängt an dem Trugbild, dass wir alle frei sind, zumindest aber verkneift sie sich nicht gern die Worte oder beißt sich auf die Zunge. Sie und Kamose verstehen sich sehr gut. Sie werden die Gelegenheit nutzen und sich mit Genuss über kleinere Verwaltungsangelegenheiten streiten.«
    »Damit könntest du Recht haben. Und ich weiß, dass sie viel Zeit darauf verschwenden wird, Gaben zum Schrein deines Vaters zu bringen und dort zu beten. Sie redet wenig von ihm, aber ich weiß, dass er ihr sehr fehlt. Ich will in Chemmenu auch zum Grabmal meiner Eltern und dort ein Gedenkmahl einnehmen. Seqenenre, könntest du dich mit dem Priester unterhalten und sicherstellen, dass das gespendete Geld richtig verwendet wird? Kares steht zwar mit ihm in Briefwechsel, aber heutzutage weiß man nie … Seqenenre?« Mit einem Ruck kam er zu sich.
    »Entschuldigung, Aahotep. Ich habe gerade überlegt, ob ich meine Bürgermeister und stellvertretenden Nomarchen auf dem Hinweg oder auf dem Rückweg besuchen soll. Bisweilen tut es gut, wenn sie mit mir und nicht mit dem Aufseher reden können.«
    »Nein, hast du nicht.« Sie ergriff seine Hand, und ihre Finger schlossen sich um seine. »Du hast an Si-Amuns ungeborenes Kind gedacht.«
    Seqenenre starrte zum Sonnensegel hoch, dessen gelbe Quasten im Wind tanzten, dann schweifte sein Blick weiter. Der Himmel war dunkelblau, und als er gegen die Sonne blinzelte, erblickte er einen kreisenden Falken, einen schwarzen Fleck in der Weite, der sich mit ausgebreiteten und reglosen Flügeln tragen ließ. Er hörte den Steuermann einen scharfen Befehl erteilen, den einer der Bootsleute beantwortete. Sein Blick wanderte langsam zu Isis und Kares, die an der Bordwand lehnten und sich leise unterhielten, aber dennoch ständig wachsam waren wie alle guten Dienstboten. Er bückte sich und küsste Aahoteps volle, hennarote Lippen und schob ihr dabei das zerzauste schwarze Haar von der Wange. »Du hast Recht«, gab er zu. »Ich freue mich für die beiden …«
    »Und dennoch wünschst du dir, dass wir Kamose dazu überreden können, Tani zu heiraten und dir Enkel zu schenken, damit dein Erbe doppelt abgesichert ist.« Er entzog sich ihr mit grimmiger Miene, setzte sich auf, streckte ein Bein aus und umfasste das andere, hochgezogene mit den Händen, so wie sich ein Gast in seinem Garten hinsetzen mochte. Aahotep wartete, und als er nichts sagte, fuhr sie mit leiser Stimme fort: »Du bist durch Blut und Geburt der rechtmäßige König dieses Landes. Du hättest deine Schwester geheiratet, falls sie nicht so jung gestorben wäre. Darum kommst

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