Der fremde Pharao
winkte, dass man ihnen Wein nachschenkte, und warf Seqenenre einen schlauen Blick zu. »Si-Amun und Aahmes-nofretaris Kinder werden dein Blut rein halten. Tani könnte es weitaus schlimmer treffen als bei meinem Sohn.« Mit abbittender Miene beugte sich Seqenenre vor.
»Teti, ich zögere nicht aus Überheblichkeit. Entschuldige bitte. Die Idee ist mir nur ganz neu, mehr nicht.«
»Das habe ich vermutet«, erwiderte Teti und kniff die Augen zusammen. »Aber denke darüber nach, Fürst. Der Einzig-Eine wäre mehr als erfreut.« Seqenenre erstarrte und blickte Teti mitten ins Gesicht. Der hob den Goldbecher und trank, doch sein kühler Blick wich nicht aus.
»War diese Verbindung seine Idee?«
Teti ließ den Becher sinken und schüttete die Neige in den Teich, auf dem sich jetzt die letzten beharrlichen Strahlen der Sonne spiegelten. Im Garten gingen bereits Diener mit Lampen herum.
»Nicht direkt. Aber letztens hat er bei mehreren Gelegenheiten, als man mir bezüglich neuer Gebiete, die geflutet werden sollen, Audienz beim Einzig-Einen gewährt hat, Interesse für meinen Sohn und deine Tochter geäußert, das nichts mit der Unterhaltung zu tun hatte, jedoch eine Andeutung seines Wunsches enthielt.«
»Aber warum?« Seqenenre wollte die Worte nicht selbst aussprechen. Es war besser, wenn er sie hier, nur knapp einen Steinwurf vom Anwesen eines Setiu-Nomarchen entfernt, aus Tetis Mund hörte.
»Du weißt warum«, sagte Teti knapp. »Der Einzig-Eine hat deinen Treuschwur und die Rolle, die dein Großvater unterzeichnet hat, aber Waset ist weit entfernt von Auaris, und der heilige Schlaf ist, glaube ich, bisweilen unruhig aus Angst, dass Seqenenre Taos Söhne am Ende beide Seqenenres Töchter heiraten. Das könnte Anlass zu Verrat geben.«
Seqenenre lachte auf, obgleich es ihm kalt über den Rücken lief. »Teti, du kennst mich und meine Söhne. Wir leben ruhig, wir dienen Amun in Frieden, wir verwalten unsere Nomarchen ehrlich. Der Argwohn des Einzig-Einen ist ungerecht.«
»Ein Argwohn ist es noch nicht«, versicherte ihm Teti. »Nur ein flüchtiges Unbehagen, da bin ich mir sicher. Aber abgesehen davon, Seqenenre, würden Ramose und Tani nicht gut zusammenpassen? Denk doch an dich und meine Base!«
Die Dunkelheit war hereingebrochen. Die heiße Nachtluft duftete auf einmal nach Lotos und Granatapfelblüten, und von der Küche kam der Duft von brutzelnder Gans über den sandigen Hof geweht. Lampen warfen gelbe Lichtkegel auf unbenutzte Polster und die Reste des kleinen Begrüßungsmahls aus Obst und Wein, von dem die Männer nur spärlich genommen hatten, beleuchteten jedoch nicht ihre Gesichter. »Du hast Recht«, rang sich Seqenenre ab und bekämpfte dabei das innerliche Zögern, das ihn bei der Vorstellung befallen hatte. »Aber lass uns abwarten und sehen, was Tani und Ramose bei der Abreise selbst dazu sagen.«
»So gehört es sich.« Teti stand auf und Seqenenre erhob sich auch. »Und jetzt gehen wir hinein und erkundigen uns, was die Frauen den ganzen Tag getrieben haben. Meine Gemahlin hatte die Sänften schon für sehr früh bestellt, also sind sie wahrscheinlich einkaufen gewesen! Wie auch immer, ich freue mich, dass Aahotep und deine Töchter hier sind. Ich wollte, sie könnten öfter kommen. Meine Frau liebt sie sehr. Ich muss nämlich im Delta in einem schrecklichen Streit zwischen einer Horde Bauern und dem Aufseher von Seths Ländereien schlichten. Anscheinend ist einer der Dämme zwischen ihren benachbarten Äckern durch die diesjährige Überschwemmung völlig weggespült worden, und der Aufseher beansprucht mehr Land, als dem Gott ursprünglich gehört hat, jedenfalls behaupten das die Bauern. Ich muss nun die Rechtsansprüche und die erste Vermessung überprüfen und finde darin hoffentlich ein Körnchen Weisheit. Der Einzig-Eine sagt …«
Seqenenre hörte höflich, aber geistesabwesend zu, während sie den Garten verließen und zwischen den Säulen der Eingangshalle hindurch-und dann den farbenprächtig ausgemalten Flur entlanggingen. Auf einmal bleckte die Gefahr ihre Zähne, und er hatte Angst und fühlte sich allein. »Teti!«, platzte er heraus. Der andere blieb stehen und drehte sich zu ihm um.
»Ja?«
»Dein Großvater ist einst Erpa-ha und Nomarch der Chemmenu-Provinzen gewesen, nicht wahr?« Teti trat näher heran, und als er sprach, war seine Stimme nur noch ein Wispern. »Ja, das stimmt. Was soll die Frage?«
O ihr Götter, dachte Seqenenre verzweifelt. Was ist nur los mit
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