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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Mutter und Tetischeri«, sagte er. »Ich möchte sie noch vor dem Abendessen in ihren Gemächern aufsuchen. Und ich möchte auf der Stelle den Armeeschreiber in meinem Arbeitszimmer sehen. Und, Achtoi, bring mir Bier, ich bin sehr durstig.«
    Im Arbeitszimmer war es kühl und still. Kamose ließ sich auf den Stuhl sinken, auf dem sein Vater so oft gesessen hatte, und genoss kurz die Ruhe und Ordnung, die so sehr Teil von Seqenenres Persönlichkeit gewesen waren, doch er erlag nicht der Versuchung, die Augen zu schließen und sich diesem Frieden hinzugeben. Schicke ich nun die Fürsten voraus in ihre Nomarchen, damit ihre Rekruten dort auf mich warten, oder behalte ich sie in meiner Nähe?, überlegte er müde. Kann ich ihnen völlig vertrauen oder nur so lange, wie ich erfolgreich bin? Werden sie von Hor-Aha Befehle entgegennehmen, oder wird ihr Stolz zu Streit und Feindseligkeiten mit einem schlichten Medjai führen? Die fünftausend Medjai, die Hor-Aha mitgebracht hat, sind feurige Krieger, aber aufsässig und nicht an militärische Disziplin gewöhnt. Hor-Aha weiß, wie man mit ihnen umgeht, aber ist er in der Lage, auch ägyptische Soldaten zu befehligen? Ich muss ihn daran erinnern, dass er keine Medjai zu Hauptleuten macht, wie fähig sie auch immer sein mögen. Oder ist das verkehrt? Ist es wichtiger, dass ich Männer befördere, die aus Rekruten tüchtige Kämpfer schmieden können, statt mir wegen Groll unter den einfachen Soldaten Sorgen zu machen?
    Allmählich bekam er Kopfschmerzen, und als Achtoi mit einem Krug Bier erschien, trank er dankbar. Gleich hinter dem Haushofmeister war der Armeeschreiber eingetreten. Kamose erwiderte seine Verbeugung, bot ihm einen Platz an und schob ihm Becher und Krug zu. »Vermutlich hast du mittlerweile eine genaue Schätzung der Vorräte, die wir in die Boote verladen können, und wie lange sie reichen«, sagte er. »Was meinst du?« Der Mann hatte sich gerade Bier eingeschenkt und trank jetzt vorsichtig einen Schluck.
    »Deinem Befehl gemäß, Fürst, habe ich die Speicher geleert und die Vorräte an Trockenobst und eingemachtem Gemüse verpacken lassen. Das habe ich gegen fünftausend Medjai und fünfundzwanzig Hauptleute aufgerechnet, die natürlich Anspruch auf besseres Essen haben als die einfachen Soldaten. Männer der Wüste kommen mit weniger Essen aus als Ägypter, aber ich halte es für unklug, das von ihnen zu verlangen.« Hier lächelte er, und Kamose erwiderte das Lächeln.
    »Du hast Recht«, bestätigte er. »Aber ich möchte nicht, dass ich oder meine Hauptleute festlich speisen, während die Männer bei einer spärlichen Mahlzeit aus Brot und Zwiebeln hocken.«
    »Aber, Fürst, gewisslich doch ein wenig Wein, eine einfache Platte Schatbrot …« Kamose hob abwehrend die Hand.
    »Vielleicht einen Schluck Wein. Aber wir befinden uns nicht auf einer Strafexpedition nach Kusch, vergiss das nicht. Die alten Vorschriften greifen hier nicht.« Der Schreiber seufzte.
    »Das ist nur eine Geringfügigkeit, Fürst. Nach meiner Berechnung können wir dem Heer jeden Morgen Brot, Ziegenkäse und ein paar Trockenfeigen zu essen geben und abends Brot, Rettiche, Knoblauch, eine Zwiebel, eine Hand voll Kichererbsen und ein wenig Honig. Die Ruderer können bei Sonnenuntergang angeln, und was sie fangen, bessert die Kost auf. Wir haben reichlich Öl und genug Bier, glaube ich. Da nur der Fisch gebraten werden muss, wird das Heer nicht weiter aufgehalten.« Kamose nickte zustimmend.
    »Wie lange reichen die Vorräte?«
    Der Schreiber sagte mit einem beredten Achselzucken: »Ich bin vom schlimmsten Fall ausgegangen. Ohne weitere Nahrung aus den Nomarchen deiner Fürsten halten die Vorräte zwei Wochen vor. Ich habe meine Männer angewiesen, deinen Bauern nur die überschüssigen Vorräte an Getreide und Obst wegzunehmen, sodass Frauen und Kinder die zwei Monate bis zur Ernte überleben können.«
    »Zwei Wochen«, wiederholte Kamose. »Und zwei Tage hinter Waset legen wir in Qebt an und dann in Kift, beides Setiu-Nomarchen und beide von Intef regiert. Sorge dafür, dass du genügend Untergebene mitnimmst, damit du in diesen Städten rasch Vorräte sammeln und verladen kannst. Das ist gut. Sehr gut. Such nach Paheri, dem Bürgermeister von Necheb. Er ist beim Heer auf dem Westufer. Befiehl ihm in deiner Eigenschaft als Armeeschreiber, dass er so viel Natron, wie die Stadt entbehren kann, aus Necheb heranbringen lässt. Es wird dort hergestellt, also dürfte er uns reichlich

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