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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Die Hände des Bürgermeisters ruhten noch immer regungslos auf dem Tisch. Er musterte jedes der ernsten Gesichter vor sich, aber seine eigene Miene war nicht zu deuten. Ich wollte, ich könnte die Treue dieses Mannes gewinnen, dachte Kamose. Er besitzt große seelische Kraft, aber alles ist für Apophis. Wie bedauerlich und wie traurig, dass in diesen Zeiten kluge, ehrliche und aufrechte Männer Feinde genau des Landes sind, das sie ihrer Meinung nach verteidigen. Sie befinden sich außerhalb der Grenzen der Maat, ohne es überhaupt zu merken.
    Der Soldat kehrte mit den Stühlen zurück, um die Kamose gebeten hatte, und die Atmosphäre wurde ein wenig lockerer, als sich die Gruppe darauf niederließ. Der Mann nahm seinen Posten wieder ein und versperrte den Zugang durch die Tür. Kamose berührte Ipis Schulter, griff sich eine der Lampen vom Schreibtisch und reichte sie seinem Schreiber. »Bete zu Thot«, verlangte er. »Dann mach dich an die Niederschrift.« Er schlug die Beine über und blickte dem Bürgermeister mitten ins Gesicht. »Ich bin hier, weil ich dich auffordern möchte, einen Nichtangriffspakt mit mir zu unterzeichnen«, sagte er ohne weitere Vorrede. »Mein Haus steht in der Tat unter einem Verbannungsdekret von Apophis, aber ich habe beschlossen, die Mitglieder meiner Familie werden nicht im ganzen Land verstreut, und meine Ländereien werden nicht Khato. Das Blut der Taos ist uralt und ehrenhaft und darf sich diese allerschlimmste Schmach nicht gefallen lassen. Ich habe vor, noch heute Abend nach Waset zurückzukehren und in zwei Tagen zu einem Feldzug gegen die Eindringlinge aufzubrechen. Und noch vor der nächsten Überschwemmung will ich Auaris belagern.« Endlich war es mit der Fassung des Bürgermeisters vorbei. Er riss die Augen auf und hielt sich an der Tischkante fest.
    »Fürst, das ist Wahnsinn«, sagte er heiser. »Willst du einen noch ärgeren Fehler machen als dein Vater? Seqenenre hat zum Aufstand angestachelt und ist gestorben. Der Einzig-Eine ist nachsichtiger mit dir verfahren, als jeder in Ägypten bezüglich der Sicherheit der Doppelkrone oder des Landes für richtig hält. Das führt zu nichts weiter als zu einer Niederlage und der Hinrichtung jedes Mitglieds deines Hauses! Was meinst du eigentlich mit Nichteingreifen?« Dennoch musterte er Kamoses stumme Gruppe, blickte von einem zum anderen, und die Hände sanken ihm in den nicht sichtbaren Schoß.
    »Das ist alles, worum ich dich bitte«, fuhr Kamose bedächtig fort. »Du sollst nur schwören, dass du hier in Pi-Hathor bleibst, dich um die Belange der Stadt kümmerst und während meiner Abwesenheit weder Krieg gegen Waset anzettelst noch meine Boten behinderst, die möglicherweise auf dem Weg nach Süden vorbeikommen.«
    »Lachhaft!« Das schrie Het-ui fast. »Es ist meine Pflicht, sofort Nachricht an meinen König zu geben, dann kann ich mich zurücklehnen und dir beim Sterben zusehen! Fürst, der Niedergang deines Hauses bekümmert uns alle«, fuhr er gefasster fort. »Dein Geschlecht ist Tausende von Jahren in Ägyptens Boden verwurzelt gewesen. Dennoch hat dein Vater Hochverrat begangen, und jetzt drohst auch du damit. Um deiner Vorfahren willen darfst du nicht zulassen, dass so edles Blut für alle Zeiten im Treibsand der Schande versickert!«
    »Meine Vorfahren waren in Ägypten Götter«, warf Kamose leise ein. »Sie waren Könige. Warum bin ich nicht König, Het-ui? Beantworte mir das.« Er stellte die Beine wieder nebeneinander, stützte die Ellenbogen auf die Knie und beugte sich vor, sodass sein Gesicht auf gleicher Höhe mit dem des Bürgermeisters war. »Das kannst du nicht, weil bereits die Worte genau den Hochverrat darstellen würden, dessen du meinen Vater bezichtigst. Du müsstest nämlich sagen, dass ich nicht König bin, weil niederträchtige Fremdländer dieses Land überrannt und sich ihre Häuptlinge zu Königen gemacht haben. Leugne es, wenn du kannst!« Doch Het-ui blickte ihn nur großäugig und stumm an, und Kamose seufzte und lehnte sich zurück. »Ich habe in Waset auf dem Nil schon einhundert Schiffe vom Stapel gelassen«, sagte er kalt. »Und eine Division Soldaten wartet auf die Einschiffung. Falls du diese Abmachung verweigerst, bin ich, ehe ich nach Norden ziehe, gezwungen, mein Heer nach hier zu führen und Pi-Hathor dem Erdboden gleichzumachen. Ich habe die Zeit nicht vergeudet, die mir Apophis so freundlich und arglos zugestanden hat, Het-ui, und ich habe nicht vor, hier noch mehr zu

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