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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Gesellschaft gewesen. Sie forderte nichts von ihm. Falls er sie tagelang nicht sehen wollte, war sie nicht beleidigt. Ihre Aufrichtigkeit war für ihn erfrischend und spiegelte eine unnachgiebige Geisteshaltung, die er selbst nur selten nach außen zeigte, und sie störte sich überhaupt nicht an seinem langen Schweigen. Mit einem Ruck ging ihm auf, dass Si-Amun jetzt zwar Haushaltungsvorstand und zeitweilig Nomarch von Waset war, er, Kamose, aber die praktische Seite der Arbeit übernehmen musste. Zumindest, so dachte er sehnlichst, hoffentlich nur eine vorübergehende Pflicht. Si-Amun wirkt dieser Tage wie in irgendeine dunkle Welt versunken. Ahmose ist mir keine Hilfe. Er macht fröhlich alles, was ich von ihm verlange, und kehrt dann zu seinem Bogen, seinem Streitwagen und seinen Hunden zurück. Mutter ist beliebt und hat einen hellen Kopf, aber die Sorge für Vater macht sie nutzlos und färbt auf alles ab, was sie mir rät. Und Tani ist, nun ja, Tani. Aber du … Er ging zu Tetischeri und half ihr hoch. »Heute Abend bist du ganz und gar nicht die schöne Klein-Teti«, sagte er sanft. »Geh zu Bett, Großmutter.« Er gab ihr einen zarten Kuss auf die schlaffe, pergamentene Wange und begleitete sie zur Tür.
    Er wollte ihr gerade folgen, obwohl ihm alles vor den Augen verschwamm und seine Glieder vor Müdigkeit schwer wie Stein waren, als ein erhitzter und aufgeregter Diener im Dunkel des Flurs auftauchte. Er verbeugte sich. »Verzeihung, Prinz, ich weiß, dass es spät ist«, sagte er, als Kamose ihn fragte, was er wolle. »Aber ich habe mir gedacht, du musst es wissen. Die Pegel am Nil zeigen an, dass das Wasser ein wenig angestiegen ist. Isis weint. Die Überschwemmung hat begonnen.«
    Gegen Sonnenuntergang am folgenden Abend gebar eine aufgelöste und erschöpfte Aahmes-nofretari neben ihrem Lager hockend einen Jungen. Die ebenso müden Frauen murmelten Glückwünsche und freuten sich, und ein Diener wurde losgeschickt, dass er ihren Ehemann holte und die gute Nachricht verbreitete. Raa half der jungen Frau aufs Lager, wo sie zusammensank, durstig trank und sich willig waschen ließ. Der Kleine, der auch gewaschen und in neue Windeln gewickelt war, wurde behutsam neben sie gelegt, und sie stützte sich auf den Ellenbogen und blickte ihn voll böser Ahnungen an. Er hatte nicht viel geschrien, als die Amme ihn sacht geschlagen hatte. Er hatte nur leise gewimmert wie ein Kätzchen und dann geschwiegen. Aahmes-nofretari fiel auf, wie grau seine Haut war und wie schlaff seine winzigen Gliedmaßen. Als Si-Amun sich zu ihr durchdrängte, fing sie vor Erschöpfung an zu weinen. »Es tut mir so Leid, liebster Bruder«, sagte sie erstickt. »Ich kann mich an diesem Sohn nicht freuen, weil Vater ihn nicht sehen oder halten kann. Verzeih mir.« Si-Amun beschwichtigte sie, blickte sein Kind an, und aller Mut verließ ihn. Der Junge sah nicht aus, wie Neugeborene aussehen sollten, nämlich rot und zornig. Seine Frau hatte Recht, seine Geburt hatte unter einem Unstern gestanden.
    »Schlaf jetzt«, meinte er, strich ihr das feuchte Haar aus der Stirn und gab ihr einen Kuss. »Ich bin stolz auf dich und meinen Sohn. Morgen berate ich mich mit den Astrologen wegen eines passenden Namens für ihn, aber du musst dich jetzt ausruhen und neue Kräfte sammeln.«
    »Vater?«, fragte sie schlaftrunken. Er nahm ihre Hände und schob sie unter das Laken, das er ihr bis zum Kinn zog.
    »Unverändert«, sagte er. »Der Fluss steigt, Aahmes-nofretari. Bald lässt auch die Hitze nach. Mach dir keine Sorgen.« Als er die Tür erreichte, schlief sie schon.
    Die Neuigkeit von der Geburt löste in Waset den üblichen Jubel aus, doch er klang schal und war schnell vorüber. Unter normalen Umständen wäre das Entzücken echt gewesen, doch jetzt bangte man um den Fürsten und sich selbst, weil man sich auf den Aufstand eingelassen hatte, und das raubte auch Si-Amun und seiner Schwestergemahlin alle Freude. Der Bürgermeister erschien mit kleinen Geschenken und einer vorbereiteten Rede, mehr nicht. Si-Amun konnte es ihm nicht verdenken.
    Die Astrologen hatten geraten, den Jungen Si-Amun zu nennen. Er war an einem Unglückstag geboren worden, darum fiel ihre Wahl zurückhaltend und vorsichtig aus.
    Aahmes-nofretari, die schon fast genesen war, billigte den Namen. Doch der kleine Si-Amun schien nicht viel Interesse am Leben zu haben. Er lag, wie man ihn hinlegte, schrie nur mit großer Mühe und wollte die Milch nicht bei sich behalten. Si-Amun

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