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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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wusste, dass er sterben würde. Irgendwie hatte das Böse, das mit seiner Hilfe heraufbeschworen worden war, das Haus angesteckt, war in Aahmes-nofretaris Schoß eingedrungen und hatte seinen Erstgeborenen zerstört. Es hatte auch in ihm etwas zerstört, etwas, was zu zerbrechlich war, um die Schicksalsschläge überleben zu können. Wäre seine Frau vor dem Angriff auf Seqenenre niedergekommen, hätte er die Sache fröhlich und stolz aufgenommen und wäre zu militärischen Übungen, Ringen und Bootsfahren zurückgekehrt. Doch jetzt verbrachte er viele Stunden an Aahmes-nofretaris Lager, während sie langsam genas, und hielt schweigend seinen Sohn im Arm.
    An dem Tag, an dem Seqenenre zum ersten Mal seit dem Überfall die Augen aufschlug, starb der kleine Si-Amun kurz vor Mittag. Si-Amun, der sich über das Binsenkörbchen gebeugt hatte, sah, dass das Kind auf dem Rücken lag, eine kleine, etwas geballte Faust über dem Laken, so wie es die Amme hingelegt hatte. Seine Augen standen offen, waren jedoch blicklos, seine Lippen schlaff. Si-Amun stieß keinen Schrei aus. Zögernd legte er einen Finger an die Schläfe seines Sohnes. Kein Puls, und die Haut war kalt. »Warum brauchst du so lange?«, rief Aahmes-nofretari aus dem anderen Zimmer. »Stimmt etwas nicht?« Si-Amun ging zu ihr, und beim Anblick seines Gesichts wusste sie Bescheid. Sie ließ den roten Leinengürtel fallen, an den sie Quasten genäht hatte, stand auf und fuhr mit beiden Händen zum Mund. Dann griff sie in den Ausschnitt ihres Hemdkleides und riss es bis zur Mitte auf, ihre erste Trauergeste. »Ein Sem-Priester kann ihn in einer Hand tragen«, sagte sie tonlos. »In einer Hand. Lass ihn sofort holen.«
    Eine Stunde später saß Aahotep neben ihrem Mann und sah dem Arzt und seinem Helfer zu, die den leblosen Leib wuschen. Zwei Wochen waren vergangen, seit man ihn auf sein Lager gebettet hatte. Sein Herz schlug noch. Seine Atmung war zu einem gleichmäßigen Heben und Senken der Brust geworden. Er hatte viel Gewicht verloren. Sein Bauch war eingesunken, seine Beine wurden schlaff, und seine Wangenknochen standen hervor, als wollten sie durch die Gesichtshaut stoßen. Uni hatte ihn mit Milch und Bullenblut und Honig gefüttert, hatte seinen Kiefer jeden Tag gewaltsam geöffnet und die Flüssigkeit hinten in seinen Hals rinnen lassen, als wäre er ein mutterloses Kalb. Und Seqenenre hatte geschluckt. Einmal, zweimal hatte er gestöhnt. Er nahm Wasser zu sich. Bisweilen bewegte er sogar den Kopf, und Aahotep hatte den Atem angehalten und mehrfach geglaubt, er würde aufwachen.
    Doch als das nasse Tuch an diesem Tag über seinen Leib fuhr, schlug er die Augen auf. Mit einem Aufschrei fuhr Aahotep hoch. Sofort beugte sich der Arzt über ihn. Er richtete sich wieder auf und sah genau hin. Zunächst wanderte Seqenenres Blick leer zur Decke, doch dann begann er benommen herumzuschweifen. Aahotep merkte, dass er das linke Lid nicht richtig heben konnte, es hing, als blinzelte er. Sie beugte sich vor. Langsam sammelte sich sein Blick auf sie. »Aah … Aah …«, rasselte er tief in der Kehle. Sie hob seine Hand vom Laken und küsste sie, und die Augen flossen ihr über.
    »Ja!«, sagte sie. »O Seqenenre, Amun hat meine Gebete erhört! Bitte, mach die Augen nicht wieder zu, schlaf nicht wieder ein!« Sein Mund arbeitete. Verwirrt und dann bekümmert bemerkte sie, dass sein linker Mundwinkel hing, während sich seine Lippen bewegten, und sie warf dem Arzt einen entsetzten Blick zu.
    »Wa … Wa wa wa«, sagte Seqenenre.
    »Wasser? Wasser!« Sie schnipste mit den Fingern und befahl den Helfer zum Lager. Der Arzt nahm den Becher, steckte ein Binsenrohr hinein, und Seqenenre trank mühsam. Die kleine Anstrengung hatte ihn erschöpft. Er lag mit geschlossenen Augen und sagte nichts mehr. Aahotep blickte den Arzt an.
    »In ein paar Stunden müssen wir versuchen, ihn wieder aufzuwecken«, sagte dieser. »Er wird, glaube ich, leben. Aber, Fürstin, er hat ernstlich Schaden genommen.«
    Aahotep nickte, sie war aschfahl. »Sein Auge, sein Mund … Aber er hat mich erkannt, da bin ich mir sicher.«
    Der Arzt wollte sich nicht festlegen, sondern verbeugte sich schweigend.
    »Ich muss es den anderen mitteilen«, sagte Aahotep und rannte fast zur Tür. Sie riss sie auf und schickte Uni eilig auf die Suche nach Kamose und Tetischeri, doch kaum war er fort, als Raa auf dem Flur auf sie zugelaufen kam. Jetzt bemerkte Aahotep auch das Gekreisch und Geschrei, das aus den

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