Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Titel: Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
Vom Netzwerk:
die Augen.
    »Jetzt mach den Mund auf. Aber du musst versprechen, die Augen erst wieder zu öffnen, wenn der Kaviar in deinem Mund geschmolzen ist.«
    Sie öffnete den Mund. Mit der rechten Hand schob er ihr den Rogen in den Mund, und sie schloss die Lippen um den Löffel. Währenddessen zog er mit der Linken ein kleines Kuvert aus seiner Brusttasche und hielt es über ihr Glas.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    »Augen zu, habe ich gesagt.« Er kochte vor Wut. Er schüttete das Pulver in ihr Glas und rührte um. Irgendwie gelang es ihm, sich zu zügeln. »Überraschung Nummer zwei«, sagte er. »Ein Liebestrank.«
    Ihr Lachen klang jetzt nicht mehr so spontan, affektierter als zuvor. Sie sah in seine wütenden Augen.
    »Und du?«
    »Was?«
    »Wenn es ein Liebestrank ist, sollten wir dann nicht beide …?«
    Er packte die Flasche und schleuderte sie mit voller Wucht gegen den Baum. Statt zu zersplittern prallte sie zurück in ihre Richtung. Der Champagner ergoss sich über die Decke. Sie schrak zusammen.
    »Phan, was ist denn los?«
    »Jetzt trink den verdammten Champagner.«
    »Nein, du machst mir Angst.«
    »Um Himmels willen! Ist es denn so schwer?«
    Blitzschnell war er hinter ihr und schlang den Unterarm um ihren Hals. Er hielt sie wie ein Kalb, dem man ein Brandzeichen verpassen will. Sie versuchte, sich aus seiner Umklammerung zu befreien, aber es ging nicht. Er war einfach zu stark. In ihrer Verwirrung vergrub sie ihre freie Hand in seinem Haar. Als sie daran zog, löste es sich zu ihrem Erstaunen mit einem saugenden Geräusch von seiner Kopfhaut. Sie sah zu ihm hoch, sah den Kerzenschein, der sich in seiner Glatze spiegelte, den unbändigen Zorn in seinen Augen.
    Sie trat wild um sich, während er sie quer über die Decke zu dem kleinen Tablett zerrte, auf dem die Champagnerflöten standen. Er drückte ihr den Hals fest zu und ergriff ihr Glas. Er hielt es ihr an die Lippen und wartete darauf, dass sie nach Luft schnappte, damit er ihr die Flüssigkeit in den Rachen schütten konnte.
    »Trink«, knurrte er. Vor lauter Wut kamen ihm die Tränen. »Du hast es versaut. Du hast gegen die Regeln verstoßen. Du hast alles ruiniert.«
    Sie krallte ihm die Fingernägel ins Fleisch, doch das schien er gar nicht wahrzunehmen. Sie presste die Lippen fest zusammen, und er kippte ihr den Champagner ins Gesicht. Er umklammerte ihr Glas und schlug es gegen das seine. Jetzt hielt er nur noch den gesplitterten Stiel in der Hand. Er hielt ihr seine neue Waffe unter die Nase und holte aus, um mit voller Kraft zustechen zu können. Sie schloss die Augen, biss sich auf die Zähne und wartete auf das Unvermeidliche.
    Da hörte sie ein lautes Krachen. Der Griff um ihren Hals lockerte sich, und ihr Angreifer sackte in sich zusammen. Als sie die Augen aufschlug, sah sie gerade noch, wie das Glas auf der Decke landete. Phan lag immer noch auf ihr, doch seine Kräfte – seine Lebensgeister – hatten ihn verlassen. Sie stieß ihn von sich herunter und sank keuchend auf die Decke. Ihre Bluse war zerrissen. Ihr Dutt hatte sich gelöst, und das Haar hing ihr ins Gesicht. Phan lag auf seiner Seite des Liebesbettes, und um seine Lippen spielte ein beseeltes Lächeln. Er sah aus, als würde er schlafen, doch sein kahler Schädel war gesprungen wie ein Ei. Eine rote Pfütze breitete sich unter ihm aus.
    Wei strich sich das Haar aus dem Gesicht und hob den Blick. Neben der Decke stand ein alter Mann mit grünen Augen und schneeweißem Haar. Er wirkte benommen. Seine Atemzüge klangen, als würde sich ein Sägeblatt in ein Stück Teakholz fräsen. In der rechten Hand hielt er einen fünfzig Zentimeter langen Franzosen, den größten Schraubenschlüssel, den man in einer handelsüblichen laotischen Werkzeugkiste finden konnte.

18

    DER BUDDHA-PARK
    Es war ein seltenes Vergnügen. Irgendwie hatte es Herr Inthanet geschafft, seine frühere Verlobte Fräulein Vong davon zu überzeugen, dass in Luang Prabang doch keine Frau auf ihn wartete. Zumindest hatte er seine Angetraute schon so lange nicht mehr gesehen, dass die Ehe inzwischen verjährt und er im Grunde wieder Junggeselle war. Die Verlobung war wieder aktuell, und Fräulein Vong hatte ihm sogar erlaubt, sich am Sonntag den Laster der Pädagogischen Hochschule auszuleihen. Und so zwängten sich sämtliche Bewohner von Siris Haus in That Luang sowie ein oder zwei verirrte Streuner in das klapprige Gefährt und fuhren zum Buddha-Park hinaus. Der Vergnügungspark in Xieng Khouang war 1958 von

Weitere Kostenlose Bücher