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Der Frühjahrsputz

Der Frühjahrsputz

Titel: Der Frühjahrsputz
Autoren: Jennifer Crusie
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zusammengepressten Zähnen die Luft aus und kurbelte die Scheibe herunter. »Was?«
    »Ich überlegte nur gerade«, setzte Bill an, als sein Blick ins Auto fiel und er den Hund in ihrem Mantel sah. »Ist das eine gute Idee?«
    »Ja«, erwiderte Quinn. »Was überlegtest du gerade?«
    »Du bist doch sowieso schon zu spät für deine Pizza mit Darla«, meinte Bill, »deshalb wäre es doch sinnvoll, wenn ich ihn ins Tierheim bringe. Um so eher können ihn sich viele Leute ansehen. Dann findet er schneller ein Zuhause.«
    Quinn stellte sich vor, wie das Hündchen zitternd auf einem kalten Betonboden saß, allein und ängstlich hinter einem dicken Stahlgitter eingesperrt und auf doppelte Weise betrogen, weil sie ihm Wärme versprochen hatte. Wieder blickte sie hinab in seine tiefdunklen Augen. Irgend jemand hatte diesen süßen kleinen Hund einfach ausgesetzt. Das würde nicht wieder passieren. Ich werde dich nicht verraten.
    »Sei vernünftig, Quinn.« Bill hörte sich verständnisvoll, aber unnachgiebig an. »Das Tierheim ist ein sauberer, warmer Ort.«
    Ihr Mantel war auch ein sauberer, warmer Ort, aber das zu sagen, wäre kindisch. Okay, sie konnte den Hund nicht behalten, das wäre unvernünftig, sie musste ihn an jemanden abgeben, aber unter keinen Umständen käme er ins Tierheim. Wer also könnte ihn nehmen?
    Vertrauensselig, nahezu hingebungsvoll erwiderte der Hund ihren Blick. Quinn lächelte ihm zu. Sie musste eine liebe, ruhige Person finden, der sie uneingeschränkt vertrauen konnte. »Ich werde ihn zu Nick bringen«, sagte sie zu Bill.
    »Nick will keinen Hund«, antwortete Bill. »Das Tierheim -«
    »Das wissen wir nicht.« Quinn drückte den Hund fester an sich. »Er hat eine eigene Wohnung über der Reparaturwerkstatt, also gibt es kein Problem mit einem Vermieter. Ich wette, er hätte diesen Hund gerne.«
    »Nick wird ihn nicht nehmen«, sagte Bill bestimmt, und Quinn wusste, dass er recht hatte. Darla hatte irgendwann einmal gesagt, Nick wäre am besten als groß, dunkel und abseits von der Menschheit zu beschreiben. Sie griff nach einem äußerst dünnen Strohhalm, wenn sie glaubte, Nick würde sich für einen Hund aufopfern.
    »Bring ihn ins Tierheim«, beharrte Bill, aber Quinn schüttelte den Kopf.
    »Warum nicht?« fragte Bill, und beinahe hätte Quinn gesagt, weil ich ihn haben will Der Gedanke war so absolut selbstsüchtig und fühlte sich so absolut richtig an, dass Quinn den Hund nun mit neuen Augen betrachtete.
    Vielleicht war sie dazu bestimmt, diesen Hund zu behalten.
    Die Erregung, die bei dem Gedanken von ihr Besitz ergriff, etwas so Unvernünftiges zu tun, war so intensiv, dass sie fast etwas Sexuelles hatte. Es ist mir egal, oh das unklug ist , könnte sie sagen. Ich will ihn. Wie egoistisch. Wie aufregend. Quinns Herz klopfte schneller, als sie darüber nachdachte.
    Nur ein bisschen egoistisch. Ein Hund war ein so kleiner Wunsch - schließlich ging es nicht darum, ein neues Leben zu beginnen, den Liebhaber zu wechseln oder irgend etwas grundsätzlich zu verändern.
    Nur eine kleine Veränderung. Nur ein kleiner Hund. Etwas Neues in ihrem Leben. Etwas anderes.
    Sie umklammerte den Hund noch fester.
    Edie, die beste Freundin ihrer Mutter, ermahnte sie schon seit Jahren, sie solle aufhören, immer alles regeln zu wollen, immer so vernünftig zu sein, immer das Leben anderer in Ordnung bringen zu wollen. Sie solle sich lieber um ihr eigenes Leben kümmern. »Mir geht es nicht schlecht«, hatte sie erwidert, aber vielleicht hatte Edie recht. Vielleicht sollte sie mit so etwas Kleinem wie einem Hund anfangen, mit diesem Hund, mit einer kleinen Veränderung, einer kleinen Verbesserung, um sich dann größeren Dingen zuzuwenden. Vielleicht war dieser Hund ein Zeichen, ihr Schicksal. Und mit dem Schicksal ließ sich nicht diskutieren. Man denke nur an all die griechischen Helden, die das versucht hatten.
    »Du kannst den Hund nicht behalten«, sagte Bill, und Quinn antwortete: »Lass mich mit Edie sprechen.«
    Bill lächelte, wobei sein hübsches Gesicht Erleichterung und Wohlwollen zeigte. Ein glücklicher Wikinger. »Großartige Idee. Edie ist sowieso allein. Sie könnte einen Hund gebrauchen, der ihr Gesellschaft leistet. Das ist sehr klug von dir.«
    So habe ich das nicht gemeint , wollte Quinn sagen, aber es war sinnlos, einen Streit zu provozieren; daher sagte sie statt dessen nur: »Danke, tschüs dann.« Sie kurbelte das Fenster hoch und sah dem Hund in die dunklen Augen. »Du sollst es
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