Der Frühjahrsputz
kümmern kann. Ich bin um sechs Uhr zu Hause.«
Bill nickte und strahlte dabei trotz ihres unlogischen Widerwillens gegen den Tierschutzverein Toleranz und Verständnis aus. »Natürlich. Aber zuerst werde ich den Wagen für dich vorwärmen und vor die Tür fahren.« Er tätschelte ihre Schulter und fügte hinzu: »Du wartest hier«, so als beabsichtige sie, ihm zu folgen. Er verließ den Raum, und im Geiste sah sie ihn über den vereisten Parkplatz zu ihrem CRX stapfen, als wäre ein Ausrutschen gar nicht möglich. Wahrscheinlich würde ihm das tatsächlich nie passieren; Wikinger liebten Eis, und mit seinen knapp zwei Metern, seinen hundertzwanzig kraftstrotzenden Kilos und seinem Blondschopf war Bill das Musterbeispiel eines Wikingers. Ganz Tibbett bewunderte Bill, den einzigartigen Coach, nur Quinn beschlichen allmählich Zweifel.
Dabei war es so unfair von ihr, Zweifel zu haben. Sie wusste, er würde ihren Wagen vorwärmen und die Tür mit seinem statt mit ihrem Schlüssel aufschließen, noch so eine Sache, die sie störte. Vor zwei Jahren, als sie begannen, miteinander auszugehen, hatte er ohne ihre Einwilligung ein Duplikat des Schlüssels anfertigen lassen. Aber da er dies getan hatte, um ihren Wagen immer vollzutanken, war es völlig unlogisch, sich darüber zu ärgern. Es war nicht richtig, sich über einen Mann ohne Fehl und Tadel zu beschweren, einen Mann, der ordentlich, großzügig, rücksichtsvoll, fürsorglich, verständnisvoll und erfolgreich war, und der seit 1997 Hunderte von Dollars für ihr Benzin geblecht hatte. Dieser Schwachkopf war tatsächlich der perfekte Mann.
Quinn sah wieder zu dem Hund und sagte: »Sobald ich dich aus diesem Abstellraum herausgelockt habe, werde ich mein Liebesleben ernsthaft unter die Lupe nehmen.«
»Was?« fragte Thea, aber noch bevor sie das Wort ganz ausgesprochen hatte, schüttelte Quinn den Kopf.
»Vergiss es. Du hast nicht zufällig etwas Essbares in deiner Tasche, oder? Ich könnte zwar einfach hineingehen und sie holen, aber sie ist so verängstigt, dass sie besser von alleine zu mir käme.«
»Warten Sie.« Thea wühlte in der großen Ledertasche, die sie stets mit sich herumschleppte, und förderte einen halben Müsliriegel zutage.
»Müsli«, seufzte Quinn. »Grandios.« Sie wickelte ihn aus, brach ein Stück ab und ließ es über den Boden zu dem Hund rutschen. Er wich zurück, kam dann jedoch zögernd ein wenig vor und schnupperte mit seiner kleinen schwarzen Nase. »Das ist lecker«, flüsterte Quinn, und der Hund begann vorsichtig, daran zu knabbern., »Was für ein süßer kleiner Hund«, wisperte Thea neben ihr, und Quinn nickte und legte noch ein Stück auf den Boden, diesmal ein wenig näher. Langsam wagte sich der Hund vor, um es sich zu holen, wobei er sie jedoch nicht aus den Augen ließ, nur für den Fall, dass sie etwas Hundeunfreundliches tun würden - große, dunkle, feuchte Augen, die Quinn zu sagen schienen: Hilf mir, rette mich, kümmere dich um mich.
»Komm her, Kleine«, flüsterte Quinn, und der Hund traute sich tatsächlich, das nächste Stück zu holen.
»Fast«, hauchte Thea, als er sich vor sie setzte, zwar immer noch wachsam, aber schon ruhiger, während er auf dem Müsliriegel kaute.
»Hi«, sagte Quinn. »Willkommen in meinem Leben.«
Der Hund legte seinen Kopf schief und klopfte mit seinem schwarzen Schwänzchen auf den Boden. Quinn sah, dass er einen weißen Fleck über einem Auge hatte und vier weiße Pfoten; auch die Schwanzspitze war weiß, als sei sie in einen Farbtopf getunkt worden.
»Ich werde dich jetzt hochnehmen«, sagte Quinn zu ihm. »Ganz langsam.«
Sie streckte ihre Hand aus und hob ihn vorsichtig hoch, dann setzte sie sich und nahm ihn auf ihren Schoß. Sie gab ihm das letzte Stück Müsliriegel, und er entspannte sich und kaute darauf herum, während sie ihm den Rücken streichelte. »Ein wirklich süßer kleiner Hund«, meinte sie zu Thea und lächelte zum erstenmal, seit Bill den Raum betreten hatte. Ein weiteres Problem gelöst.
»Der Wagen steht bereit«, verkündete Bill im Türrahmen, was den Hund zusammenfahren ließ. »Du kannst ihn jetzt auf dem Weg zu deinem Pizzaessen beim Tierheim vorbeibringen.«
Quinn streichelte den Hund und wog im Geiste ihr Glück ab. Sie konnte froh sein, Bill zu haben; schließlich hätte sie auch bei jemandem enden können, mit dem das Zusammenleben schwierig war. jemandem wie ihrem Vater, der nur für das Sportprogramm auf ESPN lebte, oder ihrem Ex-Schwager,
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