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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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enthielt eine dicke Kerze, umschlossen von schwenkbaren Klappen, mit denen man bei Bedarf den Lichtschein abdecken konnte, und der untere war ein Käfig, in dem zu ihrem Erstaunen ein gelber Kanarienvogel hockte, der unentwegt sang und trillerte.
    Der Wächter musterte die Gruppe abschätzig und reichte schließlich Feld eine Laterne mit den Worten: »Sie gehen voran, Bruder!« Streik bekam die zweite. »Und Sie, Bruder, gehen am Ende.« Die dritte reichte der Bilgener Katherines Bewacher, verbunden mit der Anweisung: »Wer immer diese Schwester ist, und mag sie auch noch so neugierig umherspähen, sie geht selbständig durch die Tunnel, sonst bringt sie sich und alle anderen in Gefahr. Verstanden?«
    Die Laternenträger nickten stumm. Der Griff desjenigen, der sie am Arm festhielt, wurde zunächst fester, wohl aus Nervosität, wie sie vermutete, und dann recht locker. Der Anweisung des Bilgeners gehorchend, ließ er sie schließlich ganz los.
    Der Bilgener hatte verquollene Schweinsäuglein und ein gebieterisches Auftreten, doch Katherine gewann den Eindruck, dass die Blicke, die er ihr von Zeit zu Zeit zuwarf, keineswegs unfreundlich waren. Fast schien es, als versuche er, ihr durch seine Worte etwas zu verstehen zu geben, das sich von deren tatsächlicher Bedeutung ziemlich unterschied.
    »Lauschen Sie jetzt meiner Einweisung«, begann er, »denn ich bin Tirrich, Schiffer und Gelegenheitstorwächter, was allerdings nicht bedeutet, dass ich nicht weiß, was ich wissen muss, deshalb tun Sie gut daran, sich alles zu merken, verstanden?«
    Bei diesen Worten suchte er Katherines Blick, und aus der Art, wie er
»verstanden«
betonte, schloss sie, dass sie sich seinen Namen einprägen und ganz besonders auf jeden Doppelsinn achten sollte.
    Wie zur Bestätigung erwiderte er, als sie ganz leicht nickte, die Geste mit einem kaum merklichen Lächeln, obwohl seine Augen bereits woanders waren.
    »Die Tunnel auf der Ostseite sind die gefährlichsten von ganz Brum, und durch die müssen Sie, wenn Sie in die neue Stadt wollen. Es regnet, weshalb der Wasserpegel steigt und die Wassergeister auf boshafte Gedanken kommen. Also trödeln und bummeln Sie nicht, meine Brüder und meine Schwester. Wenn Sie unterwegs sind, gehen Sie zügig, und sehen Sie von Zeit zu Zeit zur Seite, aber schauen Sie niemals zurück.
    Sie bleiben zwischen den weißen Linien, wie unser Major Feld hier nur allzu gut weiß, nicht wahr?«
    Leichtsinnigerweise hatte sich Feld einmal von den Linien entfernt, um einen Blick in einen Seitentunnel zu werfen, und sich prompt verirrt. Zehn Stunden später hatte Tirrich ihn gefunden, schlotternd vor Kälte, hungrig und völlig orientierungslos.
    »Sollte also einer von Ihnen so dumm sein, hinter den anderen zurückzubleiben, und den Anschluss verlieren, gehen Sie ihn auf keinen Fall suchen! Dieser Bruder ist fortan auf sich allein gestellt und bekommt, was er für seine Dummheit verdient. Haben das alle verstanden?«
    Die Fyrd grunzten zustimmend.
    »Aber wohlgemerkt heißt das nicht, dass keine Hilfe zur Hand ist. Denn vielleicht bekommt er welche. Vielleicht aber auch nicht. Deshalb verirren Sie sich gar nicht erst, dann müssen Sie sich darüber nicht den Kopf zerbrechen, klar?«
    Die Fyrd traten von einem Fuß auf den anderen wie ungezogene Schulbuben. Katherine grinste in sich hinein. Der Bilgener wurde ihr immer sympathischer.
    »Jetzt zu den Tunnelbewohnern. Sie sind da, glauben Sie mir, undder Zeitpunkt ist ungünstig, denn Regen macht ihnen Angst, und dann werden sie wild und gefährlich. Ratten selbstverständlich, und auf dieser Seite von Deritend wimmelt es obendrein von wilden Katzen und Hunden, also sehen Sie sich vor! Licht und Lärm sind gut, denn die verscheuchen sie, bevor Sie sie zu Gesicht bekommen. Dicht zusammenbleiben ist auch gut, denn dann halten sie Sie für ein großes Tier. So muss man es anstellen. Aber wenn Sie sich allein wiederfinden, Brüder, und auch du, Schwester, wenn es dazu kommt …«
    Wieder warf er ihr einen Blick zu, und wieder hatte sie das Gefühl, dass seine Worte speziell an sie gerichtet waren.
    »… wenn Sie sich verlaufen haben und umherirren, dann hüten Sie sich besonders vor den Tomtern. Die sind sehr schnell, sehr wild und sehr bösartig. Sie verspeisen Ihre Extremitäten zum Frühstück, wenn Sie so dumm sind, ihnen in die Augen zu blicken, also unterlassen Sie es.«
    Katherine schaute verwirrt.
    »Sie haben noch nie von ihnen gehört, ich seh’s Ihnen an! Das

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