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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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Lederkessel fanden, ohne einen Tropfen Wasser darin, vermuteten sie, dass er durch irgendetwas abgelenkt worden war, bevor er das Seeufer erreicht hatte. Mittlerweile hatten sie überall gesucht und nichts gefunden.
    »Höchstwahrscheinlich ist er umhergestreift, hat sich verlaufen und hält sich jetzt vernünftigerweise bis Tagesanbruch versteckt, um uns dann zu suchen«, vermutete Barklice zerknirscht.
    »Vernunft gehört nicht zu Storts Stärken«, knurrte Pike.
    »Was hat er denn getan, bevor Sie losgingen?«, fragte Jack Barklice, nachdem sie wieder bei dem Stein zusammengekommen waren, sich mit einem Schluck Met wärmten und versuchten, nicht an das Schlimmste zu denken.
    »Er hat das Henge erkundet, mir etwas darüber erzählt, und dann haben wir hier gesessen und uns unterhalten.«
    »Hat er etwas entdeckt, das ihn besonders interessiert hat?«
    »Er hat erzählt«, antwortete Barklice, »dass dieses Henge früher eines der größten und bedeutendsten in Englalond gewesen sei. Er konnte die Augen nicht von den Überresten wenden und hat herauszufinden versucht, in welcher Beziehung die Teile zueinander stehen. Aber so ist er nun mal, nicht wahr, Master Brif? Immer neugierig, immer geistig rege.«
    Der Meisterschreiber nickte. »Er findet stets etwas Interessantes, das es wert ist, erkundet zu werden, Barklice. Da ist ja der Grund, warum ich …«
    Barklice schaute schuldbewusst drein. Er hatte sein Versprechen gebrochen und den zerstreuten Stort an einem solchen Ort alleingelassen.
    Jack erhob sich. »Der Himmel klart auf, und der Mond und die Sterne spenden etwas Licht … Ich gehe los und sehe mich ein letztes Mal um.«
    Brif seufzte verdrießlich. »Eigentlich sollten wir Sie über unseren bevorstehenden Marsch nach Brum ins Bild setzen und Ihnen erklären, warum die Fyrd Katherine entführt haben, und vieles andere mehr, aber weil Stort nicht hier ist und seine Meinung dazu sagen kann und weil wir uns Sorgen wegen seines Verschwindens machen … nun ja … wir haben Ihnen eigentlich noch gar nichts gesagt.«
    »Ich werde trotzdem gehen und mir die Beine vertreten«, erwiderte Jack. »Vielleicht können wir später noch reden.«
    Die Nacht war so klar, dass man die nähere Umgebung leidlich gut erkennen konnte, nur war es, wie sie alle schon festgestellt hatten, mitunter schwierig, zwischen Schatten und Pfützen zu unterscheiden.
    Doch Jack hielt sich so, dass er den Stein jederzeit gut im Blick hatte, und ging vorsichtig zum Seeufer hinunter, wobei er sich vom Plätschern des Wasser leiten ließ. Diesen Bereich hatte er selbst nicht abgesucht, da er vom höher gelegenen Gelände in der Mitte des Henges aus gut einzusehen und von Stort keine Spur zu erkennen gewesen war.
    Das Gelände war freilich unwegsam, denn hier hatte es allerlei Müll an Land gespült, der vermutlich in den See gekippt und übers Wasser getrieben worden war.
    So stolperte er mehrmals über irgendwelche Gegenstände, bevorer das Ufer erreichte, den Blick über die stille schwarze Fläche des Sees gleiten ließ und sich dann nach rechts wandte, um festzustellen, wo der erhöhte Rand des Henges im Wasser verschwand. Trotz des schlechten Lichts kam er gut voran, weil der Boden dort leicht erhöht und weniger matschig war.
    Als er umkehrte und in die andere Richtung zurückging, bemerkte er etwas Dunkles am Boden und ging nachsehen, was es war. Es war nur schemenhaft zu erkennen, doch als er sich bückte und es betastete, spürte er weichen, trockenen Kleiderstoff auf einer Kunststoffunterlage.
    Er rief nach einer Lampe, und alle kamen herbeigeeilt. Als Barklice die Klappe seiner Laterne öffnete, sahen sie Storts Oberkleider. Sie lagen säuberlich zusammengefaltet auf einem schwarzen Müllsack.
    Noch bevor sie über die grausige Bedeutung dieser höchst merkwürdigen Entdeckung sprachen, riefen alle gleichzeitig in das undurchdringliche Dunkel über dem See hinaus. Dann verstummte einer nach dem anderen, als sie die düstere Erkenntnis traf, dass der Gerufene nicht antwortete und es unter den gegebenen Umständen wahrscheinlich auch nie tun würde.
    Zunächst mochte keiner die unvermeidliche Folgerung ziehen.
    »Aber warum ist er nur in den See gegangen?«, fragte Brif fassungslos. »Er kann doch gar nicht schwimmen!«
    Es gab keine vernünftige Erklärung für das, was immer deutlichere Züge einer Tragödie annahm, und am Ende war es Brif, der in Worte fasste, was nun alle befürchteten: »Gentlemen, ich habe den starken Verdacht, dass

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