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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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sie sahen, wer das Geräusch verursachte, und der Gang wand sich so oft nach rechts und links, dass ihnen bald jeder Richtungssinn abhanden kam.
    Ohne die Linien und Felds selbstbewusste Führung hätten sie sich leicht verirren können, denn die Kerzen flackerten unablässig in der schlechten Luft und im teils kräftigen Wind, der immer wieder plötzlich aus Seitengängen, Röhren in den Wänden und offenbar stillgelegten Schächten wehte, die mit rostigen Gittern verschlossen waren. Allgegenwärtig war nur das beunruhigende und bedrohliche Rauschen strömenden Wassers.
    Mehr als einmal stießen sie auf Kadaver von Tieren, die schon lange tot und bis zur Unkenntlichkeit verwest waren, das Fell verfilzt und räudig, die Federn schmutzig und stumpf. Sie verströmten einen widerlich süßlichen Geruch, und Katherine hielt sich jedes Mal Mund und Nase zu und würgte, wenn sie an einem vorüberkamen.
    Von Zeit zu Zeit fiel Licht durch einen Lüftungsschacht, der in die Oberwelt, wie die Fyrd sie nannten, hinaufführte, und täuschte ihre Sinne. Besonders verblüfft waren sie, als sie am Eingang zu einem Seitentunnel einen Haufen angeschwemmter Lumpen zu sehen glaubten, auf dem sich hunderte Ratten tummelten. Im Näherkommen erkannte Katherine, dass es sich um eine tote weiße Katze handelte, die von Maden wuselte.
    Dann endete der Marsch so plötzlich, wie er begonnen hatte. Der Tunnel führte schräg nach oben, wurde trockener, und weiter vorn, wo er sich gabelte, war künstliches Licht zu sehen. Sie vernahmen widerhallende Schritte und Stimmen, Hunderte an der Zahl.
    Wahrscheinlich waren die Fyrd erleichtert, die Tunnel hinter sich gebracht zu haben, denn plötzlich drängten alle, einschließlich Major Feld, ungeduldig vorwärts, bogen in den linken Gang und ließen Katherine und ihren Bewacher an der Gabelung zurück.
    Katherine zögerte keine Sekunde. Sie gab dem Bewacher einen Stoß, stellte ihm ein Bein und entriss ihm die Laterne.
    Dann rannte sie in den anderen Tunnel, den Lichtern und Stimmen entgegen. Sie hatte weder einen Plan noch eine Ahnung, wo sie sich befand, aber sie war sich sicher, dass es überall besser war als dort, wo man sie hinbringen wollte.
    Doch da irrte sie.
    Sie hatte angenommen, der Tunnel führe zu den Lichtern, doch weit gefehlt. Er endete jäh an einem breiten Kanal, durch den Wasser rauschte, und schien noch ein paar Meter an ihm entlangzuführen, ehe der nach rechts in einen unbeleuchteten Eingang abzweigte.
    Hinter ihr brüllten die Fyrd, und so rannte sie in die einzige Richtung, die ihr noch blieb, hielt die Laterne in die Höhe, damit sie etwas sehen konnte. Doch sehr schnell begriff sie, dass sie in dieselbe Art von Gängen zurückkehrte, denen sie soeben glücklich entronnen war. Sie blieb stehen, ging zurück und stellte fest, dass sie nicht nur eine, sondern zwei Kreuzungen passiert hatte. Sie war sich nicht sicher, aus welcher Richtung sie gekommen war.
    Sie lief aufs Geratewohl in einen Tunnel, hörte weiter hinten Stimmen, rannte weiter, obwohl sie schwere Beine bekam, und gelangte, nun vollends verwirrt, in einen Gang, der dunkel, niedrig und alt war. Der Kanarienvogel in der Laterne trillerte kurz und verstummte dann. Mit Schrecken sah sie, dass er tot war. Auch die Kerze flackerte – und verlosch. Völlige Finsternis umgab sie.
    Sie tastete sich an der Tunnelwand entlang, und im Gehen hörte sie ganz deutlich tapsende, glitschende Schritte hinter sich. Wer auch immer sie verfolgte, er war weder ein Hydden noch ein Mensch.

54
UNERREICHBAR
    E s war bereits stockdunkel, als Master Brif, Jack und die anderen die Suche nach Bedwyn Stort schließlich aufgaben.
    »So etwas hat er schon allzu oft gemacht«, knurrte Brif und machte der Sache ein Ende. »Ich schwöre beim Spiegel, dass ich ihm, sobald er wieder da ist, zur Strafe eine gehörige Tracht Prügel verabreichen werde wie einem Lehrburschen der schlimmsten Sorte!« Doch hinter Brifs Zorn verbarg sich ernste Sorge, denn das Gelände um die Quoits war schon bei Tag nicht ungefährlich, voll mit losem Baggerschutt und seichten Tümpeln mit trügerischem Treibsand. Bei Nacht wurde es richtig tückisch.
    Das Gebiet südlich der Quoits, das Pike durchkämmt hatte, war besonders gefährlich, und er hatte die Suche in dieser Richtung abbrechen müssen, sowie es zu dunkeln begann. Danach hatten sie die Suche auf den Norden beschränkt und unablässig Storts Namen gerufen. Ohne jeden Erfolg.
    Als sie den weggeworfenen

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