Der Frühling - Hyddenworld ; 1
schreckte Barklice aus seinen Gedanken und erinnerte sich, wie spät es war.
»Master Brif und seine Freunde müssten eigentlich längst hier sein. Es wird schon dunkel. Nach den Wolken und der Schwüle zu urteilen, wird es kräftigen Regen geben. Wir sollten den gleichen Weg zurückgehen und nachsehen, ob die Wegzeichen, die ich für sie hinterlassen habe, noch zu erkennen sind.«
»Wir?«, fragte Bedwyn Stort. »Ich fürchte, ich bin zu erschöpft und zu müde. Sie besitzen mehr Ausdauer als ich, obwohl Sie doppelt so alt sind.«
»Ich habe strikten Befehl, Sie nicht allein zu lassen.«
»Ach, tatsächlich? Ich frage mich, warum, schließlich bin ich erwachsen. Und viel zu erkunden gibt es hier auch nicht mehr. Warum sollte ich also losmarschieren und mich verlaufen?«
»Nun ja«, erwiderte Barklice voller Argwohn, »wenn Sie mir versprechen, innerhalb des Henges zu bleiben …«
Stort blickte zutiefst erleichtert und nahm wieder Platz. »Ich werde keinen Fuß aus dem Henge setzen, bis Sie zurück sind.«
»Sie könnten uns inzwischen einen frischen Trunk brauen«, schlug Barklice vor.
»Das kann und werde ich tun«, erwiderte Stort, rührte sich aber nicht vom Fleck.
Als erfahrener Reisender nahm Barklice wieder Zunder und Stahl aus seinem Rucksack und entzündete im Handumdrehen ein neues Feuer, dann stellte er die Stangen für das Kochgestell zusammen und warf Stort den Ledertopf vor die müden Füße.
»Das Wasser im See dürfte genießbar sein … Aber nicht das Henge verlassen, versprochen?«
»Versprochen, bei allem, was dieser Menhir gesehen hat!«, rief Stort ernst. »Und bei Ihrer Rückkehr wird Sie ein ausgezeichneter Trunk erwarten.«
»Hm«, brummte Barklice und machte sich im Dämmerlicht auf, um zu verhindern, dass Brif und die anderen sich noch auf den letzten Metern verliefen. Die Gegend war hügelig und unübersichtlich, da konnte es nicht schaden, noch ein paar Wegzeichen mehr anzubringen.
Als Barklice fort war, hob Stort den zusammenlegbaren Topf auf und schlug den Weg zum See ein.
Nun aber, da er bei Devil’s Quoits zum ersten Mal allein war, kam ihm unversehens der Gedanke, dass er die Zeit bis zum Dunkelwerden dazu nutzen konnte, herauszufinden, wo genau die beiden Henges verliefen, und insbesondere, wo sich ihr Nordosteingang befunden hatte. Denn wie alle Gelehrten wussten, war dies stets die Stelle der größten Veränderung in einem Henge und der größten in ihm waltenden Kräfte: das eigentliche Portal.
»Hmmm«, summte er, während er die Nordostecke ermittelte und erkannte, dass sie ein gutes Stück draußen auf dem See lag.
Einen Trunk zu bereiten erschien plötzlich unwichtig, und so legte er den Lederkessel auf den Boden, damit er frei von jeglichem Ballast seinen Gedanken nachgehen konnte.
»Hmmm«, summte er wieder, und sein Verstand begann bedenklich zu arbeiten.
Um ihn herum lag allerlei Gerümpel und Abfall. Schartige Holzlatten, rostige Eisenstücke, dicke, vom Wind zerfetzte Plastikplanen, die verrostete Felge eines Fahrrads und vieles andere mehr.
Unwillkürlich hob er ein Stück öliges Styropor auf, und sein Summen wurde noch dringlicher.
Er blickte zu dem kaum noch erkennbaren Erdwall des Henges, der bei Baggerarbeiten weitgehend zerstört worden war, und schritt an ihm entlang in Richtung See. Als Nächstes fand er ein Metallrohr, schüttelte aber den Kopf und warf es wieder weg. Dann ein Stück Schnur, das er behielt.
Hmmm-hmmm-hmmm,
summte er weiter, bückte sich und hob einen aufgerollten Plastikschlauch auf. Der Kessel war jetzt vollkommen vergessen.
»Ja, unbedingt«, rief er plötzlich aufgeregt, als in seinem Kopf eine neue Idee Gestalt annahm. »Das müsste hinhauen, und zwar bevor Mister Barklice zurück ist. Ich schätze, er wird gar nichts merken.«
Mit dem Geschick, das er in über zwanzig Jahren beim Bau wunderlicher Apparate erworben hatte, ging er daran, aus seinen Fundstücken etwas zusammenzubasteln. Dann tat er, was er immer tat, wenn ihm eine Idee für eine neue Erfindung gekommen war und er alles, was er dafür benötigte, zur Hand hatte. Er drehte sich einmal im Kreis, fröhlich wie ein Kind beim Spielen
Einige Minuten später, als seine neue Erfindung fertig war, ging er ans Wasser. Er setzte seinen Apparat auf dem Boden ab, zog alle Kleider bis auf die Hemdhose aus und legte sie auf einen Plastikmüllsack, damit sie trocken und sauber blieben.
Dann hob er seinen Apparat wieder auf, watete ins Wasser, und keine Minute
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