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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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anschwoll und in dem leeren Holzbecher widerhallte.
    »Oh ja!«, rief er plötzlich und warf den Becher ausgelassen von sich. »Ich verstehe nur zu gut, warum Stort, dieser famose Bursche, danach getrachtet hat, seinem Leben ein Ende zu setzen. Es war kein Akt der Verzweiflung, sondern der Tapferkeit! Der mutigen Erkenntnis, dass der immerwährende Schmerz der … der …«
    »Der was, um Himmel willen?«, fragte Pike, mittlerweile ebenso verzweifelt wie Brif.
    »Kommt n-näher … n-och näher«, lallte Barklice verschwörerisch, als habe er etwas mitzuteilen, das nur geflüstert werden dürfe, falls irgendwo jenseits des Feuerscheins finstere Kreaturen lauerten und mithörten. »N-noch näher …«
    Alle rückten ganz dicht heran.
    »Wie war noch mal die Frage?«, brüllte er so laut, dass die anderen zurückprallten. Wieder vergoss er ein paar Tränen und fuhr dann wieder ganz leise fort: »Worüber haben wir gesprochen? Ach ja, über diesen traurigen Zustand, den empfindsame Seelen wie er und ich erdulden, ohne jemals zu klagen …«
    Sie sahen einander verdutzt an. »Was für einen Zustand?«, fragte Brif mit finsterem Blick.
    »Einsamkeit«, antwortete Barklice volltönend. »Die tiefe, existentielle, grausame und nicht enden wollende Einsamkeit des Herzens. Darüber haben wir gesprochen, bevor ihr gekommen seid, darüber, dass Hydden wie er und ich in dieser riesigen, aus Erde und Sternen, Mond und Planeten bestehenden Welt immer allein bleiben, ohne Hoffnung, jemals die Gesellschaft, den Trost und die Liebe – jawohl, Liebe! – einer der Unerreichbaren zu finden.«
    Er hielt inne, ein seltsam hoffnungsloses und doch heiteres Grinsen im Gesicht, wie einer, der seinem Schicksal ins Auge sieht und sich ihm schließlich fügt.
    »Wovon redet er eigentlich?«, wandte sich Brif flüsternd an Pike.
    »Was ist es denn, was wir alle suchen, aber so selten finden, Master Brif? Wissen Sie, der Sie sich in den erlauchten Kreisen der Sischen … der Sischenwaft …«
    »Der Wissenschaft?«
    »Richtig … der Sischenwaft bewegen. Wissen Sie es vielleicht?«
    Sie warteten darauf, dass er die Frage selbst beantwortete. Barklice verdrehte den Kopf und auch die Augen. »Wie es scheint, hat niemand außer mir gewusst, wie sehr sich Stort nach dem einen sehnte, das für unsereins unerreichbar ist!«
    »Klären Sie uns auf«, forderte Brif, nun wirklich neugierig darauf, was der Gefährte zu sagen versuchte.
    »Mehr Met, dann sage ich es Ihnen!«
    »Nein«, knurrte Pike. »Sagen Sie es uns sofort, oder ich erwürge Sie mit bloßen Händen.«
    Barklice nahm die Drohung ernst, holte tief Luft und verkündete schließlich: »Die Liebe einer Vertreterin des weiblichen Geschlechts, das ist es, was unerreichbar ist. Deswegen hat sich Stort so ehrenvoll das Leben genommen. Er wusste, dass er niemals geliebt werden könnte.«
    »Aber Barklice …«
    Doch es war zu spät, denn dem Forstmeister war der Kopf auf die Brust gesunken und er schlief. Selbst als sie ihm in die Wangen kniffen und ihm kaltes Wasser über den Kopf gossen, brabbelte er nur irgendwelchen Unsinn von Liebe, Frauen und dem Universum, bevor er wieder einschlummerte.
    »Ich weiß nur eins«, erklärte Pike viel später, nachdem sie noch einmal gesucht und unablässig Storts Namen gerufen hatten. »Wenn er tatsächlich in den See gegangen ist – und es sieht ganz danach aus –, wird er jetzt nicht mehr wiederkommen.«
    »Er war einer der schöpferischsten und einfallsreichsten Hydden, die mir je begegnet sind«, sagte Brif schließlich. »Deshalb fällt es mir schwer zu glauben, dass er für immer von uns gegangen sein soll.«
    Nach einer gebührenden Pause setzte er hinzu: »Schweren Herzens schlage ich vor, dass wir uns jetzt schlafen legen, denn wir haben morgen einen weiten Weg vor uns.«
    Doch Jack war damit nicht einverstanden. »Master Brif, Sie wollten mir doch ein paar Fragen beantworten und von der Welt der Hydden erzählen und … na ja, eben alles, was ich wissen muss.«
    »Wissen worüber?«, erwiderte Brif unwirsch, öffnete seinen Rucksack und nahm, während Pike seinem Beispiel folgte, seine zusammengerollte Decke heraus.
    »Über das, was hier vorgeht. Wer genau hat Katherine entführt?«
    Brif zog geheimnisvoll die Augenbrauen hoch und begann, sein Nachtlager zu richten.
    »Und woher wussten Sie, dass Sie kommen und mich holen mussten?«, bohrte Jack weiter.
    »Hm«, brummte Brif, während er seinen Umhang zu einem Kopfkissen zusammenlegte.
    »Und was

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