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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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unser lieber Freund, unser hochgeschätzter, aber leider auch sehr törichter Freund, versehentlich ertrunken ist.«
    »Ja«, murmelte Pike, kehrte ihnen den Rücken zu und fügte mit gebrochener Stimme hinzu: »Es steht fest, dass er ins Wasser getaucht und nicht wieder hochgekommen ist.«
    »Ich kann mir nur vorstellen«, fuhr Brif tieftraurig fort, »dass Master Stort, der einer der begabtesten Wissenschaftler ist – nein, war! –, den Hyddenwelt je hervorgebracht hat, von einer Idee in den Bann gezogen wurde, die so mächtig, und von einer Untersuchung, die so faszinierend war, dass er ins Wasser gestiegen ist und dabei völlig vergessen hat, dass er nicht schwimmen konnte!«
    Barklice hatte sich ein paar Schritte von den anderen entfernt, hieltsich die Brust und schnappte nach Luft, wobei er wirkte wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    Dann plötzlich bekam er, zum Entsetzen aller, einen Verzweiflungsanfall, fing kläglich zu weinen an und sank im Sternenlicht auf die Knie. Er bot ein Bild des Jammers.
    »Das war kein Unfall!«, klagte er. »Es war … es war … er hat sich das Leben genommen.«
    Die anderen warteten darauf, dass er erklärte, was er damit meinte, doch er konnte nicht, und so kniete sich Brif neben ihm in den Schlamm, legte ihm einen Arm um die Schultern und sagte: »Barklice, versuchen Sie uns zu sagen, was Sie wissen oder vermuten. Was ist ihm Schreckliches widerfahren?«
    Es dauerte eine Weile, ehe Barklice antworten konnte. Er schneuzte sich, tupfte sich die Augen, und erst nachdem er etliche Male schwer aus- und eingeatmet hatte, begann er endlich, sein Herz zu erleichtern.
    »Es war kein Unfall und auch kein Selbstmord.«
    »Aber was kann es dann gewesen sein?«, rief Pike.
    »Es war Mord«, antwortete Barklice düster. »Grausamer, hinterhältiger Mord.«
    »Aber wer und warum …«, stießen Brif und Pike beinahe gleichzeitig hervor, wobei Letzterer ein Messer zückte, als wolle er sie alle vor einer Gefahr schützen.
    »Ich war’s!«, stöhnte Barklice. »Ich habe ihn umgebracht. Es war mein Fehler! Ebenso gut hätte ich eine Armbrust nehmen und ihm einen Bolzen ins Herz schießen können. Ihn allein zu lassen nach diesem … nach diesem …«
    »Nach was?«, fragte Brif scharf.
    Barklice packte Brif am Arm und schaute flehentlich zu ihm auf.
    »Nach diesem Gespräch, das wir hatten…«
    Die Augen des Forstmeisters bekamen einen sonderbaren, irren Glanz, der durch das stetig heller werdende Licht des Mondes noch verstärkt wurde und sie alle erschreckte.
    »Das werde ich mir nie verzeihen können – heute nicht, niemals! Wie könnte ich? Deshalb bin ich es nicht wert, auch nur eine Sekunde länger zu leben! Ich … ich …«
    Damit stieß er Brif von sich, als sei er ein Federgewicht, drängteam stämmigen Pike vorbei, als biege er ein nasses Schilfrohr zur Seite, und rannte geradewegs in den See.
    Nur Jacks Geistesgegenwart verhinderte eine neuerliche Tragödie. Er stürzte sich auf Barklice, brachte ihn im seichten Wasser zu Fall und zog ihn mit Pikes Hilfe wieder ans trockene Ufer.
    Sie hielten ihn an allen vieren fest, bis seine Selbstmordwut verraucht war und er kaum noch die Kraft hatte, sich aufzusetzen. Dann machten sie ihm einen starken, heißen Met, um seine Nerven zu beruhigen.
    Er trank ihn fast in einem Zug und gleich noch einen zweiten Becher hinterher.
    »Ja«, gestand er plötzlich, wobei seine Stimme schon etwas kräftiger klang und seine Lebensgeister wieder in Schwung kamen, »es war samt und sonders mein Fehler, weil ich zugelassen habe, dass das Gespräch diese Richtung nahm.«
    »Welche Richtung?«, fragte Brif, der mit dem Forstmeister allmählich die Geduld verlor. Er hielt es für wichtig, möglichst rasch zu klären, was vorgefallen war. Vielleicht konnte man ja noch etwas tun.
    »Das werde ich Ihnen sagen, auch wenn es schwerfällt, solche Gedanken einzugestehen, aber ich … ich vermute …«
    »Ja, Mister Barklice?«, fragte Pike in beschwichtigendem Ton.
    »Könnte ich vielleicht noch ein, zwei Schlückchen von diesem ausgezeichneten M-Met bekommen … Wissen Sie … der M-Met gibt mir den M-Mut, offen zu sprechen … meine Hemmungen abzulegen.«
    Pike blickte zu Brif, und der bedeutete Jack mit einem Nicken, ihm noch einmal einzuschenken.
    Barklice schüttete das berauschende Getränk so schnell hinunter, dass es ihm auf beiden Seiten am Kinn herablief. Noch bevor er ganz fertig war, stieß er plötzlich ein Kichern aus, das zu einem hohlen Lachen

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