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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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Festoons Erlaubnis hast, werden wir dich zu einer der unseren machen.«
    Katherine wollte protestieren, doch sie war so müde und die Frauen so liebenswürdig und bestimmt, dass sie sich mit dem Gedanken beruhigte, sie könnten ihr unmöglich etwas zuleide tun. Sie wollte keine von ihnen werden, doch bis auf weiteres war ihre Kampfeslust erloschen.
    »Komm schon, meine Liebe …«, sagte eine, und Katherine war so, als werde sie fortgetragen, bis sie auf den Wogen eines traumlosen Schlafes trieb.

60
WIEDERAUFERSTEHUNG
    B arklice führte sie nach Norden. Ihr Ziel war ein Bahneinschnitt in der Nähe des unbedeutenden Menschendorfs Worton, wo, wie er vage erklärte, »wir unser Transportmittel nach Brum besteigen«.
    Um was für ein Gefährt es sich handelte, sagte er nicht, und in Anbetracht der allgemeinen Niedergeschlagenheit und Unlust zu sprechen fragte Jack nicht danach.
    Ihre Route verlief parallel zur Themse, die sich zu ihrer Rechten durch Felder und Wiesen schlängelte, auf denen bereits Wasserlachen standen.
    Pike bildete zusammen mit Jack die Nachhut und unterwies ihn in der Kunst des Beobachtens und Ausschauhaltens, die auf dieser wichtigen Position vonnöten war.
    »Sie müssen beide Seiten scharf im Auge behalten, und auch das, was vorn passiert, denn von hier aus hat man einen anderen Blickwinkel als der Anführer, und man bemerkt oft Dinge, die ihm entgehen. Sehen Sie auch nach hinten, denn für Feinde ist es erstaunlich leicht, von hinten über einen herzufallen, bevor man etwas merkt. Bewaldetes Gelände stellt ein besonderes Problem dar, ebenso umfriedete Äcker und hohe Hecken, aber Sie werden bald ein Gespür dafür bekommen, was zu tun ist. Es kann nicht schaden, sich gelegentlich etwas zurückfallen zu lassen, aber nicht für allzu lange und nach Möglichkeit nur, wenn Sie von den Kameraden, die vorn marschieren, noch gesehen und gehört werden können.«
    Sobald er merkte, dass Jack sich mit seiner neuen Aufgabe angefreundet hatte und ebenso gut zu Fuß war wie Barklice, überließ er ihn sich selbst und eilte nach vorn, um mit Brif einige Angelegenheiten zu besprechen, die ihre Ankunft am Abend in Brum betrafen.
    »Die Stadt ist überschwemmungsgefährdet«, sagte er noch zu Jack, bevor er ging, »und in Anbetracht dessen, was dort in den kommenden Stunden und Tagen geschehen wird, müssen wir uns gründlich überlegen, wie wir Katherine am besten finden und an einen sicheren Ort bringen können.«
    Sie marschierten durch bis zum Ortsrand von Eynsham, bogen dort auf die grüne Straße ein, eine seit langem stillgelegte Bahnlinie der Witney Railway und der East Gloucestershire Railway, und legten dann eine Rast ein.
    Während sie sich mit einem vorzüglichen Ingwer- und Johannisbeerlikör aus Brifs Herstellung und getrocknetem Rotbarsch, einer Spezialität Pikes, stärkten, tauschten sie in geselliger Runde Erinnerungen an Master Stort aus, mit dessen Tod sie sich inzwischen abgefunden hatten und dessen Andenken schon jetzt ein Quell des Vergnügens und der Belehrung war.
    »Stort war ohne Frage ein vorzüglicher Kenner alter Verkehrsnetze«, erklärte Barklice, und seine Begleiter nickten energisch, denn die Beschlagenheit ihres verstorbenen Gefährten auf diesem sehr speziellen Gebiet war weithin bekannt. »Es ist unglaublich, aber wahr, dass er sich jede Haupt- und Nebenstrecke des Eisenbahnnetzes in Englalond eingeprägt hat, mitsamt den dazugehörigen Bahnhöfen, Haltestationen und aktuellen Fahrplänen – und natürlich dem von 1908.«
    »Im Ernst?«, fragte Jack.
    »Aber gewiss«, bestätigte Brif. »Das Gedächtnis war Storts Fluch, wie er selbst zu sagen pflegte. Der arme Kerl brauchte nur einen Blick auf eine gedruckte Seite zu werfen, und schon hatte er sie für alle Zeit intus, wie sehr er sich auch bemühte, sie aus seinem Kopf zu verbannen. Infolge eines bedauerlichen Unfalls vor drei Jahren, als er in einem vergessenen Aufzugsschacht unter der New Street Station in Brum stecken blieb, konnte er einem die Abfahrts- und Ankunftszeiten aller Züge für das Jahr 1908 sagen, nebst allen Umsteigemöglichkeiten.«
    »Wieso denn gerade für dieses Jahr?«
    »Anscheinend war das einzige Objekt, das sich außer ihm selbst in diesem Aufzugsschacht befand und irgendwie von Nutzen war, eine Ausgabe der
Bradshaw’s Railway Gazette
aus dem betreffenden Jahr,die Jahrzehnte vor seinem Missgeschick in den Schacht gefallen sein musste. Er lernte jede einzelne Seite auswendig, bevor er sie

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