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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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… Ich habe entdeckt, was es heißt, ein Mensch zu sein.«
    Doch diese Beinaheenthüllung seiner zufälligen Entdeckung stieß bei Brif und Pike auf taube Ohren, zu groß war ihr Groll auf ihn. Als er dies erkannte, mischte sich Barklice eilends ein.
    »Erzählen Sie es ihnen später, Master Stort«, riet er ihm flüsternd, winkte Jack und trat schnell zwischen Stort und die beiden anderen. »Ich braue jetzt erst einmal einen Trunk. Jack, geben Sie Pike noch etwas Likör. Das wird ihn beruhigen.«
    Stort verstand überhaupt nicht, was sein Verschwinden ausgelöst hatte und welche Wutgefühle sein Wiedererscheinen hervorrief.
    Barklices Rat missachtend, fuhr er fort: »Meine neuesten Entdeckungen dürften Sie alle interessieren und …«
    »Sie werden gleich die Entdeckung machen, was es heißt, ein toter Mann zu sein«, warnte ihn Barklice erneut. »Im Augenblick ist Schweigen Gold, Master Stort.« Doch Stort hielt nicht inne, denn wenn er nervös war, wurde er geschwätzig. Er redete weiter, blind für das Leid, das er ihnen bereitet hatte.
    Jack, der dies alles beobachtete, bemerkte jedoch, dass keiner an seinem Zorn lange festhielt. Das meiste, was gesagt wurde, kam von Brif, und es brachte kurz und knapp eine einfache Wahrheit zum Ausdruck: »Master Stort, Sie sind einer der anstrengendsten Zeitgenossen, die mir je untergekommen sind, und doch hätte mich am heutigen Tag nichts glücklicher machen können, als Sie wieder in unserer Mitte zu wissen!«
    Pike, dessen Zorn der Erleichterung und gleichzeitig der Erkenntnis wich, dass ein Teil von ihm gestorben wäre, hätte er Stort nie wieder gesehen, entfernte sich unterdessen ein paar Schritte und wischte sich heimlich eine Träne aus dem Augenwinkel.
    Doch allein Jack begriff, dass sich hinter Storts Worten eine Erfahrung verbarg, die noch immer unausgesprochen war.
    »Stort«, sagte er, als sie ihren Marsch fortsetzten, »da draußen ist etwas Bedeutsames geschehen, nicht wahr?«
    Stort schwieg eine Weile.
    »Ja, es ist etwas geschehen«, sagte er schließlich und fasste Jack am Arm. »Ich habe zufällig die in Vergessenheit geratene Kunst entdeckt, mit Hilfe der Henges zwischen den Welten hin- und herzureisen.«
    Verwunderung und Begeisterung sprachen aus seinen Augen, und Jack begriff sofort die Wichtigkeit seiner Entdeckung.
    »Wie hast du das angestellt?«
    »Ich bin unvoreingenommen in die richtige Richtung gegangen«, antwortete Stort. »Das ist alles.«
    »In welche Richtung?«
    »Hin nach Nordosten, zurück in die umgekehrte Richtung, das ist schon die halbe Miete! Alles ist Illusion und Spiegelung, aber weißt du, was das eigentliche Geheimnis ist?«
    Jack wartete.
    »Dass man nie versucht, in die Vergangenheit zurückzukehren, oder sich bemüht, in die Zukunft zu gelangen, bevor man dazu bereit ist. Bei einem Henge geht es um das Hier und Jetzt und um das Wechseln von einer Form des Hier und Jetzt in eine andere. Ist das nicht wunderbar?«
    »Schon möglich«, erwiderte Jack, »nur verstehe ich es nicht ganz.«
    »Verstehen?
Verstehen!«,
rief Stort. »Mein lieber Jack, du musst es nicht verstehen, um es zu tun. Verstehen hilft überhaupt nicht. Es behindert einen nur.«
    »Aber wie kann ich es denn tun, wenn ich es nicht verstehe?«
    Stort kam näher. »Warst du jemals … äh … jemandem zugetan … na, du weißt schon, in eine Frau verliebt?«
    »Ich … ich bin mir nicht sicher. Ich glaube schon, ja …«
    Jack dachte an Katherine, und etwas Unerklärliches geschah. Sein Herz begann zu klopfen, sein Kopf zu schwirren, sein Atem zu rasen, und seine Stirn wurde feucht.
    »Verliebt?«, fragte er vage.
    »Ja. Warst du es schon einmal?«
    »Vielleicht … ja. Möglich. Ich meine, ich
bin
verliebt, glaube ich.«
    »Du glaubst es nur, aber du weißt es nicht?«
    »Ja. Ich meine, nein. Nein, ich meine, ja. Ich bin … verliebt.«
    »Und verstehst du, wie es passiert ist?«
    »Nein«, gab Jack zu, der langsam wieder zu Verstand kam, sich nun aber ganz anders fühlte als zuvor. Trotz des Regens, des Schlamms, der Müdigkeit und der seltsamen neuen Welt, in der er sich befand, erschien ihm alles plötzlich wunderbar.
    »Ich bin verliebt«, sagte er. »Und ich glaube, sie ist auch in mich verliebt.«
    »Lassen wir das mal beiseite«, sagte Stort, der nicht ahnte, was für ein Drama sich soeben in Jacks Herzen abgespielt hatte. »Ich will darauf hinaus, dass man das unerklärliche Wesen der Liebe nicht zu verstehen braucht, um sie zu empfinden.«
    »Man muss

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